Das neue Superteam: Ein Ire in Weilerswist

Ein Trainer, der oben mitmischen will, der muss einen Stalljockey haben.“Der dies sagt, der ist inzwischen selbst einer, am Einhundert-Pferde-Stall von Christian von der Recke: Warren O’Connor, 33, Ire, geprägt von Höhen und Tiefen in einer Karriere, die jetzt fast schon zwanzig Jahre umspannt. Und die sich derzeit in Weilerswist abspielt.

Warren O’Connor, hochgewachsen, 54 Kilo schwer, hat einen trefflichen Start im neuen Engagement. Er hat in Neuss den Sandbahn Grand-Prix mit Euro Falcon gewonnen, den „Gran Premio“ in Mijas mit Montalban, war letzten Sonntag Zweiter auf Foreman im Kölner Grand-Prix-Aufgalopp. „Es geht ja auch darum, dass er Ritte von anderen Trainern bekommt“, sagt Christian von der Recke, „und deshalb war es schon wichtig, dass er Rennen gewonnen hat.“

Das erste Treffen der beiden liegt schon lange zurück, in der Mitte der Achtziger Jahre. Recke war eine geraume Zeit Assistenztrainer bei Liame Browne in Irland, Warren O’Connor absolvierte dort seine Lehrzeit. Gute Leute waren am Stall, Michael Kinane, Pat Gilson, der später zwei erfolgreiche Jahre in Röttgen hatte. Für Warren O’Connor war es der Beginn einer Laufbahn, die zunächst steil nach oben ging. Vor allem für Michael Kauntze hatte er fünf gute Jahre, das beste Pferd damals hieß Kooyonga, eine erstklassige Rennstute, die 1992 auch das Bayerische Zuchtrennen gewann, das damals unter dem Namen Großer Mercedes Benz-Preis gelaufen wurde.

Als sich Kauntze aus dem Geschäft zurückzog, wechselte O’Connor nach England, doch war diese Zeit alles andere als glücklich, war geprägt von Unfällen und Stürzen. Bei einem Autocrash zog er sich eine Knieverletzung zu, in Goodwood brach er sich das Handgelenk. Seine Engagements bei Brian Meehan und Alan Jarvis dauerten folgerichtig nicht eben lange. „Von den drei Jahren in England war ich die Hälfte der Zeit außer Gefecht“, erinnert er sich. Also zurück nach Irland, wo er für Tommy Stack tätig war. „Doch wenn du in Irland nicht für die ersten vier Trainer reitest, dann lohnt es sich nicht“, sagt er, „Stack hat vierzig Pferde im Training, das ist doch etwas zu wenig. Und in den Rennen für Zwei- und Dreijährige hat man gegen Aidan O’Brien ohnehin keine Chance.“ Wenig förderlich für gute Laune war ein weiterer Sturz, diesmal in Gowran Park.

Doch über die Jahre war der Kontakt zu Christian von der Recke nie abgerissen. „Und ich mag das Reiten viel zu gerne, habe schließlich nichts anderes gelernt.“ Letztes Frühjahr ritt O’Connor Nova in Mijas, „weil er zuvor dort drei Monate war, ich einen ortskundigen Reiter wollte“ (Recke), dann Onaldo in Frankfurt. Der Sturz in Irland verhinderte weitere Einsätze. Im Winter dann sah sich O’Connor in Weilerswist um, man wurde sich einig und vorerst bis Ende Oktober wird es zu einer Zusammenarbeit kommen.

Im übrigen ohne, dass Christian von der Recke einen seiner Besitzer gefragt hätte. „Ich habe einhundert Pferde von 65 Besitzern“, rechnet er vor, „manche haben ausschließlich Hindernispferde. Ich zahle den Reiter aus meiner eigenen Tasche, bin dann keinen Rechenschaft schuldig. Und keiner kann sich beschweren, dass er einen Jockey finanzieren muss, den er gar nicht will.“ Hat sich natürlich auch noch keiner.

Deutschland ist, und daran besteht natürlich auch kein Zweifel, keineswegs das gelobte Land für einen Jockey, der schon ganz woanders erfolgreich war. „Aber in England“, sagt O’Connor, „da sind einfach die Kosten zu hoch, die Entfernungen zu weit. Du fährst drei, vier Stunden, nur für einen chancenlosen Ritt.“ Dass die Einsatzmöglichkeiten an einem Stall, der letztes Jahr Starter in über einem Dutzend Länder gehabt, auch nicht ausschließlich vor der Haustür liegen, das weiß der Jockey schon ganz genau. „Aber“, das hat er schon ausgemacht, „die Pferde werden im Ausland immer ganz gezielt eingesetzt. Sie laufen meistens mit ersten Chancen.“

Nächste Renntage

Galopprennen in Deutschland
So, 27.10. Hannover
Do, 31.10. Halle
Sa, 02.11. Köln
So, 10.11. München
Sa, 16.11. Krefeld
Mi, 20.11. Dresden
Galopprennen in Frankreich
Sa, 26.10. Chantilly, Bordeaux
So, 27.10. Saint-Cloud, Nancy
Mo, 28.10. Chantilly, Fontainebleau
Di, 29.10. Chantilly
Mi, 30.10. Auteuil, Marseille-Borely
Do, 31.10. Lyon-Parilly, Toulouse