Wir sind sehr zufrieden, zumal Shirocco erst auf neunzig Prozent war und gehen guten Mutes Richtung Arc“, hatte Trainer Andreas Schütz nach dem Großen Volkswagen – Preis von Baden in Iffezheim gesagt. Keine Spur von Enttäuschung, vielmehr strahlte der Championtrainer aus Köln Zuversicht mit Blick auf das wichtigste Rennen Europas aus.
Rang drei hinter Warrsan (zählt auch am Sonntag zu seinen Gegnern) und Egerton (landete anschließend im IVG-Preis von Europa nach wenig glücklichem Rennverlauf auf Rang vier) auf nicht einmal idealem, gutem Boden eröffnet Georg Baron von Ullmanns Derbysieger berechtigte Chancen vor dem mit 1,6 Millionen Euro dotierten Gruppe I-Rennen über 2400 Meter im Bois de Boulogne, in dem allein der Sieger 914.240 Euro erhält.
Selbstverständlich schwingt sich wieder Stalljockey Andreas Suborics in den Sattel des Monsun-Sohnes (seine Sperre endet am Samstag), doch sieht es nicht unbedingt so aus, als ob der Boden nun in Paris ganz nach seinem Geschmack sein würde.
„Das macht mir schon etwas Kopfzerbrechen“, bestätigt Andreas Schütz auf Nachfrage. „Die Alternativen wären das Canadian International, für das am Montag Nennungsschluss ist, oder Saisonschluss. Im ‘Arc’ starten wir schon, um Geld zu bekommen.
Ich erwarte eine ähnliche Leistungssteigerung wie von der Union zum Derby.“ Die Bestleistung der Schütz-Familie steht bislang bei Borgias drittem Rang zu Peintre Celebre 1997 (für Bruno Schütz). Racing Manager Paul Harley gab allerdings bereits am Mittwoch grünes Licht für Longchamp. „Shirocco geht zu neunundneunzig Prozent zum ‘Arc’. Es gibt nur einen Prix de l´Arc de Triomphe, und Baron von Ullmann hat grünes Licht gegeben, er möchte laufen. Vielleicht ändert sich ja auch der Boden noch, jedes Pferd muss da durch.“
Bis zu 14/1 stehen aktuell die Quoten bei den englischen Buchmachern auf einen Erfolg von Shirocco, der nach Star Appeal 1975 für den zweiten Triumph eines deutschen Pferdes im Jahr nach dem Aga Khan-Sieg mit Dalakhani sorgen könnte.
Favorisiert wird überall North Light, einer von voraussichtlich vier Derbysiegern im Aufgebot. Um die 5/1 gibt es auf den von Sir Michael Stoute trainierten Epsom Derby-Sieger, der wieder auf Grey Swallow, seinen Bezwinger aus dem irischen Pendant treffen wird. North Light hat man seit seinem Ehrenplatz auf dem Curragh nicht mehr am Ablauf gesehen, beim erst vierten Auftritt 2004 geht er also als frisches Pferd an den Start. Kieren Fallon wird sein Partner sein.
Für Grey Swallow (7/1) hielt man sich einen Auftritt im Bois de Boulogne lange Zeit offen, doch stehen seit Mittwoch die Ampeln im Lager von Dermot Weld auf Grün. Zuletzt in den Irish Champion Stakes über 2000 Meter landete er auf Rang vier, nicht allzu weit hinter Azamour. „Er hat zufriedenstellend gearbeitet“, berichtet Weld. Grey Swallow (Pat Smullen) musste für 60.000 Euro am Donnerstag nachgenannt werden.
Erst auf den letzten Drücker entschied man sich bei Khalid Abdullahs Quiff aus dem Stall von Sir Michael Stoute gegen eine Nachnennung. Der Vorjahreszweite Mubtaker (Richard Hills) enttäuschte weit hinter Warrsan und Shirocco in Baden auf der ganzen Linie, wird nach seiner Streichung am Donnerstag nicht mit von der Partie sein.
Position drei in den Wettmärkten hinter North Light und Grey Swallow nimmt kein Geringerer als Warrsan (10/1) ein, Shiroccos Bezwinger aus Iffezheim aus dem Quartier von Clive Brittain. Erneut vertraut man auf den jungen Australier Kerrin McEvoy, seit dem Frühjahr in Diensten des Godolphin-Stalles, hier aber für Saeed Manana engagiert.
