‚Es ist auf jeden Fall höchste Eile im Turf geboten‘

Am vergangenen Freitag ist Gerd Zimmermann, in der Computerbranche tätiger Unternehmer aus Pulheim bei Köln, erwartungsgemäß zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Betriebsgesellschaft Galopp (BGG) gewählt worden. Er ist damit sozusagen der oberste Repräsentant der Rennvereine und hat auch im Direktorium eine entscheidende Position. Zimmermann ist Nachfolger von Christian Sundermann, der wegen unüberbrückbarer Differenzen mit dem Direktoriums-Präsidenten Jochen Borchert zusammen mit BGG-Geschäftsführer Klaus Zellmann zurückgetreten war. Zimmermann ist seit einigen Jahren als Rennstallbesitzer aktiv, seine Pferde laufen unter dem Stall Jenny, mit dem er im vergangenen Jahr zum zweiten Mal das Championat der Besitzer von Hindernispferden erringen konnte.

Er sponsert seit geraumer Zeit relativ flächendeckend in der Republik auch den Stall Jenny-Cup, eine Serie von Jagd- und Hürdenrennen, mit denen der Hindernissport in Deutschland eine erhebliche Blutauffrischung bekam.

Vor seiner Wahl gab Zimmermann eine „Manager Summary“, in der er die von ihm angedachte Ausrichtung des Galopprennsports vortrug. Primär ging es darum um Maßnahmen, die ausschließlich durch „zentrale Organisationen des Sports betrieben werden können, also primär mit dem Wettgeschäft, dem zentralen Vertrieb und Marketing, den strukturellen Veränderungen in unserer Organisation, sowie den strategischen Zielrichtungen des Galopprennsportes“, zusammenhängen.

Zimmermann machte bei seinem Vortrag vor der BBG klar, dass „er nicht in die Annalen als einer der vielen Totengräber des Galopprennsports eingehen wolle.“ Er bat um Unterstützung auf dem Weg, die nachfolgenden Maßnahmen durchzuführen und forderte die Solidarität aller Beteiligten ein.

Die Person des Direktoriums-Vorsitzenden Jochen Borchert war gerade in den vergangenen Wochen im Focus der Kritik insbesondere der Rennvereine. Im Vorfeld einer Sitzung vor einigen Wochen hatte bereits ein knappes Dutzend Rennvereine ein Schreiben unterzeichnet, in dem der CDU-Bundestagsabgeordnete zum Rücktritt aufgefordert wurde.

Doch dieses Schreiben ist nie abgeschickt worden – weil sich der Kölner Rennverein am Ende querlegte. Und auch Zimmermann scheint es vorerst nicht auf direkten Konfrontationskurs mit Borchert angelegt zu haben. „Er weiß genau, um was es geht“, rekapitulierte er ein Gespräch am vergangenen Sonntag.

Und auch personell ist wenig Änderungsbedarf angesagt, auf „Köpferollen“ legt er es scheinbar nicht an. Die Geschäftsführung der BGG übernimmt der Hamburger Hans-Ludolf Matthiessen, der sich in den nächsten Tagen vorrangig um die Kontakte mit den Buchmachern kümmern soll. Nachfolgend die Ausführungen von Gerd Zimmermann vor der BGG, wir haben sie geringfügig überarbeitet.

Ein wesentlicher Bestandteil des Wettgeschäftes war in der Vergangenheit in der Vermittlungstätigkeit der Buchmacher begründet. Weiterhin finanzierten die Buchmacher mittels fixer monatlicher Gebühren die Satellitenübermittlung der Bild-, Ton- und Datenreportage vom wesentlichen Teil der Rennen, welche ja auch eine wesentliche Grundlage für die erfolgreiche Vermittlung von Außenwetten darstellte.

Als betriebswirtschaftlich auf Gewinn ausgerichtete Unternehmer haben die Buchmacher jedoch das Wettgeschäft ihrer Kunden langsam aber sicher von der Totalisatorwette hin zur Buchmacherwette und in der jüngsten Vergangenheit hin zur Auslandswette (hier ist der Buchmacher nur noch Vermittler, welcher die Wette an einen im Ausland angesiedelten Buchmacher, meistens vom gleichen Unternehmer weiterleitet) verlagert.

Die Gewinnmarge ist bei diesem Geschäft erheblich höher als bei der vermittelten Totalisatorwette, da der Buchmacher bei der eigenen Wette die gesamte Differenz zwischen Einsatz und Quote, manchmal noch nebst „Bearbeitungsgebühr“, erhält und nicht nur die normale, rund zehnprozentige Totalisator-Vermittlungsprovision. Diese Verhalten der Buchmacher ist durchaus verständlich und als solches kein Anlass zur Kritik. Es führt dazu, dass der Buchmacher auch den Anteil am Wettaufkommen des Kunden erhält, welches bisher für die Rennvereine zur Finanzierung ihrer Veranstaltungen bestimmt war.

Die Rennvereine sind natürlich nicht in der Lage, dieses Verhalten zu verhindern, da es keine gesetzliche Grundlage gibt, nach welcher sie an jedem Wettgeschäft partizipieren könnten. Zudem treten die Buchmacher immer häufiger bei den Rennvereinen als Sponsor auf und erzeugen somit eine Abhängigkeit der Rennvereine von ihnen.

Aufgrund der oben dargestellten Gründe ist das Außenwettaufkommen durch die Buchmacher in den letzten Jahren drastisch gesunken. Während in den 90er Jahren ein Außenwettanteil von 50 bis 70 Prozent am gesamten Wettaufkommen keine Seltenheit, sondern eher die Regel darstellte, so erzielen wir heute einen Außenwettanteil von ca. 45 Prozent, (beim Harzburger Meeting 2004 sogar nur 25 Prozent), wovon die beiden Buchmacherverbände wiederum nur ca. 55 Prozent beisteuern.

Der Rückgang des Deckungsbeitrages aufgrund der sinkenden Wettumsätze lässt sich zur Zeit durch Sponsoring, Eintrittsgelder und Nenngelder nicht kompensieren. Die Rennvereine sind also zwingend darauf angewiesen, das Wettaufkommen wieder zu beleben. Die Rennvereine müssten sich, ähnlich wie die Buchmacher, dem Markt stellen und marktgerechte Möglichkeiten zur Steigerung des Totalisatorumsatzes analysieren und umsetzen.

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