FELDMANN-INTERVIEW

GaloppOnline.de: Herr Feldmann, hat Sie das starke Laufen von Enzio nicht überrascht?

Wilhelm Feldmann: Nein, überhaupt nicht. Dieses Pferd hat diese Klasse bereits früh gehabt. Da können sie beispielsweise einen Andreas Wöhler oder einen Eddie Pedroza fragen. Gerade die beiden waren früh von der Klasse Enzios immer überzeugt.

GaloppOnline.de: Welchen Bezug haben Sie persönlich zu Enzio?

Wilhelm Feldmann: Die Mutter Elle Diva, eine Big Shuffle-Tochter, startete einst für Stephan Hoffmeister. Sie absolvierte nur drei Starts, damals unter der Regie von Andreas Schütz, und wurde dann in die Zucht eingestellt. Manfred Jürgensmeyer und andere, soll heißen ein Bäckermeister, ein Friseur, ein Gestütsleiter- und meister schickten Elle Diva nach Rheinberg, wo Derbysieger Next Desert damals deckte. Mir gefiel die Mutter sehr, und so kam es, dass ich in dieser Gemeinschaft mitmachen durfte. Die Stute wurde tragend, und ihr erstes Fohlen, eben Enzio, wuchs im Gestüt Ebbesloh auf. Für mich persönlich eine der besten deutschen Schollen und Aufzuchtstätten, die wir haben. Und dann freue ich mich natürlich für Reginald Graf von Norman ganz besonders. Er hat Enzio als Fohlen, ohne es jemals gesehen zu haben, blind auf meine Empfehlung hin, gekauft. Das Pferd war schon früh ein richtig Guter.

GaloppOnline.de: Und Enzios weitere Geschichte?

Wilhelm Feldmann: Als Zweijähriger legte er unter der Regie von Andreas Wöhler gleich beim Erstauftritt in Hannover seine Maidenschaft ab. Dann kam der Winterfavorit, auf den wir großen Mumm hatten. Die Arbeitseindrücke waren hervorragend. Wir waren auch überzeugt davon, das er den Winterfavorit hätte gewinnen können. Am Tag des Rennens habe ich ihn nicht wiedererkannt, er war nass sowie aufgeregt und ist als Dritter trotzdem ein gutes Rennen gelaufen. Als Dreijähriger startete er im Frankfurter und Münchener Grupperennen und galt übrigens bis April als Derbyfavorit bei Racebets, hatte allerdings aufgrund eines Pendelhodens erst einmal eine Auszeit zu verkraften, in der Enzio bei Werner Baltromei gelegt wurde, dann lief er Ende der Dreijährigen-Saison noch einmal. Die weitere Entwicklung hat dann auch gänzlich Baltromei zu verantworten. Das war ganz allein „sein Ding“. Werner hat einen hervorragenden Job gemacht hat und Enzio in Cagnes aufgebaut hat, inklusive seinem Vorschlag, den Wallach in Frankreich bei Nicolas Milliere im Training zu belassen. All dies ist ganz allein ihm zu verdanken.

GaloppOnline.de: Gibt es noch weitere Produkte aus der Elle Diva?

Wilhelm Feldmann: Eine dreijährige Black Sam Bellamy-Tochter mit Namen Emma Peel steht zur Zeit bei Werner Baltromei und soll für Stall Schalkmädchen an den Start kommen. Dann gab es noch eine rechte Schwester von Enzio, die nach bei einem Koppelunfall leider eine Schulterfraktur erlitten hatte und nicht mehr zu retten war. Daneben gibt es noch eine Jährlingsstute von Königstiger. Elle Diva hat ganz aktuell ein sehr gelungenes Stutfohlen von Manduro, das am 3. April geboren wurde, bei Fuß. Die Mutter steht auf Römerhof und geht nun zur Bedeckung zu Dashing Blade.

GaloppOnline.de: Was freut Sie ganz besonders im Zusammenhang mit Enzio, wenn Sie das Rennen nochmals vor Augen haben bzw. was hat Sie geärgert?

Wilhelm Feldmann: Es war eine Augenweide, diesen Dominique Boeuf reiten zu sehen, ein absoluter Weltklasseritt. Dann muss ich Ihnen sagen, habe ich mich für Next Desert gefreut. Einen Hengst, den wir leider viel zu früh abgeschrieben haben und der unter Wert geblieben ist. Ein Satz hat mich in diesem Zusammenhang etwas geärgert: Nämlich Kondition schlägt Klasse. Für mich hat der Hengst immer Klasse gehabt. Und wenn man über Kondition spricht, so kann ich dies so nicht gelten lassen. Wo war denn beispielsweise ein Abbashiva, der auch Kondition hatte.

GaloppOnline.de: Was begeistert Sie an Next Desert besonders?

Wilhelm Feldmann: Ich stand immer auf den Hengst. Es gab nach dem berühmten 90-iger Jahrgang mit Lando, Monsun, Sternkönig und Kornado zwei Pferde im Derby, die ich nie vergessen werden. Das sind Next Desert und Samum. Andreas Schütz hat einmal gesagt, dass Next Desert das beste Pferd gewesen sei, das er je trainiert habe. Und in Rheinberg habe ich ihn auf der großen Koppel gesehen, wo er abgegangen ist wie kein Zweiter.

GaloppOnline.de: Jedenfalls hat der Hengst nun seinen ersten Gruppe-Sieger, das bisher erfolgreichste Produkt. Kommen noch andere gute Pferde nach aus Ihrer Sicht?

Wilhelm Feldmann: Ein gutes Gefühl, ähnlich wie bei Enzio, habe ich zum Beispiel bei Andong, einem Next Desert-Sohn aus der Ebbesloherin Alisa, die auch für die mehrfache Gruppe-Siegerin Avanti Polonia zeichnet. Besitzer ist der ehemalige Fußballprofi Markus Münch. Andong steht bei keinem Geringeren als Waldemar Hickst in Köln im Training. Dann möchte ich noch Gereon nennen, einen Bruder der Oaks d‘Italia-Siegerin Goose Bay, der bei Besitzertrainer Christian Zschache in Hoppegarten vorbereitet wird. Ich halte ihn persönlich für einen ganz hervorragenden Trainer, der leider keine Public-Lizenz inne hat.

GaloppOnline.de: Was macht Wilhelm Feldmann aktuell? Sind Sie dem Vollblut weiterhin verbunden?

Wilhelm Feldmann: Nach Rheinberg und vier Jahren in Ebbesloh habe ich eine berufliche Veränderung gesucht. Aktuell bin ich bei Michael Andree im Gestüt Römerhof als dessen rechte Hand tätig.

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