Eine immerhin schon fünfjährige Stute, die aber in diesem Jahr zwei der wichtigsten Gruppe I-Rennen in Deutschland gewonnen hat. Ein dreijähriger Hengst, der in seiner Karriere, die immerhin auch schon zehn Starts umfasst, überhaupt noch kein Erfolgserlebnis hatte. Eine dreijährige Stute, die immer im Vordertreffen war, wenn es um großes Geld ging, der aber oft das Glück fehlte und der noch ein ganz großer Treffer fehlt. Drei von neun Startern im 41. IGV Preis von Europa. Albanova, Egerton und Saldentigerin.
Und normalerweise wird der Sieger im wichtigsten deutschen Galopprennen des Spätsommers aus diesem Trio kommen. Normalerweise. Als Favoritin, das dürfte nach der aktuellen Wetterlage ziemlich gesichert sein, wird Albanova (Foto) an den Start kommen. Mit fünf Jahren ist die Alzao-Tochter eigentlich schon im besten Mutterstuten-Alter, doch haben Besitzerin Kirsten Rausing und Trainer Sir Mark Prescott im Winter sicher die richtige Entscheidung gefällt, als sie die Stute noch ein Jahr im Training gelassen haben.
Sir Mark Prescott hatte schon vor dem Großen Preis von Baden gepokert. Mit englischen Kollegen hatte er sich verständigt, hatte spät von einem Start an der Oos abgesehen, angesichts der Gegner und auch wegen des abtrocknenden Bodens. Er wartete bis zu diesem Wochenende und wenn man die Witterung sieht, wird er daran recht getan haben. Seb Sanders bekommt diesmal für den zweimal auf der Schimmelstute erfolgreichen Terry Hellier den Ritt, natürlich, er ist der Stalljockey im Heath House Stable.
Der logische Gegner ist aus Deutschland Egerton – wenn er denn so schnell läuft wie in Baden-Baden. 100 Meter weiter, und der Groom Dancer-Sohn hätte möglicherweise in einem Gruppe I-Rennen seine Maidenschaft abgelegt. „Er hat zum ersten Mal im Rennen gezeigt, was er uns jeden Morgen im Training bietet“, sagte Trainer Peter Rau in Iffezheim. Der Ravensberger Coach hatte fast schon schlaflose Stunden, weil Training und Rennen doch erhebliche Unterschiede boten.
Eine Stute, die das Attribut „grundsolide“ verdient, ist Saldentigerin. Dritte in der „Diana“, Vierte im Deutschen Derby, Zweite im Fürstenberg-Rennen, immer dabei, wenn es um das große Geld geht, immer im Finish und nicht immer glücklich – der ganz große Wurf ist ihr noch nicht gelungen. Man war noch einmal zum Jockeywechsel gezwungen, auch wegen des niedrigen Gewichtes, doch konnte man mit Champion Andrasch Starke keine bessere Wahl treffen.
Das schlechte Wetter, das seit der Wochenmitte nicht nur im Rheinland vorherrscht, begünstigt natürlich ein Pferd, das den Preis von Europa vor zwei Jahren gewonnen hat: der Röttgener Well Made, ein ausgewiesenes „Sumpfhuhn“, seitdem ohne vollen Erfolg, aber in der Regel nie auf passendem Boden angetreten.
Ein Quintett versucht sich gegen die doch etwas darüber stehenden, vier anderen Konkurrenten und in manchem Fall heißt das Motto, „man kann nur gewinnen, wenn man mitläuft.“ Dano-Mast, nicht mehr der Jüngste und schon in Baden-Baden ohne Chance, ist sicher nur Außenseiter, eher könnte schon der osteuropäische Star Darasalam mitmischen, denn sein sechster Platz im Englischen St.Leger war nicht verkehrt und wurde von der dortigen Presse ausgesprochen wohlwollend kommentiert.
Bleiben Deva, Longridge und Soterio. Für alle drei ist es ein weiterer Sprung und für ihre jeweilige Umgebung wäre eine Platzierung auf Gruppe I-Ebene schon ein Erfolg. Nicht weit hinter den Geldrängen war immerhin schon Deva in dieser Kategorie unterwegs, doch konnte sie das in Bremen bei zu langsamen Rennen nicht bestätigen. Einfach ist es nicht, auch nicht für die anderen beiden Kandidaten, von denen Soterio sogar erst letzten Montag nachgenannt wurde.