Der Große Preis: Die letzten zehn Jahre im Visier

Der Wert eines Rennens steigt mit der Qualität der Starter und vor allem mit seiner Internationaliät. In dieser Hinsicht hatte es das Highlight der „Großen Wochen von Baden-Baden“ immer in sich. Kaum eine andere deutsche Prüfung sah in seiner Geschichte soviele weltberühmte Farben am Start, wie im Grand Prix von Baden.

Folgerichtig können sich natürlich auch die Resultate der Gäste sehenlassen. So liest sich die Siegerliste natürlich auch wie das Who is Who der Großen des Sports. Der Aga Khan, Sir Philip Oppenheimer, Gary Oldham, Paul Mellon, Sheikh Ahmed Al Maktoum, Lord Weinstock, Darley Stud und nicht zuletzt Godolphin, in ihren prestigeträchtigen Farben triumphierten Vierbeiner in diesem Großen Preis. Eine siegreiche Folge deutscher Pferde hat es selten gegeben.

Wie wollen uns an dieser Stelle einmal mit den letzten zehn Entscheidungen des Großen Preises von Baden beschäftigen und dabei vor allem die Gäste genauer unter die Lupe nehmen. Immerhin gingen die letzten vier Entscheidungen nach England, und auch am kommenden Sonntag wird es schwer werden, diese Serie zu unterbrechen. Doch so ein Trend ist nicht neu, das letzte Mal gab es von 1981 bis 1985 gleich eine Fünferserie der Gäste.

Die Sieger hießen in chronologischer Reihenfolge Pelerin, Glint of Gold, Diamond Shoa, Strawberry Road und Gold and Ivory. Drei davon trugen den Dress von Paul Mellon. Erst Acatenango wusste diese Gästeserie 1986 zu unterbrechen und legte zwölf Monate später noch eins drauf.

1995 trug der Sieger Germany zwar arabische Couleur, doch wurde der Trempolino-Sohn von Bruno Schütz trainiert. Groß gefeiert wurde auch Frankie Dettori, der seinen ersten Grand Prix von Baden gewinnen konnte. Der Richterspruch hatte Seltenheitswert, „hochüberlegen – fünf Längen“ notierte der zuständige Funktionär auf dem Richterturm.

47:10 zahlte der Toto auf Sieg, der dreijährige Lecroix wurde Zweiter vor dem aus England entsandten großen Außenseiter Right Win, der Richard Hannon an die Oos geschickt hatte. Kornado, bereits fünf Jahre alt, kam auf Platz vier. Der große Favorit Lando, der nach seinen Triumphen 1993 und 1994 den Hattrick angepeilt hatte, musste sich mit Peter Schiergen im Sattel als 22:10-Favorit mit Platz sieben begnügen.

Stark gewettet war noch der von Paul Cole aufgebotene Strategic Choice, doch trug er lediglich die rote Laterne über die Linie. Die Qualität der Gäste hielt sich in jenem Jahr sicherlich in Grenzen, der Sieger Germany versuchte sich im Herbst ‘95 in den Champion Stakes von Newmarket, spielte aber keine Rolle.

Zwölf Monate später gewann ein vierjähriger Sohn von Polish Precedent, der sich nach seinem erfolgreichen Iffezheimer Sieg anschickte, eine Weltkarriere hinzulegen. Die Rede ist von Pilsudski, der als scheinbar wenig aufregender Starter in den Grand Prix gegangen war. Zwei Siege, die Brigadier Gerard Stakes (Gr..III) und Royal Whip Stakes (Gr.II) hatte der Schützling von Sir Michael Stoute auf sein Konto gebracht, doch rückte er im 124. Großen Preis von Baden sogar als letzter Außenseiter des Siebenerfeldes in die Startboxen.

Vorjahressieger Germany, wieder mit Frankie Dettori im Sattel, stand in der Favoritenrolle, auch der von Andre Fabre aus Paris entsandte Sunshack wurde hoch gehandelt, wie auch der aus Irland aufgebotene Definite Arcticle, der immerhin die Referenz eines Triumphes aus dem Tattersalls Gold Cup besaß.

