Als Dr. Peter Wind am Donnerstag der vergangenen Woche am anderen Ende der Leitung war und von einer traurigen Nachricht sprach, wusste man, was kommen würde. Der Hamburger Mediziner und Freund von Uwe Stoltefuß übermittelte die Nachricht vom Tode des Dortmunder Trainers. Uwe Stoltefuß war am Donnerstag im Alter von 57 Jahren einem schweren Krebsleiden erlegen. Dabei schien im Frühjahr so, als könne er die heimtückische Krankheit besiegen. Im November letzten Jahres hatte man Akute Myleoische Leukämie bei Uwe Stoltefuß diagnostiziert, es folgten Chemotherapien und schließlich eine Knochenmarktransplantation.
Im April meldete sich Uwe Stoltefuß zurück, sprach in einem ausführlichen Interview in der „“Sport-Welt“ über seinen schweren Kampf gegen die Krankheit, beschrieb, wie aufopferungsvoll sich seine Frau Birgit um alles gekümmert habe und zeigte sich, nicht zuletzt auch weil ihm die Ärzte viel Hoffnung machten, sehr optimistisch, was seine Zukunft angehe.
Uwe Stoltefuß kehrte Ende Mai auf die Rennbahn zurück, war Gast im Weidenpescher Park. Nun war er wieder dort, wo sich sein ganzes Leben abspielte. Bei seinen Pferden am Morgen war er bereits länger schon wieder gewesen, es schien, als ginge es in der Tat bergauf.
So besuchte Uwe Stoltefuß auch die Hamburger Derby-Woche, war bei seinen Besitzern, Freunden und Rennsportanhängern. Doch nach dem ersten Wochenende ging es Uwe Stoltefuß plötzlich gesundheitlich schlechter und schlechter. Er konnte sein Hotelzimmer kaum noch verlassen, schließlich wurde er in eine Hamburger Klinik eingewiesen. Dr. Peter Wind: „Die Leukämie war zurückgekehrt und er musste schnellstens in die Essener Spezialklinik transportiert werden. Dies gelang, Uwe kam in einen stabilisierten Zustand und wurde dann in Essen weiterbehandelt.“
Doch dort kam der nächste Rückschlag, eine Infektion aufgrund einer Abstoßung des Knochenmarks ließ die Überlebenschancen für Uwe Stoltefuß weiter sinken, am Ende verlor er diesen grausamen Kampf.
Ob Uwe Stoltefuß gespürt hat, dass er es womöglich doch nicht schaffen konnte und so noch einmal nach Hamburg wollte, bleibt sein Geheimnis. In Hamburg, wo er den allergrößten Triumph seiner so erfolgreichen Trainerlaufbahn erlebte. 1989 sattelte er Mon
drian zum Sieg im Deutschen Derby. Es war sein erster Gruppe-Sieg überhaupt.
Zwar kam dieser erst im Zimmer der Stewards zustande, als man Taishan zu Gunsten von Mondrian disqualifizierte, doch stand Uwe Stoltefuß wenige Minuten später auf dem Hamburger Siegerpodest, hatte mit 33 Jahren zu einem sehr frühen Zeitpunkt bereits den Gipfel eines Flachtrainers erklommen.
Dass Mondrians Derby-Erfolg keine Eintagsfliege war, bewies der Surumu-Sohn mit sechs weiteren Gruppe-I-Erfolgen. Nach dem Derby siegte Stall Hanses Surumu-Sohn im selben Jahr noch im Großen Preis von Berlin, Aral-Pokal und Großer Preis von Baden. Eine sensationelle Serie. Vierjährig sattelte ihn Uwe Stoltefuß auf höchster Ebene zu Siegen in Aral-Pokal, Großer Preis von Baden und Preis von Europa.
Als Mondrian nach einer Besitzerentscheidung zu Trainer Paul Cole nach England wechselte, hatte Uwe Stoltefuß schwer an diesem Verlust zu knabbern“. Mondrian sollte in seiner neuen englischen Heimat auch keine entscheidende Rolle mehr spielen.
Es waren somit 1989, als Mondrian zum Derby-Sieg kam, gerademal sieben Jahre vergangen, dass Uwe Stoltefuß mit ganz bescheidenem Material in das Abenteuer Trainer von Galopppferden gestartet war. Als dreifacher Champion der Hindernisreiter war seine Referenz nicht schlecht. Seine Lehre hatte er bei Hugo Danner in Dortmund begonnen, Norbert Sauer war die nächste Station gewesen, dann folgte Mitte der siebziger Jahre der Wechsel zu Adolf Wöhler nach Bremen.
