Wohl dem, der gute Freunde hat. Der Düsseldorfer Reiter- und Rennverein stand vor einiger Zeit plötzlich ohne Sponsor für sein wichtigstes Rennen der Saison da. Der Deutschlandpreis, Gruppe I-Rennen über 2400 Meter, eine Prüfung mit einer großen Historie, stand ohne Partner da.
Doch Freunde und Förderer des Vereins fackelten nicht lange, reagierten tatkräftig und griffen mit erheblichen Summen dem Turf-Veranstalter in der NRW-Landeshauptstadt unter die Arme. Mit einer Dotierung von 155.000 Euro ist dieses Event auch 2005 eines der absoluten Top-Highlights im deutschen Rennkalender.
Endlich präsentiert sich ein Grand Prix-Rennen hierzulande auch ausgesprochen international. Denn gleich drei Gäste aus England geben sich die Ehre im auch zahlenmäßig stark zusammengekommenen Feld von zehn Kandidaten.
Sheikh Mohammeds Erfolsstall Godolphin, in jüngster Zeit selten in Deutschland vertreten, greift mit Razkalla ins Geschehen ein. Auf den ersten Blick handelt es sich um einen schon betagten, weil siebenjährigen Hengst, aber verlernt hat der Caerleon-Sohn nicht das Geringste.
Immerhin schwingt sich der Australier Kerrin McEvoy in den Sattel von Razkalla, bei uns durch seinen Triumph mit Warrsan im letztjährigen Großen Volkswagen Preis von Baden noch bestens in Erinnerung. Bei Kirsten Rausings Albinus handelt es sich um keinen Geringeren als den Halbbruder von Vorjahressiegerin Albanova.
Doch bislang hat der Selkirk-Sohn aus dem Stall von Andrew Balding noch nicht das Format der großen Schwester, die 2004 mit ihrer Gruppe I-Serie in Deutschland für Schlagzeilen sorgte. Mit Champion Andreas Suborics vertraut man auf eine der besten heimischen Kräfte im Rennsattel.
Dritter Engländer im Bunde ist Collier Hill (Foto), wie Razkalla schon im zarten Alter von sieben Jahren, der seine Visitenkarte bei uns bereits im Gerling-Preis abgegeben hat. Und wie! Mit unbändigem Kampfgeist zwang der Schützling von Alan Swinbank in Köln Simonas in die Knie. Ob damals lediglich seine Kondition den Ausschlag gegeben hat?
Diesmal sind die Vorzeichen umgekehrt, denn nun kommt Collier Hill, den wiederum Dean McKeown reitet, aus einer Pause seit seinem Erfolg im Weidenpescher Park.
Simonas (Eduardo Pedroza) hat sicher das Zeug dazu, den Spieß umzudrehen. Zwar erhielt er den Erfolg im Idee-Hansa-Preis erst am Grünen Tisch nach Disqualifikation von Soldier Hollow, aber die Verfassung des Tanaka-Cracks ist ausgezeichnet.
In Horn ließ Simonas schon mehrere Konkurrenten hinter sich. Expensive Dream (Alexander Pietsch), ehemaliger Seriensieger aus dem Formstall von Pavel Vovcenko, lief als Dritter das Rennen seines Lebens, doch kam er dabei Bailamos in die Quere, der nach Entscheidung der Rennleitung vor ihn gesetzt wurde.
Bailamos (nun mit Jockey-Spitzenreiter Adrie de Vries) zählt zur dünnen Garde unserer Top-Steher, bewies aber bei dieser Gelegenheit mit einer großen Speedleistung auch seine Klasse über kürzere Wege.
Als Sechster blieb der ehemalige Derbyzweite und Union-Sieger Malinas beim ersten Saisonstart noch unter seinen Möglichkeiten. Der Fährhofer, für den sich Stalljockey William Mongil entschieden hat, könnte sich nun schon ganz anders vorstellen.
Hervorragend hielt sich in Hamburg als Fünfter auch Chiron beim ersten Versuch auf diesem Parkett. Dr. Andreas Bolte engagierte erneut Terry Hellier, der beinahe im Wochentakt Gruppe-Siege landet und für Überraschungen dieser Art immer gut ist.
Erst einen Auftritt 2005 absolvierte Stall Meerbuschs Senex, einer der großen Aufsteiger der vergangenen Saison, doch konnte er im Gran Premio di Milano seinen Vorjahrestreffer nicht wiederholen.
Andrasch Starke bietet sich beim Erstauftritt nach seiner Verletzungspause seit dem Derby damit gleich eine Gelegenheit auf einen Gruppe I-Treffer.
Das Zünglein an der Waage ist die Auenquellerin Gonbarda (Filip Minarik), die als einzige den Derby-Jahrgang vertritt und mit der „Briefmarke“ von 51,5 Kilo 8,5 Kilo weniger trägt als die Konkurrenten. Die Diana-Vierte und aktuelle Gruppesiegerin aus einem Hamburger Stutenrennen könnte auch einen Fingerzeig liefern, wie stark der Jahrgang ist.
Da ein Ausgleich II ausfällt, umfasst die Karte diesmal nur acht Prüfungen, doch muss das bei solch einem Top-Highlight kein nachteil sein. Man beachte den frühen Beginnn um 13.30 Uhr. Gute Felder und Rennen mit vielen Formpferden zeichnen das Programm aus. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr.











