Als Dalakhani im Prix de l’Arc de Triomphe, dem wohl immer noch bedeutendsten Galopprennen der Welt, die Ziellinie überquerte, focussierten die Kameras des französischen Pferdekanals auf der Tribüne den Mann, dem dieses ‚Wunderpferd‘ gehört. Karim Aga Khan (69), das Oberhaupt der Ismaeliten. Natürlich strahlte er über beide Backen, aber so ganz neu war dieses Gefühl für ihn nicht, denn der Besitzer der weltbekannten grün-roten Rennfarben hatte das Pariser Monstre-Rennen bereits zweimal zuvor gewonnen (mit Akiyda 1982 und Sinndar 2000). Dalakhani, natürlich vom Aga Khan selbst gezogen, war nun sein dritter Streich.
Er ist einer der erfolgreichsten Besitzer und Züchter weltweit, dieser Aga Khan. In seinen Farben liefen unzählige Klassepferde, blaueres Blut, als das, dass die Deckhengste und Mutterstuten in seinen Gestüten haben, gibt es nicht.
Dalakhani, der neben dem ‚Arc‘ bekanntlich auch das französische Derby gewonnen hat, ist nur ein Beispiel dafür. Sein Vater Darshaan, der vor zwei Jahren gestorben ist, war selber ein überragendes Rennpferd, schlug im vielleicht bestbesetzten Prix du Jockey Club aller Zeiten 1984 die späteren Super-Vererber Sadler’s Wells und Rainbow Quest. Selber war Darshaan Vater von sechs Gruppe I-Siegern.
Dalakhanis Mutter Daltawa hatte vor Dalakhani bereits den großartigen Schimmel Daylami gebracht, siebenfacher Gruppe I-Triumphator und mittlerweile selbst Deckhengst in Aga Khans Kilcullen Stud im County Kildare in Irland.
Doch zurück zum Aga Khan. Es war dessen Großvater, der die Leidenschaft der Familie zum Turf begründete. 1921 stieg dieser in England in den Rennsport ein, legte den Grundtsein zu einem der beduetendsten und erfolgreichsten Zuchtunternehmen der Welt. Über 240 (!) Mutterstuten kann der Aga Khan sein eigen nennen.
Da ist es nicht einmal ein Wunder, wenn er, wie es wohl in diesem Jahr der Fall ist, gleich die beiden besten Dreijährigen Europas besitzt. Denn neben Dalakhani sorgte auch der von John Oxx in Irland trainierte Alamshar, der in Kürze in japanischen Besitz wechselt, in diesem Jahr für Furore.
Der Key of Luck-Sohn gewann Irish Derby und die King George VI and Queen Elizabeth Diamond Stakes, wobei er auf dem Curragh sogar zum bislang einzigen Bezwinger von Dalakhani avancierte.
Gruppe I-Rennen gewinnt der Aga Khan, wie andere Besitzer einen Ausgleich III oder Ausgleich IV. Doch es gab in der langen Besitzer und Züchterkarriere auch weniger schöne Vorfälle. Dabei denkt man natürlich besonders an den ‚Fall Aliysa‘ im Jahre 1989.
Die Stute hatte die englischen Oaks gewonnen, bei der routinemäßigen Dopingprobe wurden Spuren von Kampfer, einer verbotenen Substanz, entdeckt.
Nach sage und schreibe 528 Tagen (!) wurde die Stute schließlich disqualifiziert. Gegen diese Disqualifíkation ging der Aga Khan damals mit allen Rechtsmitteln und einem Heer von Wissenschaftlern an. Doch war das alles vergeblich.
Nachdem er bereits im Dezember 1989 seine Ehrenmitgliedschaft im Jockey Club aufgekündigt hatte, machte er im Dezember 1990 Ernst. Er zog sämtliche Pferde aus englischen Rennställen ab, es handelte sich damals um über 90 Vollblüter, die zum größten Teil von Michael Stoute und Luca Cumani trainiert wurden. Sie wechselten nach Irland bzw. Frankreich, wo John Oxx und Alain de Royer-Dupre die neuen Trainer waren.
Vier Jahre später beendete der Aga Khan den England-Boykott nachdem der Jockey Club seine Untersuchungsmethoden in Dopingfällen geändert hatte.
Im Moment erleben die grün-roten Farben (die Pferde von Aga Khans Großvater liefen übrigens noch in grün-braunen Farben, so wie sie Alamshar als zweite Farbe beim Derbysieg trug) ein echtes Hoch.
‚Dalakhani hat alles, er ist ein herausragendes Rennpferd. Als Zweijähriger, als Dreijähriger, auf allen Disdtanzern, auf jedem Boden. Er hat Schnelligkeit, Stehvermögen, er hat alles. Eine Ansammlung außergewöhnlicher Talente. Die Zucht ist die Basis dessen, was meine Familie über Generationen getan hat, und durch den Arc-Sieg ist er einer der Besten‘, so der Aga Khan nach dem Paris-Triumph seines Supercracks.
Es dürfte kaum der letzte Erfolg dieses Mannes gewesen sein, einem der bedeutendsten Züchter und Besitzer, die die Turf-Welt hat.