Es war eines der Rennen, an die man sich noch viele Jahre später erinnern sollte. Der 25. Preis von Europa am 27. September 1987 in Köln, damals unter dem Patronat des Sportartikelmultis Puma gelaufen. 400 000 Mark betrug damals die Dotierung, zwölf Pferde waren am Start, ein hoch-klassiges Feld.
Und es war am Ende eine enorm spannende Auseinandersetzung, in der der französische Gast Le Glorieux wenige Meter vor dem Ziel den Mitfavoriten Kondor niedergerungen hatte, scheinbar als Sieger den Pfosten passierte, auch wenn außen der krasse Außenseiter Kamiros II noch gefährlich nahe gekommen zu sein schien.
Heinz Rosenbusch, damaliger Kölner Rennbahnverwalter, hatte Le Glorieux bereits die Siegerschleife umgebunden, dessen Jockey Jean-Luc Kessas ließ sich feiern, doch plötzlich änderte die Auswertung des Zielfotos die Lage. Kamiros II hatte es, nach glänzend getimeten Ritt von Peter Alafi, doch noch geschafft, war mit einem kurzen Kopf-Vorsprung Sieger.
Es war der größte Erfolg in der Karriere des Hengstes, Le Glorieux sollte später weltweit für Furore sorgen, Kondor war in dieser Zeit eines der besten Grand-Prix-Pferde im Lande, Vierter war der aktuelle Derby-Sieger Lebos und ein gewisser Acatenango beendete fast unbeachtet als Achter seine Rennlaufbahn. Vor zwei Wochen ist nun Kamiros II im Union-Gestütim Alter von 21 Jahren eingegangen, dort, wo er viele Jahre als Deckhengst tätig war. Kamiros II war an allen vier Hufen von Hufrehe befallen.
Kamiros II (die „zwei“ bekam er im Verlaufe seiner Rennlaufbahn zudiktiert, nachdem festgestellt wurde, dass es kurz zuvor in Irland schon einen Kamiros gegeben hatte) war der erste ganz große Sieger in der Trainerlaufbahn von Harro Remmert (Foto), der den Star Appeal-Sohn erst in diesem Jahr übernommen hatte, nachdem ihn vorher Sven von Mitzlaff betreut hatte. In dessen Obhut hatte er dreijährig u.a. das Deutsche St. Leger gewonnen, blieb vierjährig allerdings sieglos, da er gesundheitliche Probleme hatte.
1987 gewann er dann den Großen Preis der Dortmunder Wirtschaft und später im Jahr für 372:10 den erwähnten Preis von Europa. Auch sechsjährig blieb Kamiros II im Training, gewann auf seiner Lieblingsbahn Dortmund, wo er ungeschlagen war, erneut den Grossen Preis der Dortmunder Wirtschaft.
Kamiros hat bei 28 Starts neun Rennen gewonnen, setzte sich auf Distanzen zwischen 1600 und 2800 Meter durch und hatte in drei Rennzeiten ein GAG von 95 Kilo und höher. Als Deckhengst debutierte er im Gestüt Quenhorn, wechselte zur Saison 1993 in das Union-Gestüt, doch gelang es keinem seiner Nachkommen, auch nur annähernd seine Klasse zu erreichen. Diktys, Well Done und Tascilla sind zu nennen, aktuell natürlich der großartige Steher Adlerflieger und Limiros.