Im Prix Niel probten vor einigen Wochen mehrere Dreijährige für den Arc – hauchdünn behauptete sich der von Andre Fabre für die Familie Lagardere vorbereitete Valixir (12/1, Eric Legrix) gegen den mehrfach sehr unglücklich agierenden Derby-Zweiten Prospect Park (14/1, Wertheimer/Carlos Laffon-Parias/Olivier Peslier) und den ehemaligen Spitzenzweijährigen Bago (12/1, Niarchos/Jonathan Pease/Thierry Gillet), der damals wie schon im Juddmonte International ziemlich unter den Erwartungen blieb, von Pease jedoch immer noch als „bestes Pferd, das ich je trainiert habe“, bezeichnet wird.
Nach der Pleite von Doyen in den Irish Champion Stakes und der Abmeldung von Sulamani vertraut Godolphin diesmal nur auf Mamool (12/1, Saeed bin Suroor/Lanfranco Dettori), im Jahr 2003 bei uns im Großen Bugatti-Preis und im Preis von Europa erfolgreich. Zwei Jahre nach Marienbard liegt es also an ihm, Scheich Mohammeds Erfolgsflotte wieder einen vollen Erfolg zu bescheren.
Ziemlich lange brauchte der Hengst, um nach seiner rätselhaften Vorstellung im Melbourne Cup wieder auf Touren zu kommen, doch der Aufgalopp in einem Gruppe III-Rennen in Kempton fiel versprechend aus.
Bewegte Tage hat das Team des imponierenden Japan Cup-Siegers Tap Dance City (16/1) hinter sich, der dieselbe Mutterlinie wie der neue Ebbesloher Beschäler Royal Dragon vertritt. Der Japaner wurde erst zum Nichtstarter erklärt, da es Probleme mit einem aus Mexiko kommenden Flieger gab. Auf Proteste der großen Fangemeinde hin organisierte die Japan Racing Association nun einen Alternativflug für Freitag, der Hengst kann das Spektakel Arc nun unter T. Sato in Angriff nehmen.
Die zweifache Oaks-Siegerin Ouija Board (14/1) hätte statt dem Arc auch in den Prix de l´Opera gehen, doch hat sich Lord Derby gemeinsam mit Trainer Ed Dunlop nun für das Monstre-Rennen entschieden. „Wir wollen unsere Chance im Arc suchen. Es gibt vielleicht nur einmal im Leben die Möglichkeit, solch ein berühmtes Rennen zu gewinnen. Wir wissen, wie schwierig es für eine dreijährige Stute ist, aber sie ist toll auf dem Posten“, versichert Dunlop. Bei ihrem ersten Start gegen die Hengste ist sie Johnny Murtagh anvertraut.
Wie es nun aussieht, startet auch die Dreijährige Latice (20/1), die Diane-Siegerin, die deutlich hinter Royal Fantasy und Vallera im Prix Vermeille als heiße Favoritin auf der ganzen Linie enttäuschte. Doch in ihrem Lager scheint man sich verpokert zu haben, hat Christophe Soumillon zu lange warten lassen. Der Vorjahressiegreiter hat mit einem Latice-Start im Prix de L’Opera gerechnet und bei Andre Fabre für Cherry Mix (33/1) zugesagt.
Soumillon sitzt nach dem Arc-Erfolg 2003 mit Dalakhani diesmal also nur auf einem Außenseiter. Michael Kinane steuert nun Latice. Die King George-Fünfte Vallee Enchantee (14/1, Wildenstein/Elie Lellouche/Stephane Pasquier) muss eine Pause überbrücken, doch darf man sie sicher nicht unterschätzen.
Der französische Derbysieger Blue Canari (40/1, enttäuschender Fünfter im Prix Niel) erhielt am Donnerstag eine Nachnennung, doch haben den Ritt von Christophe-Patrice Lemaire nur wenige auf der Rechnung.
Der Rest des Feldes rekrutiert sich aus krassen Außenseitern – Policy Maker (Thierry Thulliez), Pride (Thierry Jarnet), Silverskaya (Ioritz Mendizabal), Execute (Dominique Boeuf), Imperial Dancer (Ted Durcan), Acropolis und Mister Farmer. 21 Kandidaten blieben am Donnerstag, ein Tag vor der endgültigen Starterangabe, noch unter Order. Allerdings sind nur 20 Pferde startberechtigt, es könnte also noch ein Kandidat dem Ausscheidungsverfahren zum Opfer fallen. Mister Farmer würde als erstes Pferd herausfallen, danach Acropolis, Silverskaya und Pride.
