Die Nachricht, dass Adel Massaad die Besitzertrainerlizenz vorläufig entzogen worden ist, hat sich am Freitag in der Turf-Szene wie ein Lauffeuer verbreitet.
Wir haben mit Adel Massaad zu den erhobenen Vorwürfen und den vorläufigen Entzug der Lizenz gesprochen.
Ihnen wurde die Besitzertrainerlizenz vorübergehend mit sofortiger Wirkung entzogen, das klingt angesichts der Eile, mit der das getan wurde, nach massiven Vorwürfen.
Zunächst möchte ich betonen, dass die Verantwortlichen bei Deutscher Galopp auch nur ihren Job machen. Dass ich jetzt so ins Rampenlicht gerate, damit habe ich nicht gerechnet. Deutscher Galopp hatte beantragt, mir vorläufig die Lizenz zu entziehen. Da war ich doch ganz schön überrascht.
Mirko Roßkamp als Vorsitzender des Ordnungsausschusses hat erklärt, dass bei verschiedenen Pferden verbotene Substanzen festgestellt worden sind. Was sagen Sie dazu, wie erklären Sie das?
Hier wird immer über „verbotene Substanzen“, „unerlaubte Mittel“ oder Doping gesprochen. Die Begriffe wie Doping, unerlaubte, oder verbotene Substanzen stehen dafür, dass man sich damit unerlaubt einen Wettbewerbsvorteil im Rennen auf Kosten der Gesundheit der Pferde verschafft. Das ist meiner Meinung nach in meinem Fall nicht fair, wie das hier dargestellt wird. Jeder der mich kennt, weiß, dass wir gerade das im AdelResort nicht tun, sondern das Geld wie kein anderer im Deutschen Galopp für die Gesundheit der Pferde ausgibt zur deren Genesung. Alle Mittel, welche bei El Faras in der Wettkampfkontrolle oder bei den anderen Pferden in den Trainingskontrollen gefunden wurden, sind erlaubte Mittel. Alle stehen auf der Seite von Deutscher Galopp und sind unter einem entsprechenden Link für jedermann einzusehen. Sie sind nur alle „eintragungspflichtig“ in das Medikamentenbuch. Ein verbotenes oder unerlaubtes Mittel wird also auch nicht dadurch „nicht verboten“ oder „erlaubt“, wenn es ins Medikamentenbuch eingetragen wird. Das ist ein großer Unterschied.
Was sagen Sie zu den Vorwürfen im Allgemeinen?
Vielleicht muss man die Formulierung in der Rennordnung noch mal überdenken, da ein versäumter Eintrag eines erlaubten Medikaments laut Rennordnung zum „Dopingvorwurf“ führt. Ein Arzt, der drei Stunden operiert oder länger wird auch sicher ggf. seinen OP- Bericht später schreiben, wenn er einen Notfall wie ein gebrochenes Bein oder einen Koliker hat. Meiner Meinung hat die Versorgung eines verletzten Pferdes oder eines, das mit dem Tode ringt und sich nicht helfen kann, Vorrang vor einer „Bucheintragung“. Erst aktive Pferdehilfe, dann Dokumentation.
Bei uns kommt es häufig vor, dass eine Untersuchung mittendrin abgebrochen wird, da die Versorgung eines verletzten Pferdes Vorrang hat und der Tierarzt in Eile sich um den Notfall zuerst kümmern muss.
Jedes Pferd ist bei uns nur mit Mitteln behandelt worden, welche auf der Seite von Deutscher Galopp gelistet sind. Wir setzen diese ein, nur um den Pferden zu helfen. Herr Krüger selbst schreibt „Das Wohl der Pferde ist das wichtigste Kriterium und ist unsere Aufgabe auf sie aufzubauen passen.“ Genau das machen wir im AdelResort. Wir setzen nur erlaubte Medikamente ein, welche auf der Seite des Deutschen Galopp gelistet sind, um die Gesundheit der Pferde zu verbessern und nicht, um sich einen Wettbewerbsvorteil im Rennen zu Lasten der Gesundheit zu erzielen. Das ist es, wofür das AdelResort steht.