Und mit Wertheimers Poliglote war immerhin Frankreichs Derby-Zweiter von 1995 am Start. Der Vorjahreserfolg lag für Germany in greifbarer Nähe, doch ging Pilsudski unter Walter Swinburn den letzten Tick besser, Sunshack und Definite Article kamen dahinter auf die Plätze. Bereits vier Wochen später wusste man, welch tolles Pferd man in Baden-Baden gewinnen sah, als Pilsudski hinter Helissio im Prix de l’ Arc de Triomphe auf Platz zwei kam.

Breeders´ Cup Turf, Coral Eclipse Stakes, Irish Champion Stakes, die Champion Stakes von Newmarket und schließlich Japan Cup, all diese Hochkaräter wurden noch eine Beute von Pilsudski, der sicherlich als einer der besten Sieger des Iffezheimer Grand Prix aller Zeiten angesehen werden muss.

Vier von neun Startern nahmen 1997 Kurs auf den Iffezheimer Grand Prix, wobei zwei polnische Gäste nicht unbedingt dem Favoritenkreis zuzuordnen waren. Ganz gewiss aber Predappio und Luso, die für das Darley Stud Management aufgeboten wurden. Doch zum Sieg sollte es nicht reichen, Luso wurde Zweiter, die 24:10-Chance Predappio passierte als Dritter Linie.

Der Sieg ging an die aktuelle Derby-Siegerin Borgia, die mit Kieren Fallon im Sattel sogar leichtes Spiel hatte, Bruno Schütz sattelte seine letzte Siegerin in diesem Event und die Ammerländerin Borgia hatte durchaus schweres Geschütz auf die Verliererstraße geschickt, denn Luso galt – auch hierzulande – als profiliertes Gruppe-I-Pferd, Predappio hatte die Hardwicke Stakes (GJ. II) von Royal Ascot gewonnen.

Borgia lief nach ihrem Iffezheimer Triumph im Prix de l’ Arc auf Platz drei (Predappio wurde Fünfter) und kam im Breeders’ Cup Turf in Hollywood Park auf den zweiten Platz. Später kam Borgia zu Andre Fabre ins Training und beendete ihre famose Laufbahn mit einem Erfolg in der Hong Kong International Vase. Somit schrieb sich wiederum ein Pferd mit Weltklasseformat in die Siegerliste des Iffezheimer Grand-Prixs ein.

Lando gelang, wie bereits erwähnt ein Doppelschlag, wie auch Acatenango und Marduk, der 1974 und 1975 die deutsche Flagge hochhielt. 1998 und zwölf Monate später stieg nun wiederum ein deutscher Vollblüter zum Doppelsieger im Großen Preis von Baden auf. Tiger Hill, der als ungeschlagenes Pferd ins Derby gegangen war, dann aber auf dem schweren Geläuf des Horner Moor den Nimbus der Unbesiegbarkeit einbüsste.

Im Grand Prix von Baden passte alles, mit Andreas Suborics im Sattel landete er einen fast überlegenen Sieg vor Caitano und dem aus Frankreich angereisten Public Purse. Für Peter Schiergen war es in seinem ersten Trainerjahr bereits ein ganz großer Treffer.

Die Gäste hatten sich mehr oder weniger rar gemacht. Public Purse, der von Andre Fabre ins Rennen geschickt wurde, durfte kaum als europäische Größe angesehen werden. Auch versuchte sich Luso erneut, doch war der Brittain-Hengst 1998 kaum noch das Pferd früherer Jahre.

Tiger Hill lief als Dreijähriger im „Arc“ noch auf einen vorzüglichen dritten Rang, unterstrich als Vierjähriger sein hohes internationales Ranking vor allem bei seinem zweiten Platz im Grand Prix de Saint-Cloud zu El Condor Pasa und zielte dann nach seinem Sieg im Großen Dallmayr-Preis erneut auf den Großen Preis von Baden.

