Das Rennen um den Titel des Schneekönigs

Am Sonntag in einer Woche beginnt auf dem zugefrorenen See von St. Moritz das drei Renntage (3., 10. und 17. Februar) umfassende Meeting des White Turf. Klirrende Kälte herrschte in den vergangenen Wochen im Engadin. Die am Dienstagmorgen auf dem nahen Flughafen Samedan gemessenen, vergleichsweise milden – 10,5 Grad Celsius passen im Vergleich dazu gar nicht in das Bild, denn häufig zeigte das Thermometer weniger als -20 Grad an. Somit schuf “König Winter” ideale Voraussetzungen für die Rennen auf dem zeitlich begrenzten Wintergeläuf, denn die Stärke des Eises misst derzeit zwischen 60 und 65 Zentimeter. Das hat es in dem auf über 1.800 Meter Meereshöhe liegenden See schon lange nicht mehr gegeben.

Allerdings fehlt der Schnee, der noch im vergangenen Winter so reichlich vorhanden war. Was auf den Skihängen schon lange vorgemacht wird, setzen die Macher des White Turf nun auch auf ihrer Piste in die Tat um: Die Produktion von Kunstschnee ist derzeit voll im Gange. “Die beiden Ovale sind mit 20 bis 25 Zentimeter Schnee bereits präpariert. Im Laufe der Woche erhalten die Geraden ihre Schneeauflage”, sagt Rudolf Fopp, der Chef der in St. Moritz veranstaltenden “White Turf Racing Association”.

Rund 20.000 Kubikmeter Schnee werden auf dem gesamten Areal produziert. Allein das Renngeläuf hat eine Größe von rund 80.000 Quadratmetern. Der gesamte Eventbereich mit den Tribünen und Zelten kommt noch hinzu. Die Aufbauarbeiten sind dank der idealen äußeren Einflüsse bereits abgeschlossen. Wenn an diesem Wochenende das Polo-Turnier zu Ende geht, steht die Bahn ab kommenden Montag den Trabern und Galoppern für Trainingszwecke zur Verfügung. Am Samstag in einer Woche erfolgt die offizielle Eröffnung des Meetings, wenn 24 Stunden vor dem ersten Renntag in den Zelten auf dem See der Opening-Cocktail für die Aktiven über die Bühne geht. Diesmal wurde mit Kurt Aeschbacher ein in der Schweiz bekannter TV-Entertainer für die Moderation engagiert.

Der erste Renntag selbst (Arabian Day) verzeichnet ein Nennungsergebnis, das keinesfalls zur Zufriedenheit des Veranstalters ausfiel, obwohl die für Schweizer Verhältnisse schon bislang hohen Rennpreise eine weitere fünfprozentige Steigerung erfuhren. Sämtliche Rennen blieben offen, sodass am kommenden Montag nachgenannt werden kann. Mit 13 Meldungen erzielte das Araberrennen noch das beste Ergebnis. Rudolf Fopp: “Ich hatte im Vorfeld erwartet, dass wir im Rahmenprogramm mit kleinen Feldern rechnen müssen.”

Anders sieht die Situation in dem mit 111.111 Schweizer Franken dotierten American Express – 63. Großen Preis von St. Moritz (2.000 Meter) als Höhepunkt des gesamten Meetings aus. Der Engadiner Grand Prix weist 21 Nennungen auf, darunter entfallen allein 15 (!) Meldungen auf deutsche Ställe. Im Einzelnen wurden genannt: Adlerflieger, Aljaarif, Euro Falcon, Exquisite Lad, Global Dancer, Huambo, Lamani, Landroval, Moltaire, Montalban, Sinamix, Sixtino, Soriano, Translucid und Zatoof. Die Liste vervollständigen Amoras aus England, Menedzser aus Ungarn sowie die einheimischen Crest of a Wave, Dusty Road, Etbash und Seductive.

Der Schnee-Grand Prix ist in den letzten Jahren fest in deutscher Hand. Von 1996 bis 2001 siegten mit einer Ausnahme (1998 Vision of Spirit) nur in Deutschland trainierte Pferde. Den Anfang machte 1996 Galtee, dann folgten Diamond Pro, Azuerro, All Blade und in der letzten Saison Sixtino. Im Rahmenprogramm werden ebenfalls viele deutsche Pferde dabeisein.

Auch im Skijöring wird es wieder ein deutsches Element geben, wenn Harald Kronseder mit dem von Christian von der Recke trainierten Montalban an den Start gehen wird. Der Sechsjährige, immerhin auf Gruppe-Ebene platziert, wurde eigens für das extravagante Event aus dem Stall von Andreas Löwe erworben.

Am Schlusstag (International Day) des mit rund 292.000 Euro an Rennpreisen ausgestatteten White Turf-Meetings gibt es zudem eine kleine Show-Einlage. Für Neuerungen waren die Organisatoren des White Turf bekanntlich schon immer zu begeistern. Nachdem im Vorjahr Hein Bollow als Stargast eine Nostalgie-Parade anführte, sind es nun zwei Quadrigen, die in historischen römischen Kampfwagen über das Eisgeläuf ziehen werden. Ben Hur lässt grüßen, wenn die beiden Vierspänner die Zuschauer mit ihrer Einlage unterhalten.

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