Arcadio ist der Mercedes

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Die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Alle Zweifel waren mit einem Mal weggewischt. „Es war schon eine schwierige Zeit für mich nach zwei Verletzungen’, gab Andreas Suborics offen zu. Hinzu kommt, dass einige Cracks der Familie Ullmann inzwischen bei Andre Fabre in Chantilly beheimatet sind, wie Breeders´ Cup-Sieger Shirocco oder Asse wie Manduro und Arras. Pferde, die von anderen geritten werden.

Doch der Schlenderhan- und Ullmann-Privatjockey ist endgültig wieder zurück auf der Großen Bühne. Nur eine Woche nach dem Erfolg auf dem Schlenderhaner Idealist in der Badener Meile holte sich Suborics mit Arcadio auch den Großen Mercedes Benz-Preis, das absolute Highlight des Frühjahrs-Meetings in Baden-Baden.

Zurecht wurde Suborics im Anschluss an dieses mit 120.000 Euro dotierte Gruppe II-Rennen ebenso gefeiert wie der Monsun-Sohn Arcadio, eines der aktuell besten Pferde in hiesigen Rennställen. Diesen Ruf hat der vierjährige Hengst, den Peter Schiergen in Köln vorbereitet, nun weiter zementiert.

Dabei schien vieles auf ein Rennen der Taktik hinauszulaufen, nachdem drei Kandidaten schon frühzeitig abgemeldet worden waren. Sowohl Donaldson, als auch Alpacco und Mohandas blieben auf dem weichen Boden, der allerdings im Zuge der Sonneneinstrahlung später wieder ein gutes Stück abtrocknete, der Prüfung fern. Favorisiert wurde der englische Gast Day Flight, dessen Trainer John Gosden die Reise über den Kanal allerdings nicht angetreten hatte.

Und die 21:10-Chance setzte sich auch sofort an die Spitze, legte ein nicht schnelles, aber normales Tempo vor, nahm allerdings unterwegs etwas die Fahrt heraus. El Tango und Fight Club sowie Chiron sah man auf den weiteren Positionen, während Andreas Suborics an fünfter Position den Gang der Dinge in aller Seelenruhe abwartete, Arcadio bestens regulieren konnte. Expensive Dream folgte am Schluss des kleinen Feldes. Wenig änderte sich an dieser Reihenfolge.

Als Erster ließ sich El Tango im Schlussbogen reiten, fiel bald ans Ende zurück, während Day Flight zu Beginn der Geraden vorne einen Satz zu machen versuchte, was aber nicht gelang. Kurz trat innen Fight Club, der mit Höchstgewicht unterwegs war, auf den Plan. Doch der Sieger kam an der an diesem Nachmittag von den meisten Jockeys bevorzugten Außenseite. Dort packte schon kurz nach der 400-Meter-Marke Arcadio mächtig an.

Auf einen Rush – ähnlich wie bei seinem Erfolg im Bavarian Classic 2005 in München – schnellte der 33:10-Co-Favorit in Front und verabschiedete sich mit explosivem Speed. Zwar kam zuletzt Day Flight wieder bis auf zwei Längen heran, doch hatte das keine Auswirkungen mehr, lag vielmehr an der möglicherweise schon etwas weiten Distanz von 2200 Metern.

Arcadio, an dessen Vorbereitung in der Arbeit Jiri Palik einen großen Anteil hatte, der am selben Tag in Gotha engagiert war, scheint auf Distanzen um die Zwei-Kilometer in Deutschland aktuell neben Soldier Hollow, seinem Trainingsgefährten, wenig Konkurrenz zu haben, scheint auch die Nummer eins im letztjährigen Derby-Jahrgang zu sein. Alle Zeit, die man ihm zugebilligt hat nach Rang zwei im Großen Dallmayr-Preis, scheint sich auszuzahlen.

„Er hat ein gutes Rennen serviert bekommen, konnte sein Tempo gehen. Am Ende konnte Arcadio seinen Speed ausspielen”, erläuterte Peter Schiergen, der in Iffezheim neben Adrie de Vries (Jockeys) und dem Gestüt Ittlingen (Besitzer) mit acht Treffern zum Meetingschampion avancierte. „Mit dem Engländer hat er einen guten Gegner geschlagen. Wie es jetzt weitergeht, wissen wir noch nicht. Der Dallmayr-Preis ist aber eine Möglichkeit.”

217.650 Euro stehen nun auf dem Konto von Arcadio, der beim siebten Start sein viertes Rennen gewann und nie schlechter als Dritter (im letztjährigen Derby) war. „Er war im vergangenen Jahr nach dem Münchener Rennen etwas von der Rolle. Auch anschließend ist er immer bei mir im Rennstall geblieben”, fügte Schiergen weiter an. „Er hat auch eine Nennung im Hansa-Preis.”

Racing Manager Paul Harley, der die frohe Kunde an die nicht an die Oos gereiste Karin Baronin von Ullmann übermittelte, brachte eine weitere Option ins Gespräch: „Das war heute wie erwartet. Arcadio hatte im Training einen Super-Eindruck hinterlassen, ist viel ruhiger geworden. Wichtig war, dass er relaxed galoppieren konnte, damit er über diese Distanz kam. Day Flight hat ein schönes Tempo vorgelegt. Die Art und Weise des Sieges war beeindruckend. Er hat sehr viel Speed. Was wir jetzt machen, werden wir mit der Besitzerin und Herrn Apelt absprechen. München ist schon im Plan. Es besteht auch eine kleine Chance auf einen Start in der Arlington Million in Chicago Anfang August.”

Ein besonderes Kompliment hatte Andreas Suborics für Arcadio: „Er ist ein absolutes Gruppe I-Pferd auch aus internationaler Sicht. Meine größten Bedenken waren, dass er unterwegs nicht abschalten kann, weil er oft sehr ehrgeizig ist. Aber ich konnte ihn nach dem Start schnell zurücknehmen, so blieb er ruhig. Im Schlussbogen hat er sich so gut angeboten, dass ich schon wusste, wir würden heute nicht verlieren.’

Day Flight war der erwartete Gegner, doch wurde es nichts mit dem ersten Gruppe II-Sieg des Engländers. „Ich musste das Tempo übernehmen, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte. Aber wäre ich nicht nach vorne gegangen , dann wären die Pferde vermutlich gekrochen. Ich denke, der Sieger ist ein sehr gutes Pferd.” Fight Club, der die Favoriten-Dreierwette komplettierte, besaß einen starken Moment, hielt sich als Dritter mit allem Gewicht gut genug.

„Das Tempo hätte schneller sein können, aber wir wussten, dass dies ein Problem werden könnte. Ich hatte leider immer den Kopf im Wind, aber wir sind zufrieden. Wir haben den Platz geschafft, auf den wir gehören”, signalisierte Jockey Adrie de Vries. „Damit kann man schon zufrieden sein”, fügte Trainer Andreas Trybuhl an. ”Er war etwas fleißig, gegen die beiden vorderen Pferde gab es jedoch nichts zu gewinnen. Sein Ziel ist der Große Dallmayr-Preis in München.”

Expensive Dream arbeitete sich noch auf Rang vier vor vor Chiron, Laredo Sound und El Tango, doch strenggenommen gab es gegen die drei Erstplatzierten in einem völlig formgemäßen Einlauf für keinen dieser Kandidaten etwas zu bestellen.

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