Uwe Stoltefuß sprach stets davon, dass diese Zeit als Reiter seine schönste gewesen sei. Nun war es also soweit, 1982 stieg Uwe Stoltefuß ins Trainerlager ein. Mit drei Pferden ging es los, Nadremo war sein erster Starter und auch gleich sein erster Sieger. Besitzer war Hugo Einschütz, im Sattel von Nadremo saß Andreas Wöhler. Was schnell für Aufmerksamkeit sorgte und so bekam er mehr und mehr Pferde in Obhut.
Was viele schnell erkannt hatten: Uwe Stoltefuß hatte einen Blick für die Pferde, ein Talent, das man hat, oder nicht. Erlernen kann man dies nicht. Uwe Stoltefuß wusste auch stets genau, an welchen Orten und in welchen Rennen er seine Pferde einzusetzen hatte. Natürlich war auch der Hindernissport stets ein wichtiger Bestandteil im Management des Dortmunder Trainers. Zumal der Sport zwischen Flaggen in Deutschland in den 80ern und 90ern noch als ein El Dorado galt, sahnten auch die Hindernispferde von Uwe Stoltefuß so richtig ab.
Der famose Registano, der mit seiner Art und Weise, wie er die großen Jagdrennen im Lande gewann, Massen an Besuchern auf den Rennbahnen zu begeistern wusste, sollte stellvertretend für alle Hinderniscracks, die Uwe Stoltefuß trainiert hat, stehen. Das Meeting in Bad Harzburg beherrschte der Dortmunder Trainer über viele Jahre, aber auch in Baden-Baden und Hamburg stellte er stets Sieger auf Sieger, stieg auch auf diesen Premium-Bahnen zum Meetings-Champion auf.
Sein Dortmunder Quartier hatte im Laufe der Achtziger Jahre auch längst die Bezeichnung des Mittelstandes verlassen. Sein Stall zählte zu den Topadressen in Deutschland, was sich aber vorrangig auf die Quantität als vielmehr auf die Qualität bezog. Trotz seiner großen Erfolge, blieb weitgehend der Einzug bedeutenderer Gestüte aus, abgesehen am Anfang seiner Karriere von Gestüt Sybille, später folgten die Gestüte Harzburg und Wittekindshof.
Dennoch, in den besten Jahren standen bei Uwe Stoltefuß weit über 100 Pferde in Training. Die sogenannten kleinen Besitzer, die waren es, die Uwe Stoltefuß die Stange hielten. Und er belohnte sie mit zahlreichen Erfolgen.
Vielleicht war ihm das alles sogar Recht. Champagner in den sogenannten VIP-Räumen schlürfen war weniger sein Ding, das Bier mit den Kumpels an der Theke war ihm lieber. Eine Aufnahme für das diplomatische Corps hätte Uwe Stoltefuß auch nie bestanden. Er sprach immer nur Klartext. Ein ganz schwieriges Amt hatten seine Jockyes, denn Uwe Stoltefuß stellte hohe Ansprüche. Er wusste genau, dass schon ein einziger Fehler im Rennen entscheidend sein kann, wenn man mit Pferden unterwegs ist, die nicht immer unbedingt herausstehen.
Und das galt für viele seiner von ihm betreuten Pferde. Dank seiner so genialen Einschätzung war Uwe Stoltefuß der jüngste Trainer, der 1994 die Grenze von 1000 Siegen überschritt. In einem Zeitraum von nur zwölf Jahren im Traineramt. 1996 war er zudem der erste Trainer in der Geschichte des deutschen Galopprennsports, der Champion der Hindernis- wie auch Flachtrainer wurde.
1997 und 1998 reihten sich zwei weitere Championate auf der Flachen an. Auch wenn der Stall nicht mehr so voll und somit auch die Siege nicht mehr so erträglich wie noch zu früheren Gelegenheiten verbucht wurden, so summierten sich seine Erfolg doch auf stattliche Größen an. Am Eröffnungstag der Bad Harzburger Rennwoche 2009 und somit an einem für Uwe Stoltefuß so wichtigen Ort, markierte Jallah den 2000. Sieg für den Dortmunder Trainer.
Insgesamt kommt Uwe Stoltefuß auf 2069 Trainererfolge, 1640 auf der Flachen und 429 über Hindernisse. In welche Dimension er damit vorgestoßen war, beweist die Tatsache, dass mehr als 2000 Siege in Deutschland nur Heinz Jentzsch und Bruno Schütz erreicht haben.
Für jedes Pferd das richtige Rennen zu finden, egal ob man 140 oder 40 Pferde trainiert, das hatte er sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht. „Bei 2000 Siegen und mehr muss mir das wohl manchmal gelungen sein.“ Wie wahr, Uwe!