Der Derby-Jahrgang steht im Focus dieser Ausarbeitung, die sich nicht nur mit der Rennleistung einiger mehr oder weniger bereits profilierter Pferde des 2000er Jahrgangs beschäftigt, sondern auch den genetischen Aufbau näher unter die Lupe genommen hat. Inwieweit ist klassisches Potenzial vorhanden und wie sieht es mit den Staminaqualitäten aus? Themen, die wir vor Beginn der großen Saison näher beleuchtet haben, zu Diskussionen und Spekulationen anbieten möchten.
Eagle Rise
H. v. Danehill – Evening Breeze v. Surumu
Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Mütterlicherseits hat Eagle Rise Steherblut durch und durch. Seine Mutter Evening Breeze, die Listen- und Ausgleich I-Siegerin war und deren Erstling er ist, hat auf Distanzen bis 2500 Meter gewonnen, ihr Vater Surumu war als Derbysieger auch ein Steher erster Güte. Eagle Rises Großmutter Evening Kiss hat mit Epalo (gewann den Großen Herbstpreis der Dreijährigen über 2800 m) und Evening Song weitere Pferde mit großer Ausdauer gebracht. Der Vater Danehill ist selber zwar auf kurzen Distanzen zu Hause gewesen, streut als Vererber jedoch und bringt durchaus Pferde, die auch stehen können. Bestes Beispiel ist Tiger Hill, der über 2400 Meter Dritter im Prix de l’Arc de Triomphe war.
Stehvermögen? – ja, ohne die geringsten Zweifel
Easy Way
H. v. Dashing Blade – Emy Coasting v. El Gran Senor
Sein Vater Dashing Blade ist als Vererber von frühreifen Pferden bekannt, und dies hat er offenbar auch seinem Nachkommen Easy Way mitgegeben. In der Regel sind Dashing Blade-Nachkommen eher auf Mitteldistanzen zu Hause, seltener auf weiten Wegen. Die Mutter Emy Coasting, die aus England importiert wurde, gewann über 1400 und 1600 Meter, ihr Vater El Gran Senor gewann das Epsom Derby. Emy Coasting hat mit Earthly Paradise bereits eine rechte Schwester von Easy Way gebracht, diese war ein Pferd für Distanzen um die 1400 Meter, auch der von Big Shuffle stammende Bruder Eagle Wings ist eher auf der Meile zu Hause. Easy Way hat keine Derbynennung mehr, weshalb man wohl auch in seinem Umfeld davon ausgeht, dass er nicht stehen kann. Die Meile im Mehl-Mülhens-Rennen könnte für ihn schon das Maximum sein, gut vorstellbar ist, dass er in den einschlägigen Fliegerrennen eine prominente Rolle spielen wird.
Stehvermögen? – nein, auf keinen Fall
Fiepes Suffle
H. v. Big Shuffle – Fiepe v. Zigeunersohn
Ein ähnlicher Fall wie Easy Way. Kein Wunder, denn die Väter Big Shuffle, über den man nicht mehr viele Worte zu verlieren braucht, und Dashing Blade vererben beinahe die gleichen Fähigkeiten. Aber auch über die Mutter Fiepe, eine Tochter des DDR-Hengstes Zigeunersohn, hat in der Regel Pferde für kurze und mittlere Distanzen gebracht. So war auch ihr bislang bestes Produkt, der von King of Macedon stammende Fifire, der fünfmal auf Gruppe-Parkett platziert war, ein Pferd für Distanzen von 1200-1600 Meter. Auch Fiepes Shuffle kommt für das Derby nicht mehr in Frage, man wird auch ihn wohl eher auf den kurzen Wegen sehen, wobei sein Besitzer bekanntlich auch gerne Prüfungen im Ausland ansteuert.