Startzeit des Prix de l´Arc de Triomphe, der wieder unter dem Patronat der Hotel-Gruppe Lucien Barriere steht, ist voraussichtlich um 17.30 Uhr.
Seinesgleichen sucht das Rahmenprogramm am Sonntag in Longchamp. Denn nicht weniger als sechs Gruppe I-Rennen hintereinander (inklusive Arc) ziehen das Publikum in seinen Bann. Teilweise auch mit deutscher Beteiligung.
Im Prix de l´Abbaye (200.000 Euro) wagen Goldene Peitsche-Sieger Raffelberger (Stall Jenny/Mario Hofer/Andreas Suborics) und der damalige Dritte Lucky Strike (Lucky Stables/Andreas Trybuhl/Adrie de Vries) einen Start in der absoluten Sprinter-Elite.
„Wir sind uns der Schwere der Aufgabe bewusst“, erläutert Raffelbergers Betreuer Mario Hofer. „Alles läuft planmäßig. Er arbeitet gut, alles ist tiptop. Wir sind nicht chancenlos, aber ich wünschte mir schon noch etwas Regen.“
Vorjahressieger Patavellian führt den Coral-Wettmarkt mit 4/1 an, während der hinter ihm bei den Kursen folgende Pivotal Point (5/1) das Rennen auslässt, um von Trainer Peter Makin auf den Hong Kong Sprint vorbereitet zu werden. Der zuletzt nicht den Erwartungen entsprechende O´Brien-Dreijährige One Cool Cat ist nicht mehr dabei, hat die Rennkarriere inzwischen beendet. Weit vorne erwartet wird der eisenharte Engländer The Tatling. Hier besaßen noch 15 Pferde am Donnerstag ein Engagement.
Ganz große Spannung prägt den Prix de l´Opera (250.000 Euro, 2000 m), denn mit Shapira und Vallera rückt sogar ein Duo aus hiesigen Quartieren in die Boxen ein: Ammermann Racing aus den USA erwarb erst vor wenigen Tagen die Auenquellerin Vallera, die nun ihr Debut für amerikanische Interessen gibt. Wie bei ihrem ausgezeichneten vierten Platz im Prix Vermeille (Gruppe I), ebenfalls in Longchamp sitzt Andreas Boschert im Sattel der von Uwe Ostmann trainierten Pferdedame.
„Das war exzellent, die beste Form, die sie bislang gezeigt hat“, schildert der Trainer. „Bei einer etwas günstigeren Startnummer wäre noch mehr herausgesprungen. Das Problem war, dass man sie damals zu Beginn des Rennens nicht verstecken konnte. Bis dahin war sie also zu fleißig. Sie war ja nur gut eine Länge von der Siegerin entfernt. Vallera ist hervorragend auf dem Posten. Ich wünsche mir allerdings weichen Boden. Je weicher, desto besser. Die Distanz könnte allerdings einen Tick zu kurz sein. Meine Hoffnung ist, dass es viel Tempo geben wird. Nach dem Rennen soll die Stute nach Mülheim zurückkehren. Es könnte sein, dass sie danach noch einen Start in den USA unter meiner Regie absolviert.“
Für ihr Riesenpech aus dem Prix de la Nonette (Gruppe III) in Deauville könnte sich Stall Granums Shapira nun entschädigen. Bekanntlich hatte sie die wegen Fehlstarts nicht gewertete erste Auflage der Prüfung gewonnen, an der zweiten Edition dann aber nicht mehr teilgenommen. Trainer Andreas Löwe vertraut wie beim klassischen Triumph im Henkel-Rennen wieder auf Jiri Palik: „Sie gefällt mir ausgezeichnet, hat eine tolle Arbeit hingelegt. Wir brauchen allerdings weicheren Boden als zur Zeit zur Einstellung der Bestform.“
Schlagen müssen die beiden Deutschen in erster Linie die Ammerländerin Grey Lilas aus dem Stall von Andre Fabre, die nach ihrem Nonette-Sieg auch im Prix du Moulin (Gruppe I) gegen starke Hengste (zu diesen gehörten auch Paolini und Martillo) imponierte. 11 Ladies befanden sich am Donnerstag noch in der vorläufigen Liste.
