Die Verantwortlichen des Kölner Rennvereins können die Kassette, auf der nach dem Preis von Europa die Nationalhymne abgespielt wird, bereits jetzt programmieren. Denn wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, dann wird am Sonntag gegen kurz vor 17 Uhr „God save the queen“ über das Weidenpescher Hippodrom hallen.
Alles andere als ein Sieg eines in England trainierten Pferdes in der 41. Auflage dieses Grand Prix-Klassikers wäre schon eine große Überraschung. Mamool heißt der klare Favorit, die Wettschalter dürften im Siegfall zu besseren Wechselstuben werden.
Es war für den Kölner Rennverein schon ein Glücksfall, dass der aktuelle Sieger aus dem Großen Bugatti-Preis nicht, wie es durchaus möglich gewesen wäre, im Prix de l’Arc de Triomphe läuft, sondern Köln vorzieht. Natürlich sitzt Frankie Dettori (Foto) im Sattel.
Godolphin-Manager Simon Crisford: „Mamool ist bestens auf dem Posten. Natürlich ist es eine Art Vorbereitungsrennen auf den Melbourne Cup, doch wir fahren mit viel Mumm nach Köln. Guter Boden wäre optimal.“
Mit Albanova kommt noch ein weiterer Teilnehmer von der Insel. Kirsten Rausings vierjährige Stute, im Training bei Sir Marc Prescott und geritten vom Veteran George Duffield, hat in ihrer Laufbahn gerade einmal sechs Starts absolviert. Nach ihrem Listensieg im Frühjahr folgte ein enttäuschender siebter Platz im Coronation Cup, seitdem hat sie ausgesetzt.
Mehr Gäste kommen nicht (am Mittwochabend wurde auch der englische Leger-Sieger Brian Boru abgemeldet), auch das Rahmenprogramm weist keine Flut von Ausländern auf, dafür sind die aktuellen Preisgelder einfach zu gering und die Konkurrenz an Rennen (Ascot, Longchamp) zu groß.
Beim Blick auf die einheimischen Teilnehmer in Kölns wichtigstem Grand Prix fällt auf, wie dünn doch die Decke der vierbeinigen Cracks ist.
Immerhin: Der Titelverteidiger tritt wieder an. Vor Jahresfrist war Well Made in einem packenden Finish gegen Salve Regina und Yavana’s Pace schon ein etwas überraschender Sieger, auch wenn er gerade in Köln im vergangenen Jahr mehrfach zur Hochform auflief.
Sein derzeitiges Leistungsvermögen kann man nur erahnen, denn gerade drei Starts hat der Mondrian-Sohn, der im übrigen am kommenden Samstag im Katalog der „Arc“-Sales steht, in diesem Jahr absolviert. Mehrfach stand er zwar in den Starterlisten diverser Grand-Prix-Konkurrenzen, doch in schöner Regelmässigkeit wurde der am Tag des Rennens oder, wie in Düsseldorf, wenige Stunden vor dem Start, noch zurückgezogen. Stets hieß die Maxime „unter einem Bodenwert von 5,0 läuft er nicht.“
Hans Albert Blume hat Well Made erneut als Starter angegeben, diesmal unter Andreas Suborics. Außerdem vertraut er auf Stall Meerbuschs Senex mit dem künftigen Stalljockey William Mongil, einen stark gesteigerten Dreijährigen, der im Fürstenberg-Rennen auf zu kurzer Strecke noch dicht an Big Bad Bob heranlief.
Leger-Sieger Liquido hat nach dem Ausfall von Next Desert nun Andrasch Starke im Sattel. Bestätigt er die Frühjahrsform aus Baden, als er nur hinter Epalo und Salve Regina landete, wäre ein Platzgeld möglich. Den aktuellen Listensieg muss der Schützling von Horst Steinmetz sicher noch etwas steigern.
Bleibt noch der ebenso erstaunliche wie eigensinnige King of Boxmeer (Ian Ferguson), eigentlich auf Extremdistanzen zu Hause und noch weit weg von dieser Ebene. Aber Werner Baltromei wagt einen Start, hatte ohnehin mit einem überschauberen Feld spekuliert. Natürlich ist bei dem Siepmann-Wallach alles eine Frage des Kopfes.