GaloppOnline.de: Frau Rogge, Herr Krüger: Wie ist der Stand der Dinge bezüglich der angedrohten Schließung der Bremer Galopprennbahn in der Vahr?
Tonya Rogge: Wir wissen von den Plänen der Stadt, uns im Laufe des Jahres eine Kündigung unseres Pachtvertrags zu schicken. Bisher ist diese aber noch nicht eingegangen und wir arbeiten engagiert wie immer weiter. 2016 und 2017 sind von einer Kündigung nicht betroffen.
GaloppOnline.de: Besteht noch Hoffnung?
Daniel Krüger: Dass wir dieses Rennjahr gut gelaunt angehen, kann als Antwort auf diese Frage betrachtet werden. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand.
Tonya Rogge: Hoffnung gibt es immer, denn es gab ja noch keine Kündigung. In meiner Heimat (Australien Anmerkg. d. Redaktion) sagt man: It’s not over till the fat lady sings.
GaloppOnline.de: Wird es den Bremer Rennverein in zwei Jahren noch geben?
Daniel Krüger: Ja, auch in fünf Jahren. Die Frage ist nur, ob wir noch eine Heimat haben. Wir könnten auf anderen Bahnen veranstalten.
GaloppOnline.de: Wie ist es um die finanzielle Situation des Bremer Rennvereins bestellt?
Daniel Krüger: Allgemein ist der Bremer Galopprennsport auf einem guten Weg. Als der neue Vorstand vor drei Jahren übernahm, lag der jährliche Verlust bei 600.000 Euro, letztes Jahr waren es nur knapp 30.000 Euro Minus, es geht voran. Es wäre natürlich schön, wenn wir einen weiteren Zuwachs auf der Sponsorenseite verzeichnen könnten.
GaloppOnline.de: Wie kann der deutsche Rennsport dem Bremer Rennverein helfen?
Tonya Rogge: Mit Startern und Besuch. Auf der Sponsorenseite würden wir uns, wie Herr Krüger bereits sagte, noch weitere Unterstützung wünschen. Unser wichtigster Sponsor „swb“- Stadtwerke Bremen hat bereits für weitere zwei Jahre zugesagt, auch Albert Darboven hilft uns, wofür wir uns herzlich bedanken.
GaloppOnline.de: Was erwarten Sie von der Saisoneröffnung?
Tonya Rogge: Vor allem natürlich eine volle Bahn. Wenn das Wetter mitspielt, rechnen wir mit einem sehr guten Zuspruch. Viele Bürger wollen uns unterstützen und zeigen, dass eine mehr als 160-jährige Tradition und die grüne Oase Galopprennbahn erhalten bleiben müssen. Den Karfreitag-Renntag in Bremen gibt es seit den 70er Jahren, wir können also wirklich von einem Traditionsrenntag sprechen. Das Kinderprogramm ist wie immer vielfältig.
GaloppOnline.de: Werden Prominente erwartet?
Daniel Krüger: Unser treuer Rennbahnbesucher Claudio Pizarro von Werder Bremen ist leider auf Länderspielreise, aber so mancher Prominenter wird erscheinen.
GaloppOnline.de: Wie stellt sich das Geläuf dar?
Daniel Krüger: Bei der Bahnprüfung haben wir das größtmögliche Kompliment erhalten, es gab keinerlei Beanstandungen. Bei der Pflege des Geläufs sparen wir nicht. Unsere Bahnpfleger leisten tolle Arbeit, angeblich sind wir in Deutschland gemeinsam mit München führend.
GaloppOnline.de: Wie bewerten Sie das sportliche Programm am Karfreitag?
Daniel Krüger: Auch wenn der Titel „Acatenango Derby Trial“ etwas ungewöhnlich klingen mag, hat er seine Berechtigung. In den letzten zehn Jahren liefen in diesem Rennen zwei (2007 Adlerflug und 2009 Wiener Walzer) Derbyzweite und ein Derbydritter. Das war der letztjährige Sieger Fair Mountain.