Stehvermögen? – nein, nicht vorstellbar
Glad Hunter
H. v. Laroche – Glady Sum v. Surumu
Glad Hunter ist noch sieglos, hat seine Klasse mit dem zweiten Platz im Preis des Winterfavoriten und im Junioren-Preis aber schon hinlänglich bewiesen. Sein Vater Laroche (v. Nebos), dessen bislang bestes Produkt er ist, war ein echter Steher, gewann neben dem Derby noch den Gerling-Preis und den Premio Ellington über 2400 Meter. Die von Surumu stammende Mutter Glady Sum gewann über 2200 Meter Sponeck-Rennen und Rheinboden-Rennen in Köln. Sie ist das einzige Produkt ihrer Mutter Glady Star, das über weite Wege gekommen ist, doch liegt das wohl daran, dass Glady Star mit Turfkönig, Big Shuffle und Dashing Blade von Hengsten gedeckt wurde, deren Stärken eher die Mitteldistanzen waren.
Stehvermögen? – ja, kaum Bedenken
Royal Dubai
S. v. Dashing Blade – Reem Dubai v. Nashwan
Ein kniffliger Fall. Ginge es nur nach der Mutter, stünde das Stehvermögen außer Frage, denn diese ist sogar über 3400 Meter gelaufen, war über 2400 Meter platziert. Ihr Vater Nashwan gewann das Epsom Derby und „King George“ über die Derbydistanz. Royal Dubais Großmutter Gesedeh war Fünfte im Preis von Europa und Siegerin im Prix de Flore. Sie ist auch die Großmutter von Derbysieger Robertico. Also Stehvermögen ohne Ende auf der Seite der Mutter von Royal Dubai. Doch da ist ja noch der Vater Dashing Blade, dessen Nachkommen man im Allgemeinen eher nicht auf Wegen um 2400 Meter sieht. Für die im Preis der Diana geforderten 2200 Meter sollte es bei Royal Dubai aber langen.
Stehvermögen? – bedingt ja
White Rose
S. v. Platini – Wild Romance v. Alkalde
Der Vater Platini war über 2400 Meter Sieger im Gran Premio di Milano, gewann das BMW Europa Championat in Hoppegarten und den Preis der Privatbankiers Merck, Finck & Co. in Düsseldorf. Die von Alkalde stammende Mutter Wild Romance war – was am Vater gelegen haben wird – nicht die größte Steherin, errang ihre drei Siege alle auf der Meile. Über 2100 Meter war sie aber immerhin Dritte im Deutschen Buchmacher Stutenpreis in Neuss (Gr.III) und über 2200 Meter Vierte im Preis der Diana (Gr.II). Ihre von Surumu, bzw. Sternkönig stammenden Töchter Win for us (St. Leger) und Wild Side (EuropaChampionat) kamen aber mühelos über den Weg, so dass man auch bei White Rose in dieser Hinsicht optimistisch sein kann. Wild Romances’ Mutter Win Hands Down hat mit Wins Vision, Wins Fiction und Whoop of Victory mehrere Steher gebracht. So ist die im Winter ins Ausland verkaufte, aber weiterhin von Andreas Trybuhl trainierte Stute ganz klar eine Diana-Kandidatin.
Stehvermögen? – ja, auf jeden Fall bis 2200 Meter
Minley
H. v. Celtic Swing – Modica v. Turkoman
Der Vater Celtic Swing galt nach seinem hochüberlegenen Sieg als Zweijähriger in der Racing Post-Trophy (Gruppe I) schon als Wunderpferd. Diesen Vorschusslorbeeren konnte er dreijährig nicht gerecht werden, gewann aber immerhin noch den Prix du Jockey Club, das französische Derby. Die von Turkoman stammende Mutter Modica ist nur zweijährig zweimal in Frankreich gelaufen. Die 2. Mutter Mocambique brachte mit Millesimo, Montepulciano, Marlowe und Monterosso gute, aber eher schnelle Pferde. Minley hat auch keine Derbynennung mehr, im Mehl-Mülhens-Rennen, das er vielleicht ansteuern könnte, sollte er eine gute Rolle spielen können. Gut möglich, dass er auch bis 2000 Meter kommen könnte, aber ein Steher wird er wohl nicht sein.
Stehvermögen? – eher nicht
Dai Jin
H. v. Peintre Celebre – Dawlah v. Shirley Heights
Der Vater gewann Prix du Jockey Club und Prix de l’Arc de Triomphe, die Mutter, die 1998 aus England eingeführt wurde, war über 3600 (!) Meter platziert. Da sollte man Stehvermögen fest voraussetzen können. Bei seinem Erfolg im Dortmunder Auktionsrennen machte der von Andreas Schütz trainierte Hengst auch den Eindruck eines Pferdes, für das es ruhig noch ein paar hundert Meter weiter gehen kann.