Im Prix du Cadran (200.000 Euro, 4000 m) wird der beste Steher gesucht. Nur acht Kandidaten waren noch startberechtigt. Die Jungstars geben sich im Prix Marcel Boussac (250.000 Euro, 1600 m – Stuten/noch 14 Pferde) und im Prix Jean-Luc Lagardere – Grand Criterium (350.000 Euro, 1400 m/7 Kandidaten) die Ehre, hier ist schon so oft der Stern eines absoluten Stars aufgegangen. In der Auftaktprüfung könnte der von Doris Smith trainierte Alshakiro antreten, besaß noch ein Engagement in einem mit 65.000 Euro dotierten 1850 Meter-Handicap.
Bereits am Samstag tragen vier der acht Prüfungen das Etikett Gruppe II. Highlight aus deutscher Sicht ist der Prix de Royallieu (105.000 Euro, 2500 m). Hier dürfte Stall Nizzas Royal Fantasy mit ausgezeichneten Chancen unterwegs sein. Denn ihr Ehrenplatz im Prix Vermeille (Gruppe I) hier vor einigen Wochen ist noch bestens in Erinnerung. Erneut setzt Trainer Horst Steinmetz auf den Italiener Edmondo Botti.
„Sie gefällt mir sehr gut, hat sich noch einen Tick verbessert“, erläutert der Neusser Coach. „Sie hat ja auch spät begonnen mit ihren Starts in dieser Saison. Jetzt präsentiert sich die Stute deutlich gefestigt, packt immer mehr Muskulatur auf, hat auch ihre Nerven besser im Griff. Ich fahre mit guten Erwartungen nach Paris. Auch einige ihrer früheren Gegnerinnen treten wieder an, doch die damalige Siegerin wird nicht mit von der Partie sein.‘
Lediglich elf Gegnerinnen stehen unter Order. Interessant ist nicht zuletzt die von Godolphin nachgenannte aktuelle Gruppe II-Siegerin aus Doncaster, Echoes In Eternity. Vor einem Jahr gewann hier die Royer-Dupre-Lady Behkara ein Gruppe II-Rennen, während ihre auch im Arc noch startberechtigte Trainingsgefährtin Pride als Dritte im Prix Vermeille schon dicht bei Royal Fantasy einkam.
Im Prix Chaudenay (105.000 Euro, 3000 m für Dreijährige) bahnt sich ein ganz überschaubares Feld an, denn ganze sieben Kandidaten hatten eine Startberechtigung, darunter auch der Ex-Deutsche Kensington (jetzt bei Alain Junk).
110.000 Euro winken im Prix Daniel Wildenstein (110.000 Euro, 1600 m). In diesem hochinteressanten Vergleich zwischen Dreijährigen und älteren Pferden erhielt Andre Fabres Cacique eine Nachnennung, besitzt nach dem vierten Rang hinter Sulamani & Co. Im Juddmonte International im nun elfköpfigen Feld sicher gute Möglichkeiten.
Im Prix Dollar (105.000 Euro, 1950 m) dürften gerade die deutschen Turffans mit Interesse auf den von Henri-Alex Pantall trainierten Lando-Sohn Touch of Land achten, der mit Höchstgewicht im 12er-Aufgebot antritt.
Nach seinem Baden-Coup im Großen Mercedes Benz-Preis zog er sich auch in der Türkei im Bosphorus Cup hinter Senex und Maktub, aber vor dem Fährhofer Dayano gut aus der Affäre. Im Prix Charles Laffitte (Listenrennen, 45.000 Euro, 2000 m) wurde Stall Capricorns Give me Five offenbar wegen des zu abgetrockneten Bodens am Donnerstag gestrichen, wird nicht mit von der Partie in Paris-Longchamp sein.
Christian von der Recke bietet schließlich den Zweijährigen Esposito mit Christophe Soumillon in einem Verkaufsrennen für den jüngsten Jahrgang (22.000 Euro, 1400 m/17 Pferde) auf. Aller Voraussicht nach bringt die ZDF Sport-Reportage, die von 17.30 Uhr bis 18.00 Uhr läuft, einen Kurz-Beitrag über den Prix de l´Arc de Triomphe. Ein riesiger Jackpot der PMU von einer Million Euro winkt im Prix de l´Arc de Triomphe in der Quinte-Wette. Über German Tote kann man aus Deutschland in den Genuss dieses Geldsegens kommen.