GaloppOnline.de: Gibt es weitere sportliche Höhepunkte?
Daniel Krüger: Der Renntag beginnt mit einem Knaller. Andreas Wöhler schickt den Goldene Peitsche-Sieger Shining Emerald in unser Auftaktrennen. Er lief bereits vor einem Jahr bei uns. Dieser Start ist für uns eine große Ehre, er zeigt auch die Verbundenheit, die Andreas Wöhler mit dieser Bahn hat.
GaloppOnline.de: Wie sind die Planungen für die Saison?
Tonya Rogge: Wir planen sechs Renntage, haben dieses Jahr keine so lange Sommerpause wie in den letzten Jahren. Highlight wird der Renntag rund um unser swb Derby Trial am 26. Juni sein. Im Gegensatz zu anderen Rennvereinen veranstalten wir wirklich die ganze Saison und nicht nur am Sonntag im Sommer, das zeigte schon das letzte Jahr.
Daniel Krüger: Wir gehen auch bei den Ausschreibungen einen Bremer Weg, könnte man sagen. Das zeigt auch unser Bremen-Bumper, also ein Flachrennen für Hindernispferde, als Abschlussprüfung am Karfreitag. Der Hindernissport liegt uns aus Tradition in Bremen am Herzen, wir werden ab Mai einige richtige Jagdrennen anbieten. Im Ex-Aktiven-Rennen am PMU-Renntag hoffen wir auf namhafte Reiter, damit die Franzosen fleißig wetten. Frau Rogge lässt bei William Mongil trainieren, der ist ein geeigneter Kandidat. Peter Schiergen wollen wir nicht nur in der Schweiz reiten sehen, sondern auch in Deutschland. Eine Ex-Amateurweltmeisterin sitzt bei uns im Sekretariat. Und das Gestüt Fährhof hat mit Simon Stokes einen geeigneten Kandidaten, den wir gerne mal wieder im Sattel sehen würden, wenn er sein Gewicht im Griff hat.
GaloppOnline.de: Wie sieht es mit dem Thema Zweitvermarktung der Bahn aus?
Tonya Rogge: Trotz der Berichterstattung rund um die Rennbahn ist es uns gelungen, neue Partner zu gewinnen, die die Auslastung der Anlage steigern. Ab dem 9. April gibt es an jedem Samstag einen Flohmarkt, für den Sommer sind einige spezielle Events geplant, darunter ein Colour Obstacle Rush, ein Fun Race. In dieser Hinsicht können wir unsere Einnahmen steigern. Wir haben weitere Ideen.
GaloppOnline.de: Frau Rogge, mit welchen Hoffnungen geht der Stall 5-Stars in die Saison?
Tonya Rogge: Rosebay und Rabi sind unsere größten Hoffnungsträger, doch unsere Pferde sind erst kurz wieder im Stall. Es ist noch zu früh, um mehr zu sagen.
GaloppOnline.de: Und wie geht es It’s Gino in Frankreich?
Tonya Rogge: Er hat einen hervorragenden Zuspruch. Die Stutenanzahl hat sich jedenfalls erhöht.
GaloppOnline.de: Dann auch die Frage an Sie, Herr Krüger, was macht die Fährhofer Decksaison?
Daniel Krüger: Nachdem wir im Dezember den Tod von Campanologist verkraften mussten, heißt es nun wieder: „Augen geradeaus und nach vorne schauen“. Mit Maxios läuft es phänomenal, er wird an die 110 Stuten decken. Bei Pastorius sind es über 50, auch er macht sich toll. Seine ersten Nachkommen gefallen sehr. Es wird ein spannendes Jahr.
GaloppOnline.de: Eine letzte Frage: Gibt es die beliebte Osterhasenaktion am Karfreitag wieder?
Tonya Rogge: Ja. Wir sind glücklich, dass die Besitzervereinigung wieder für eine süße Überraschung sorgt. Die ersten 1.111 Zuschauer erhalten einen Osterhasen.