Stehvermögen? – ja, ohne große Bedenken
Soldier Hollow
H. v. In the Wings – Island Rose v. Common Grounds
Singspiel, Winged Love, Central Park, nur einige gute Produkte von In The Wings, die auch stehen konnten. Doch die Mutter von Soldier Hollow, die vom Kurzstreckler Common Grounds stammt, hat ihre beiden Rennen auf 1200 Meter gewonnen, ist nie über eine weitere Strecke gelaufen. Auch ihre Geschwister waren Pferde für 1000-1400 Meter, zur Verwandtschaft zählt auch die gute Miss Tobacco, die eine Meilerin war. Soldier Hollows Stehvermögen könnte bis 2000 Meter reichen, aber wie ein Steher ist er wohl nicht gezogen.
Stehvermögen? – eher nicht
Masvingo
H. v. Java Gold – Margie’s Darling
Denkt man an Masvingos Vater Java Gold, denkt man natürlich zuerst an Boreal. Für dessen Stehvermögen hat aber wohl in erster Linie dessen überragende Mutter Britannia gesorgt. Java Gold-Produkte sind normalerweise auf kürzeren Distanzen im Element, wie zum Beispiel sein Sohn Kona Gold, der seit Jahren zu den besten amerikanischen Sprintern zählt. Auch die Mutter, die ungeprüfte Margie’s Darling, brachte mit Ausnahme des von Acatenango stammenden Derbyvierten Margosto Pferde, die es nicht so weit mochten. Masvingos rechte Schwester Margie’s Gold erzielte ihren einzigen Sieg über 1400 Meter. Der im Sandbahn-Grand Prix erfolgreiche von Scenic stammende Monferrato gewann auf Gras über 2000 Meter, wechselte später für Sandbahnrennen in die USA.
Stehvermögen? – nein, mit ziemlicher Sicherheit
Martillo
H. v. Anabaa – Maltage v. Affirmed
Martillos Vater Anabaa war ein Flieger erster Güte, gewann den July Cup über 1200 Meter und den Prix Maurice de Gheest über die gleiche Distanz, beide auf höchster Gruppeebene. Mit Anabaa Blue hat er aber erstaunlicherweise bereits einen Derbysieger gebracht. Martillos Mutter Maltage, deren Vater Affirmed Triple in den USA die Triple Crown gewann, war bei drei Starts ebenso oft Dritte, über 1900, 2100 und 2200 Meter. Ihre Tochter Maegashira war über 1600 Meter erfolgreich, sie stammte von dem Flieger Owington. Dennoch steht hinter dem Stehvermögen von Martillo aufgrund des Vaters ein großes Fragezeichen.
Stehvermögen? – eher nicht
Cherub
H. v. Winged Love – Chalkidiki v. Nebos
Zieht man die Erfahrung zu Rate, dann kann Cherub wohl eher nicht stehen, denn sein Rechter Bruder Cheirokratie, zweijährig Winterfavorit, ist als Meiler einzustufen. Auch Charismatique und Chersonisos, zwei andere Produkte der Chalkidiki sind keine Steher gewesen, wie auch die von Nebos stammende Mutter selbst. Sie war zwar Zweite im Las Vegas-Slenderella-Rennen, ihre Siege erzielte sie jedoch auf Distanzen um die Meile. Es ist anzunehmen, dass auch die Vaterschaft von Winged Love nichts daran ändert, dass Cherub nicht über 2400 Meter kommt.
Stehvermögen? – eher nicht
Winterthur
St. v. Alkalde – Weida v. Nebos
Mutter war Pferd für Distanzen um 2000 Meter, Vater Alkalde war Meiler, vererbt natürlich kaum Steher, Geschwister Westsahara und Winward Island (beide von Daun) waren nicht auf richtigen Steherdistanzen erfolgreich. Könnte mit den in der Diana geforderten 2200 Metern vielleicht Probleme bekommen.
Stehvermögen? – wohl begrenzt