Bei der Starterangabe für den 39. Deutsche Post Euro Express Preis liefen die Telefone in der Geschäftsstelle des Kölner Rennvereins heiß. Und schon am frühen Mittag war in Weidenpesch klar: Ja, das wird ein tolles Rennen. Denn zu dem Gruppe I-Rennen sind bei der Starterangabe 16 Pferde angegeben worden, oder anders: 15 Galopper fordern Boreal. Denn für den Derbysieger kommt es nach dem Start in Baden-Baden zur nächsten Nagelprobe, denn auch in Köln stellen sich dem Ammerländer echte Prüfsteine in den Weg.
Boreal-Betreuer Peter Schiergen: ‚Die Abschlußarbeit war gut und ich bin zuversichtlich, dass er gut laufen wird. Der weiche Boden wird nicht zum Nachteil sein.‘ Schiergen hat mit Tareno ein weiteres Eisen im Feuer. Wer ist denn nun besser? Schiergen selbst hat darauf keine Antwort: ‚Das kann ich nicht sagen, da die beiden noch nie zusammen gearbeitet haben und ich es während des Trainings mit Sicherheit auch nicht austeste.‘ Der Sonntag wird es zeigen. Auf Boreal nimmt dessen Derby-Partner John Reid, auf Tareno Stalljockey Jimmy Quinn Platz.
Neben diesen beiden Pferden vertreten sieben weitere Starter den Derbyjahrgang. Die besten Leistungen von diesen haben bisher eindeutig Pryor (NICHTSTARTER) und Noroit gezeigt. Pryor bewies erst wieder in Baden-Baden sein Können, als er im Fürstenberg-Rennen zum Gruppesieger avancierte. Doch für Pyror muss Petrus die Sonne scheinen lassen, sonst wird es mit einem Start des Kornado-Sohnes mit Sicherheit nichts werden. Trainer Andreas Schütz dazu: ‚Wir haben ihn angegeben, werden aber auf jeden Fall nur bei gutem Boden starten.‘ Als Jockey ist Norman Richter angegeben, Andrasch Starke sitzt auf Aeskulap. Allein diese Tatsache zeigt wohl, dass niemand so recht an guten Boden glaubt.
Der Münchener Noroit (Christian Czachary) hat sein wahres Gesicht erstmals am Main gezeigt, als er Tareno und Street Poker nicht den Hauch einer Chance ließ und zum EuropaChampionat-Sieger aufstieg. Eigentlich hatte man für den Crack des Gestüts Park Wiedingen lange das St. Leger ins Auge gefasst, startet nun aber doch in Köln. Besitzer Helmut von Finck dazu: ‚Wir wissen selbst nicht so recht, wie gut Noroit schon ist. Eigentlich sollte er in Dortmund starten und erst im nächsten Jahr in Gruppe I-Level starten. Er gehört mit Sicherheit zur erweiterten Jahrgangsspitze und wurde bisher sehr behutsam aufgebaut.‘
Weitere dreijährige Pferde sind die polnische Stute Kombinacja, der in Iffezheim zurückgekehrte Syrakus (NICHTSTARTER), der Derbydritte Near Honor (Jozej Bojko), der Russe Bor sowie der Düsseldorfer Hengst Barsetto. Auf Barsetto wird in Köln erstmals Andreas Suborics sitzen. In Gruppe I-Rennen ist der Jockey immer eine Bank und Barsetto hat auf eben der Kölner Bahn in der Union die bisher beste Form seines Lebens gezeigt.
Die deutschen Interessen werden von vier älteren Galoppern vervollständigt. Unter Höchstgewicht sitzt Andrasch Starke auf dem Rücken von Aeskulap. Dessen Formkurve zeigt seit dem Großen Preis von Baden (wurde Sechster) wieder nach oben. Bonvivant zeigte seine beste Form in Iffezheim, als er Derbysieger Samum putze. Doch daran konnte er nie mehr anknüpfen. Am Sonntag soll Weltstar Mick Kinane dem Hengst Flügel verleihen. Zwar ist Hale Bopp Spezialist für weichen Boden, doch reicht seine Klasse für eine solche Prüfung bei weitem nicht aus. Hier geht es um Gruppe I-Ehren, der Hengst besitzt bis dato aber nur Listenformat. In Köln die beste Form seines Lebens zeigte der Harlekin-Hengst Network. Der Union-Sieger steht unter Billy Newnes vor der schwierigsten Aufgabe nach seiner Verletzungspause. Der Hengst wird allerdings nur laufen, wenn der Boden äußerst schwer werden wird und einige Gegner nicht starten.
Ganz anderes Kaliber besitzen die zwei Gäste Yavana´s Pace und Kutub (weiterer Gast ist Albaran). Beide haben in der Galopper Champions League auf Gruppe I-Parkett bereits in diesem Jahr gepunktet, kommen mit besten Referenzen nach Weidenpesch. Kutub fertigte unter Frankie Dettori (sitzt auch Sonntag im Sattel) im Dallmayr-Preis in München die deutsche Konkurrenz ab, wie er wollte, und Yavana´s Pace ist auch im Alter von neun Jahren noch immer eine Macht. Der Hengst gewann zuletzt ein Gruppe III-Rennen und ist immerhin Vorjahreszweiter dieses Rennens.