Bravo, Bago! Der große Prix de l’Arc – Rückblick

Stavros Niarchos, griechischer Groß-Reeder hatte einen Traum: Der Züchter und Besitzer wollte unbedingt einmal den Prix de l´Arc de Triomphe gewinnen. Doch vergönnt war ihm der Triumph im bedeutendsten Rennen Europas in Paris-Longchamp nicht mehr. Vor einigen Jahren starb der erfolgreiche Züchter und Besitzer. Doch seine Familie durfte am ersten Oktobersonntag im Bois de Boulogne jubeln, schaffte das, was Stavros Niarchos selbst nicht gelungen war. Und es war in dem mit 1,6 Millionen Euro dotierten Event über 2400 Meter bei strahlendem Sonnenschein und auf abgetrocknetem Boden die Wiederauferstehung eines Superstars.

Und der erste Sieg der Niarchos-Familie im „Arc“ nach den zweiten Plätzen von Northern Trick 1984 (hinter Sagace), Hernando 1994 (hinter Carnegie) und Sulamani 2002 (hinter Marienbard) war eine ungemein packende Angelegenheit. Thierry Gillet bewies Nerven wie aus Drahtseilen. In Richtung der Zielfgeraden noch an circa neunter, zehnter Position, zündete er Bagos Turbo und schaffte es auf den letzten Metern noch an dem schon in Sicherheit geglaubten Cherry Mix (Christophe Soumillon), einem Außenseiter in den Farben der Familie Lagardere vorbei.

Eine halbe Länge sprach zuletzt für den enorm schnell werdenden Bago, die von weit hinten kommende, nicht immer freie Bahn vorfindende doppelte Oaks-Siegerin Ouija Board (Johnny Murtagh) schob sich hinter den beiden Franzosen noch auf Rang drei.
Derbysieger Shirocco war einen Tag zuvor wegen des Bodens abgemeldet worden.

Der englische Derbysieger North Light (Kieren Fallon) legte vorne eine ungemein flotte Fahrt vor, gefolgt von dem aus einer der äußeren Boxen schnell gestarteten Japaner Tap Dance City. Beide Pferde hatten bald schon einen deutlichen Vorteil auf die Godolphin-Hoffnung Mamool, auch Prospect Park, der erstaunlicherweise Favorit geworden war, hatte eine Position im Vordertreffen, während Acropolis und Silverskaya am Schluss des 19er-Feldes galoppierten. Bago erkannte man im Mittelfeld.

Und im Einlauf war es um die beiden vorderen Pferde doch bald geschehen, kurz hatte außen Mamool einen guten Moment, doch wesentlich stärker wurde der innen vorstoßende Cherry Mix. Er hatte eigentlich schon alles in trockenen Tüchern, als die 87:10-Chance Bago, unterwegs immer in blendender Haltung galoppiert, so richtig heranstürmte. Und tatsächlich machte der Nashwan-Sohn noch das fast Unmögliche wahr, avancierte zum Nachfolger von Dalakhani und verhinderte damit einen neuerlichen Triumph von Christophe Soumillon.

Der als ziemlich öffentlichkeitsscheu bekannte Trainer Jonathan Pease stand plötzlich im Mittelpunkt, durfte sich voll und ganz bestätigt fühlen in seiner hohen Meinung. Stets hatte er Bago als bestes Pferd bezeichnet, das er je trainiert habe, besser als seine Breeders´ Cup-Sieger Spinning World und Tikkanen. Vier Treffer als Youngster hintereinander, die ihn deutlich auf die Pole-Position 2003 brachten (wie Dalakhani auch im Criterium International auf höchstem Parkett) zeigten schon seinen herausragenden Status.

Mit den Treffern im Prix Jean Prat und Grand Prix de Paris hatte er diese Serie 2004 noch ausgebaut, doch nach sechs Erfolgen kam beim ersten Versuch außerhalb Frankreichs ein Rückschlag. Im Juddmonte International in York besaß er keine ernsthafte Chance gegen Sulamani und Norse Dancer, und im Prix Niel, der Arc-Generalprobe vor Ort, waren Valixir und Prospect Park einen Tick stärker.

Würde er die Distanz von 2400 Metern tatsächlich bewältigen? Diese Frage beschäftigte die Turffreunde vor dem Prix de l´Arc de Triomphe, doch Bago gab die entsprechende Antwort.