Schon länger bekannt war, dass El Faras am 30.07. in München positiv getestet wurde, der zweite Platz wurde aberkannt, das wurde bereits veröffentlicht. Was ist genau passiert?
El Faras ist in München auf das Mittel Hydroximepivacain getestet worden. Das Mittel Hydroximepivacain ist erlaubt und steht auf der Seite von Deutscher Galopp, nachdem es max. drei Tage Doping-positiv ist. Dazu kommt noch eine Karenzzeit laut Deutscher Galopp von drei Tagen, also maximal sechs Tage. El Faras ist am 22.07. damit von einem unserer Tierärzte behandelt worden. Also acht Tage vorher. Nach internationalen Studien und auf direkter Nachfrage beim Hersteller hat es so etwas noch nie gegeben. Deshalb hat aber der Tierarzt nichts falsch gemacht. Im Übrigen geht es bei diesem Mittel um ein Medikament, das zur Diagnostik und nicht zu therapeutischen Zwecken von Lahmheiten eingesetzt wird. Nach der erfolgten diagnostischen Behandlung erhielt unser Tierarzt einen Anruf, dass sein Sohn verunfallt ist und sich die Schulter gebrochen hat. El Faras Untersuchungen wurden abgebrochen und Im Eiltempo ist der Tierarzt abgereist und deshalb wurde der Wirkstoff nicht ins Medikamentenbuch eingetragen. Jeder kennt das doch, wenn es um Notfälle in der eigenen Familie geht, oder nicht? Daher wurde es nicht vom Tierarzt eingetragen und der kommt aus Argentinien.
In der Pressemitteilung von Deutscher Galopp heißt es, dass am 19.08.2023 zwei weitere Verstöße festgestellt wurden. Was ist da vorgefallen?
Hierbei geht es um die Pferde Will Be Zane und Shymay. Am 19.08. sind bei insgesamt sieben Pferden von Deutscher Galopp Blut-Dopingproben genommen worden. Einer unserer Tierärzte war am 14.08. vor Ort von morgens 8 Uhr bis abends 17 Uhr. 20 Pferde standen am 14.08. auf dem Plan. Untersuchungen, Lahmheitsdiagnostik, Röntgen, Ultraschall und behandeln. Ich selber war an diesem Tage gar nicht anwesend. Die beiden Pferde standen eigentlich gar nicht auf dem Behandlungsplan. Bei einer Routinekontrolle beim Vortraben waren beide auffällig und sind mit dem Mittel Dexamethason behandelt worden. Dexamethason ist laut Medikamentenliste von Deutscher Galopp erlaubt und muss aber ins Medikamentenbuch eingetragen werden und ist vier Tage Doping-positiv. Der Tierarzt hat nachgefragt, ob beide Pferde in naher Zukunft starten sollen. Dann teilte unsere Resortleitung, Frau Scholz, mit, dass Will Be Zane aufgrund eines Sehnenschadens seit zwei Jahren nicht läuft und er auch in diesem Jahr nicht für ein Rennen vorgesehen ist. Auch Shymay ist 10 Tage danach gar nicht gelaufen.
Was ist denn falsch gelaufen?
Es geht nicht darum, dass Dexamethason nicht erlaubt ist und etwas nicht Erlaubtes verabreicht wurde, sondern das Mittel lediglich nicht eingetragen wurde. Zu erwähnen gilt aber hier, dass bei sieben Pferden Blut genommen wurde, die alle positiv waren. Die wurden nicht erwähnt, weil der Tierarzt diese korrekt ins Buch eingetragen hatte und die beiden anderen als „Nichtläufer“ schlichtweg vergessen wurden.
Solche Regeln sind aber dafür da, dass man sich daran hält. Können Sie das bei der Anhörung glaubhaft machen, wie der Sachverhalt war?