Es gab vor dem Rennen leichte Verwirrung, da Sumitas mit Andreas Suborics die erste Farbe trug, Tiger Hill, am Toto erwartungsgemäß Favorit, startete unter Terry Hellier in der ersten Farbe. Nur sechs Pferde waren am Start mit einem eher mittelmäßigen Gast aus Frankreich, der auch keine Rolle spielte. Tiger Hill gewann überzeugend gegen Diana-Siegerin Flamingo Road und Derby-Sieger Belenus, eine Form mit Hand und Fuß. Mit Sicherheit zählt Georg Baron von Ullmanns Tiger Hill zu ganz Großen Siegern in der Geschichte des Iffezheimer Grand Prix.

Im Millenniumsjahr stand der Grand Prix von Baden in einer noch außergewöhnlicheren Rolle. Er zählte zum Lauf der World-Series, der Sieger machte seinen Besitzer auf einen Schlag zum Millionär, die Gesamtdotierung betrug 1,7 Millionen Mark. Natürlich war der Run der Gäste auf den prall gefüllten Topf groß. Aga Khans von Sir Michael Stoute trainierter Daliapour wurde am höchsten eingestuft.

Wohl zu Recht, denn er besaß die Empfehlung eines Erfolges im Coronation Cup (Gr. I) gegen Fantastic Light. Stark beachtet wurde erwartungsgemäß auch der aktuelle französische Derby-Sieger Holding Court, während Godolphins Mutafaweq schon nicht mehr für unbedingt so gut empfunden wurde, diese Prüfung zu gewinnen.

Der deutsche Derby-Sieger Samum behielt nach einer turbulenten Rennverlauf die Oberhand. Mit Andrasch Starke im Sattel setzte er sich mit gut zwei Längen gegen Schlenderhans Catella durch. Deutsche Pferde auf den ersten beiden Plätzen, dieser Einlauf ging dank der World-Series-Übertragung um die ganze Welt. Auch wenn der von Andreas Schütz für den Stall Blankenese trainierte Monsun-Sohn später keinen Treffer mehr landen sollte, im 128. Großen Preis von Baden schrieb er Turfgeschichte.

Nach vier einheimischen Treffern lag ein Gästeerfolg 2001 quasi in der Luft. Neben der nach Papierform eher chancenlosen Earlene aus Frankreich war mit Morshdi nur noch ein weiterer Gast im Rennen. Das deutsche Aufgebot mit Derby-Sieger Boreal an der Spitze und dem am Toto noch stärker berücksichtigten Fährhofer Sabiango schien bestens gewappnet, den Iffezheimer Grand Prix auch das fünfte Mal in Folge im Lande zu halten.

Und mit Paolini stand noch ein weiterer vierbeiniger Hochkaräter des deutschen Turfs in „Reserve“. Doch man hatte Morshdi aus dem Newmarket-Quartier von Michael Jarvis völlig unterschätzt. Dabei hatte der Slip Anchor-Sohn des Darley Stud Management das italienische Derby gewonnen und war im irischen Pendant auf Platz zwei eingekommen. Der Sieger hieß Galileo. Dass Morshdi dann vor seinem Iffezheimer Start in den King George VI and Queen Elizabeth Diamond Stakes auf Platz acht über die Linie kam, kreidete man ihm offenbar ziemlich an.

Dabei war die Kunde von exzellenten Arbeitsleistungen bis herüber nach Iffezheim kolportiert worden, doch man nahm ihn einfach nicht ernst. Sein durchschlagender Speed stellte dann auf den letzten hundert Metern die Konkurrenz ins Abseits, die World-Emirates-Punkte hatte Morshdi in der Tasche. Boreal, Sabiango und Paolini kamen dahinter die nächsten Plätze.

Die komplette Story lesen Sie in der Sport-Welt

Nächste Renntage

Galopprennen in Deutschland
Sa., 15.11.Krefeld
Mi., 19.11.Dresden
So., 07.12.Dresden
So., 14.12.Dortmund (S)
So., 28.12.Dortmund (S)
So., 04.01.Dortmund (S)
Galopprennen in Frankreich
Mi., 12.11.Nantes, Marseille Vivaux
Do., 13.11.Pau, Fontainebleau
Fr., 14.11.Saint-Cloud
Sa., 15.11.Croise-Laroche, Auteuil
So., 16.11.Angers, Toulouse, Auteuil