Und Jonathan Pease, der seine Schützlinge 25 Kilometer von Paris entfernt, in Chantilly, vorbereitet lobte ihn bei der anschließenden Pressekonferenz: „Es ist schon ungewöhnlich, dass der Champion-Zweijährige im folgenden Jahr den Arc gewinnt. Aber er hätte auch das Derby gewonnen, wenn er in Ordnung gewesen wäre. Den Breeders´ Cup zu gewinnen ist etwas Schönes, aber der Arc hier ist einzigartig, zumal die Familie Niarchos jetzt schon dreimal Zweiter war in dieser Prüfung.“

Der in den vergangenen beiden Rennen zu weiche Boden wurde als Grund für die Schlappen vor dem Monstre-Rennen angeführt. „An seinem Stehvermögen habe ich nie gezweifelt“, schilderte Jockey Thierry Gillet, der ebenso wie Pease erstmals auf dem Siegertreppchen dieses Rennen stand. „Er hat auf dem Weg zur Zielgeraden seinen Platz etwas eingebüßt, aber dann gingen vor uns sämtliche Lücken auf.“

Und Pease fügte noch an: „Ich war immer zuversichtlich bezüglich seiner Stamina. Nashwan-Nackommen mögen guten Boden, und in York war das Geläuf weich. Für den Prix Niel hatte er nicht genug gearbeitet. Heute was das ganz anders.“

Familien-Oberhaupt Maria Niarchos-Gouaze, die inzwischen in den USA lebt, weilte nicht vor Ort, hat aber bereits den Wunsch geäußert, mit Bago, der insgesamt knapp 1,6 Millionen Euro eingaloppiert hat, in den Breeders´ Cup Classic zu gehen. Bei den englischen Buchmacherfirmen Paddy Power und Coral wird der Hengst für das über 2000 Meter führende Dirt-Rennen nun für 5/1 gehandelt.

Racingmanager Alain Cooper: „Als Bago Ende Juni den Grand Prix de Paris gewonnen hatte, haben wir schon daran gedacht, seine Dreijährigen-Kampagne mit dem Start in Lone Star Park ausklingen zu lassen. In drei Wochen müsste er dorthin aufbrechen, aber wir nehmen uns gerne einige Tage Zeit, bis wir eine Entscheidung treffen.“

Und der Niarchos-Manager erläuterte weiter: „Im Frühjahr hatte er einen kleinen Rückschlag, als er eine Atemwegsinfektion auskurieren musste. Wir lagen zwei Monate hinter unserem Zeitplan zurück. Diese fehlende Vorbereitung war die Ursache für die schwächere Form gegen die älteren Pferde. Auch das Geläuf in York passte nicht. Mit einer Niederlage im Prix Niel hatten wir nicht gerechnet, aber er brauchte länger, um in seinen Rhythmus zu kommen. Aber dieses Rennen hatte ihn so richtig nach vorne gebracht.“

Kommen wir aber noch einmal zu den weiteren Protagonisten: Der Grand Prix de Deauville-Sieger Cherry Mix hatte den großen Triumph fast schon vor Augen, verkaufte sich ausgezeichnet und seine mit Abstand beste Leistung, wie auch Lord Derbys von Ed Dunlop trainierte Engländerin Ouija Board ihre beiden klassischen Siege als Dritte nach alles andere als idealem Rennverlauf vollauf untermauerte und sich hinter den beiden Franzosen von den Gästen noch am besten schlug.

Erstaunlich schnell wurde mit dem O´Brien-Schützling Acropolis einer der längsten Außenseiter, schob sich als Viertplatzierter noch an dem nachlassenden, vielleicht etwas zu offensiv gerittenen North Light vorbei. Die beiden Stuten Vallee Enchantee und Latice machten sich nach wenig glücklichem Rennen noch stark bemerkbar, während Silverskaya vom allerletzten Platz kam.

Ziemlich blass blieb der Große Volkswagen Preis von Baden-Sieger Warrsan (Neunter), der nie in die Partie fand, auch Valixir, Execute, der französische Derby-Gewinner Blue Canari, Pride und Imperial Dancer waren bald nicht mehr im Bilde.

Mamool wurde aus idealer Position noch komplett überlaufen, was auch für den Favoriten Prospect Park, den Japan Cup-Triumphator Tap Dance City (wirkte schon im Führring und auf dem Weg zum Geläuf sehr aufgedreht) gilt. Der irische Derby-Held Grey Swallow war völlig enttäuschender Vorletzter, rechtfertigte seine Nachnennung in keinster Weise, ließ lediglich den geschlagenen Policy Maker noch hinter sich.

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