Unser Tierarzt wird dazu natürlich etwas schreiben, dass das in der Hektik vergessen wuerde. Wären sie eingetragen gewesen, wie die anderen fünf von diesem Tage, dann wäre alles in Ordnung gewesen. Leider wird laut Rennordnung ein Versäumnis der Eintragung eines Medikamentes, welches erlaubt ist, um dem Pferd zu helfen, in das Medikamentenbuch gleich gestellt mit einem nicht erlaubten Mittel. Das ist meiner Meinung nicht korrekt. Eine vergessene Eintragung sollte nicht automatisch zum Doping gewandelt werden.
Worum ging es bei der Beanstandung der Trainingskontrolle am 18. September, einem weiteren der genannten Termine?
Am 18.09. ging es um El Faras, Enborne und Shymay. El Faras und Enborne sind am 17.09. in Dortmund gestartet. Ich selber war auf dem Weg nach Dortmund und musste auf halbem Wege aufgrund einer Privatangelegenheit leider woanders hin. Jeder der mich kennt weiß, dass ich, wenn es irgendwie geht, immer da bin, wenn meine Pferde laufen. Nachdem die Pferde bei der Ankunft zurück im Stall einen apathischen Eindruck gemacht haben und weder gefressen und getrunken haben, rief ich einen unserer Tierärzte an. El Faras und Enborne erhielten also abends nach dem Rennen dann Meloxicam, dieses Mittel ist laut Seite Deutscher Galopp erlaubt und vier Tage positiv. Das Medikamentenbuch war eingeschlossen in meinem Privathaus. Sollten den Pferden deshalb nicht geholfen werden, nur weil das Buch eingeschlossen war? Pferdehilfe hat meiner Meinung die oberste Priorität, oder etwa nicht?
Ich kam selbst erst spät in der Nacht nach Hause. Am nächsten Morgen stand Herr Krüger um 8 Uhr vor meiner Tür. Ich war noch im Schlafanzug. Herr Krüger bot mir an, zu warten, bis ich angezogen sei. Aber ich nahm Herrn Krüger im Schlafanzug mit in mein Privathaus mit und gab ihm das Medikamentenbuch und sagte ihm direkt, dass El Faras und Enborne am Vorabend um 22.30 Uhr noch Meloxicam bekommen haben, welches noch einzutragen ist. Es wäre für mich ein leichtes gewesen die Eintragungen noch vorzunehmen, bevor ich Herrn Krüger das Medikamentenbuch gegeben habe, er wartete schließlich zunächst vor der Tür. Aber da ich ehrlich und korrekt handeln wollte, habe ich das nicht getan. Dann, als dritter Fall, hat Shymay aufgrund ihrer Dauerrosse das Mittel Altrenogest vom Tierarzt bekommen. Auch das steht auf der Seite von Deutscher Galopp. Das steht auch im Medikamentenbuch. Dieser Sachverhalt muss noch genauer geprüft werden.
Sie werfen sich persönlich faktisch also was genau vor?
Ich habe als Trainer die Verantwortung, das ist richtig. Ich kann nur versuchen, es zukünftig genauer und gewissenhafter zu dokumentieren. Das werde ich auch sicher machen. Daher kann ich mich bei allen Verantwortlichen auch nur entschuldigen. Jedoch ist menschliches Versagen eben menschlich. Ich hoffe natürlich, dass die Verantwortlichen auch mit bewerten, dass ich mir in drei Jahren noch nie etwas zu Schulden habe kommen lassen. Und ich bin bei Rennen mehr bei Dopingkontrollen präsent gewesen als andere.
Was erwarten Sie von der Anhörung, oder nennen wir es Verhandlung, die es bei Deutscher Galopp geben wird?
Ich finde es gut, dass Deutscher Galopp die Sache nochmal ernsthaft überprüft und hoffe, dass man einen Unterschied sieht zwischen Verabreichung verbotener Substanzen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen und dabei die Gesundheit der Pferde schädigen und der Verabreichungen erlaubter Medikamente zur Unterstützung der Gesundheit meiner Pferde, welche nicht rechtzeitig ins Medikamentenbuch eingetragen worden sind.