Christian Czachary
“Ich schaffe es im Westen”
Nun ist es endlich amtlich. Christian Czachary und Mario Hofer gehen ab sofort getrennte Wege. Der gebürtige Münchener, der schon seine Lehre bei Mario Hofer (damals noch in der bayerischen Metropole), absolvierte, ritt am Dienstagmorgen das letzte Mal im Krefelder Stadtwald aus. “Ich war mit der Situation einfach nicht mehr zufrieden”, läßt Czachary durchblicken, bezeichnet es als “friedliche” Trennung in beiderseitigem Einvernehmen.
Ab Anfang der Saison 2002 bildeten Mario Hofer und Christian Czachary ein Team, wenngleich Czachary nicht als Stalljockey, sondern nur als “Jockey am Stall” angestellt war. Der Ritt auf dem Zweijährigen Key to Spirit am 15. Juni in Krefeld war es, der das sprichwörtliche Fass letztendlich zum Überlaufen brachte. “Wir waren über den Ritt einfach verschiedener Ansicht. Herr Hofer sagte, dass es ein Jockeyfehler gewesen sei, ich war da anderer Meinung”, so Czachary rückblickend.
Fortan hing der Stallsegen schief, die Arbeit ging nicht mehr wie gewohnt von der Hand. Schließlich ist die nun erfolgte Auflösung des Kontraktes nur logische Konsequenz. Schon zu Münchener Zeiten, als Christian Czachary zuletzt bei Wolfgang Figge als Stalljockey fungierte, mußte er nicht ganz glücklich weichen, nachdem Helmut von Finck für einen kurzfristigen Jockeywechsel beim Mailänder Auftritt von Noroit gesorgt hatte. Czachary mußte damals Andrasch Starke den Vortritt lassen, der frei geworden war.
“Ich wollte zu der Zeit aber auch schon den Schritt in den Westen wagen, zu Herrn Finck und Herrn Figge habe ich längst wieder ein gutes Verhältnis, die Wogen glätteten sich recht zügig.” Es war schon ein großer Schritt für den nun 31-jährigen Czachary, in den Westen überzusiedeln und das neue Engagement in Angriff zu nehmen. “Ich bleibe auch nach der Trennung von Mario Hofer defintiv im Westen, werde jetzt als Freelancer agieren, dreimal wöchentlich morgens bei Trond Hansen ausreiten”, sagt Czachary, der sich die Dienste von Jens Hirschberger als Manager gesichert hat.
In den letzten Wochen klappte das schon mit beachtlichem Erfolg, der zweite Harzburger Samstag mit seinen fünf Siegen ist dafür ein deutliches Indiz. Zurückblicken ist nicht die Art des Christian Czachary, deshalb meint er zu seinem Hofer-Engagement abschliessend:“ Das ist jetzt Schnee von gestern, ich will dieses Kapitel hinter mir lassen. Eine Aussprache mit Herrn Hofer hat es nie gegeben.” Mit 16 brachte Christian Czachary gerade einmal 35 Kilo auf die Waage und war 150 Zentimeter groß. “Da mein Vater passionierter Rennbahnbesucher war, lag der Schritt zu einer Ausbildung am Stall nahe, man kannte ja auch schon einige Leute auf der Bahn”, gibt Czachary zu verstehen, dem die Arbeit mit den Pferden sehr viel Spaß machte.
Es kamen auch keine Gedanken über einen etwaigen Berufswechsel auf, als er mit 18 Jahren noch einen richtigen Schuss in die Höhe machte. 25 Zentimeter wuchs er binnen kürzester Zeit, aber glücklicherweise legte Czachary nur 15 Kilo zu, sodass die Reiterkarriere von dieser Seite her nicht in Frage stand. Ganz anders sah die Lage da bei einem schweren Sturz im Jahre 1993 aus, als die Ärzte nach einer Knieverletzung das Reiten, ja sogar jede sportliche Bestätigung gänzlich ausschlossen.
Nach einem Jahr Pause meldete sich Czachary zurück im Sattel. “Da guckten sehr viele Beobachter der Szene nicht schlecht”, gibt er zu verstehen. Die Bezeichnung ”Stehaufmännchen” liegt in diesem Zusammenhang schon nahe, denn was Czachary in seiner Karriere auch zustiess, er kämpfte sich wieder zurück. Die Hochzeitspläne mit seiner Verlobten Michelle Mayer sind vorerst etwas hinten an gestellt. “Wir wollten uns hier erst einleben, alles ruhig angehen lassen. Wir werden uns auch nicht, wie einst geplant, in Florida das Ja-Wort geben, sondern irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft hier im trauten Beisammensein mit Freunden feiern”, sagt Czachary, der in Kaarst zusammen mit seiner Verlobten wohnt.
Mit ihr gestaltet er auch einen Großteil seiner freien Zeit. Ausserdem verbringt der als Taktiker im Rennsattel bekannte Czachary seine Freizeit mit Schwimmen Fahrradfahren und Laufen. “Nur beim längeren Laufen meldet sich mein Knie wieder zurück, die Verletzung ist zwar ausgestanden, aber bei extremer Belastung merke ich es noch immer ab und zu”. Ohne Kampf geht es eben nicht. kann man nicht im Westen überleben, weiss Christian Czachary mittlerweile auch.
“Das Geschäft ist viel härter, der Konkurrenzkampf größer als in München. Aber das fordert mich heraus. Ich kann und werde bestehen, das wird die Zukunft zeigen”, ist er für kommende Ereignisse durchaus zuversichtlich.