Das Henkel-Rennen, die 85. German 1000 Guineas, wurde in den letzten Jahren stets von Pferden gewonnen, die man am Toto nicht unbedingt auf der Rechnung hatte. Abgesehen von den drei Gästen aus England ist es schon schwer genug, die Siegerin unter den deutschen Vertreterinnen vorherzusagen, denn nach den beiden Trials in Köln (Frühjahrs-Stutenpreis) und vor Ort (Düsseldorfer Stutenpreis) ist man bezüglich des Ausgangs des ersten Stutenklassikers auch nicht gerade schlauer geworden.
Im Gegenteil, denn in beiden Fällen setzten sich Pferde durch, die man vorher nicht unbdingt auf der Rechnung hatte, die Favoritinnen mussten dagegen Niederlagen einstecken.
So kam die von Andreas Wöhler trainierte Soignee, im Vorjahr Siegerin im Kronimus-Rennen und Zweitplatzierte im Prix de Reservoirs auf Gruppe III-Ebene in Chantilly, hinter Quadrupa und Indian View, die beide diesmal wieder mit von der Partie sind, klar zurück nur auf den dritten Platz. Die nach GAG am dritthöchsten eingeschätzte Stute des Derbyjahr-gangs könnte das Rennen jedoch noch benötigt haben, so hieß es jedenfalls aus ihrer Umgebung.
Und dass das wirklich der Fall war, darauf lässt auch die Reiterverteilung schließen, denn Stalljockey Eduardo Pedroza hat sich für sie und damit gegen die Kölner Siegerin Peaceful Love entschieden, die im Weiden-pescher Park mit ihrem Speed beeindruckte, bei ihrem Sieg über Evensong und Free Dreams vom Gewicht her aber auch bevorteilt war. Die Dashing Blade-Tochter aus dem Turf Syndikat 2003, die von Andreas Boschert geritten wird, galt in ihrem Quartier schon früh als „Geheimwaffe“ für das Henkel-Rennen.
Nach den Eindrücken aus dem letzten Jahr verdient die noch ungeschlagene Monsun-Tochter Sorrent (Foto) die meiste Beachtung. Den Grafenberg kennt sie von ihrem überlegenen Maidensieg, anschließend gewann die Stute aus dem Championstall von Andreas Schütz, die von Andrasch Starke geritten wird, auch recht mühelos gegen ein solch gutes Pferd wie die Auenquellerin Gonbarda den Preis der Winterkönigin in Baden-Baden. Allerdings geht die Stute, die ein weiteres gutes Pferd in den Farben der Frankfurter Besitzerin Margot Herbert ist, ohne Vorbereitungsrennen an den Ablauf.
Im Training soll sie aber besser gegangen sein, als die zweite Schütz-Starterin, die Schlenderhanerin Indian View (Terry Hellier). Die Spectrum-Tochter hatte hier trotz dreieinhalb Kilo Gewichtsvorteil keine Chance gegen Quadrupa, doch handelte es sich dabei um ihr Debut. Man darf von weiterer Steigerung ausgehen, so dass es keine Sensation wäre, wenn auch in diesem Gruppe-Rennen am Ende wieder die Schlender-haner Farben vorne wären. Streng nach Papierform muss die von Christian von der Recke trainierte Quadrupa ganz weit vorne landen.
Dass der Sieg im Münchener Auktionsrennen keine Eintagsfliege war, bewies sie beim Saisondebut, als sie trotz Höchstgewicht Start-Ziel leicht das Düseldorfer Trial gewann. Dabei hatte ihr Trainer damals vorher verkündet, dass sie vielleicht noch gar nicht so weit sei. Damals wie diesmal saß Adrie de Vries im Sattel der Stute, die mit Startnummer sechs als Frontrennerin bei der Boxenauslosung Glück gehabt hat.
Chancenlos ist aber keine der anderen Starterinnen, so waren Evensong (Horst Horwart/Stephane Pasquier), die vor wenigen Tagen den Besitzer wechselte, und Free Dreams (Mario Hofer/Jean-Pierre Carvalho) in Köln zwar hinter Peaceful Love, trugen damals aber auch mehr Gewicht.
Blieben aus deutschen Ställen noch Anna Monda (Peter Rau/Torsten Mundry), Nadin (Andreas Löwe/Andreas Helfenbein) und Winning Time (Hans Blume/Thierry Thulliez). Anna Monda hat bislang noch nicht viel falsch gemacht. Beim Debut scheiterte sie mit Le King nur an einem erwiesenermaßen hochkarätigem Gegner, mehr als überlegen gewinnen konnte sie beim Saisondebut in Köln auch nicht. Die schnelle Monsun-Tochter ist das „dunkelste“ Pferd im Rennen.
Nadin siegte bei ihrem Debut auf dem Grafenberg in guter Manier, doch wurde die Form nicht unbedingt aufgewertet und im Frühjahrs-Stutenpreis war nichts von ihr zu sehen.
Doch Trainer Andreas Löwe ist geradezu ein Spezialist, wenn es um klassische Rennen geht, mit Portella und Shapira gewann er das Henkel-Rennen in den letzten drei Jahren zweimal, in beiden Fällen mit Pferden, denen man den Sieg nicht unbedingt zugetraut hatte. Winning Time war in Köln als Vierte nicht übermäßig weit zurück, doch wird sie schon zu den Außenseitern in einem ganz offenen Rennen zählen.
Gleich drei Stuten aus England kommen über den Kanal und eigentlich kann allen eine gute Chance attestiert werden. Im Rating geben sie sich nicht viel, sie vertreten durchweg prominente Quartier. Trainer William Haggas beispielsweise hat im vergangenen Jahr mit Brunel das Mehl-Mülhens-Rennen gewonnen, für die von Richard Hills gesteuerte Jahressdebutantin Squaw Dance hofft er auf weichen Boden, den wird sie wohl antreffen.
Bon Nuit (Geoff Wragg/Stephen Drowne) war beim Jahresdebut in einer kniffligen Aufgabe nicht weit geschlagen, was auch für die schon relativ häufig gelaufene Borthwick Girl (Brian Meehan/Jimmy Fortune) gilt.