Mit A. Woeste

GaloppOnline.de: Der Vorschlag, Sie zum neuen Vorsitzenden des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen zu wählen, kommt für Sie überraschend?

Albrecht Woeste: Es gab bereits vor längerer Zeit ein sehr intensives Gespräch mit Jochen Borchert. Dass nun von ihm der Vorschlag kam, mich zum neuen Vorsitzenden des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen zu wählen, war somit keine große Überraschung für mich. Im Übrigen kenne ich Jochen Borchert schon sehr lange.

Wir arbeiten in der von Johannes Rau ins Leben gerufenen Nordrhein-Westfälischen Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege eng zusammen. Er ist Vorstands-Vorsitzender dieser Stiftung, ich habe einen Sitz im Vorstand. Als Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Düsseldorf oder als Kammerpräsident in der NRW-Landeshauptstadt kann ich zudem auf einige Jahre Verbandserfahrung zurückgreifen.

GaloppOnline.de: Sie gehen davon aus, dass Sie gewählt werden?

Albrecht Woeste: Natürlich haben wir darüber gesprochen, ob meine Person überhaupt für den Posten des Vorsitzenden des DVR erwünscht ist. Herr Borchert hat mir signalisiert, dass es so sei. Somit würde ich mich auf diese neue Herausforderung freuen, zumal es im Moment ein wirklich sehr freundschaftliches und konstruktives Miteinander gibt. Das war ja nicht immer so, und dass dies so bleibt, ist ganz entscheidend, sonst können unsere Ziel nicht realisiert werden. Nur wenn alle daran arbeiten, werden wir zum Erfolg kommen

GaloppOnline.de: Die Ideen der Strukturreform konnten bislang noch nicht umgesetzt werden. Wo würden Sie die Hebel ansetzen?

Albrecht Woeste: Es sind drei Punkte, die ich zunächst einmal für äußerst relevant halte, sie in die Tat umzusetzen:

1. Die Rennvereine müssen finanziell schnellstmöglich besser dastehen. Aber dieses Thema ist nicht neu, muss aber vordergründig angeschoben werden. Die Renntage müssen wesentlich kostengünstiger ablaufen. Ganz entscheidend ist bei diesem Plan natürlich, dass alle, die ehrenamtlich an Renntagen im Einsatz sind, auch weiterhin bei der Stange bleiben.

2. Es muss dazu kommen, dass der deutsche Galopprennsport wieder anders in der Öffentlichkeit steht. Dass besser über ihn gesprochen wird, eine positive Außendarstellung erreicht wird. Es gibt genug Gründe, dass dies so sein sollte. Denken wir doch nur an die unverändert großartigen Erfolge deutscher Pferde im Ausland. Wir haben doch einiges mehr in der Hand, als manche glauben. Wir müssen es nur richtig nach außen hin verkaufen. Auch die Sponsoren-Akquisition dürfte dann erfolgreicher ablaufen.

3. Das, was die Buchmacher aktuell in den Rennsport-Topf vermitteln, reicht nicht aus. Wir haben doch im Grunde nur ein gemeinsames Interesse: die Garantie, dass es einen Galopprennsport in Deutschland gibt, der auf einem soliden Fundament steht. Wir haben unverändert den Plan, eine eigene Buchmacherkette aufzubauen, wir verhandeln mit Investoren aus dem In- und Ausland. Wir haben mit den aktiven Buchmachern hierzulande Gespräche geführt, allen Buchmachern nach Verhandlungen mit den Buchmacher-Organisatoren einen neuen Vertrag zugeschickt, nachdem wir uns auf Text und Konditionen verständigt haben. Die Präambel lautet in diesem Vertrag: das gemeinsame Interesse.

GaloppOnline.de: Wann könnte dieser Vertrag unterzeichnet werden?

Albrecht Woeste: Er könnte am 1. April umgesetzt werden. Er läuft bis 2011, dann sollten wir uns zusammensetzen und kritisch analysieren, ob er erfolgreich war oder nicht. Oder was wir ändern müssen.

GaloppOnline.de: Wirklich kritisch betrachtet: Sehen Sie eine realistische Chance, dass sich in absehbarer Zeit etwas Entscheidendes im deutschen Galopprennsport ändern wird?

Albrecht Woeste: Das sehe ich schon. Man muss die Finanzsituation im letzten Herbst berücksichtigen, sie war und sie ist zum Teil noch dramatisch. Aber auch in diesen Zeiten gibt es positive Signale. Wir haben ein spannendes Businessmodell anzubieten, es ist für Investoren und Sponsoren gleichermaßen interessant. Wir müssen es nur geschickt ein- und umsetzen.

GaloppOnline.de: Es bleibt wohl nicht viel Zeit?

Albrecht Woeste: Die größte Herausforderung im deutschen Rennsport zu meistern, ist ganz gewiss kein leichter Akt. Darüber sind sich alle im Klaren. Es gab und gibt viel Kritik. Zu Recht oder zu Unrecht. Es ist nur schade, dass die Leute nicht wissen, wie engagiert die verantwortlichen Personen arbeiten. Es ist aber gut möglich, dass man dies auch nicht entsprechend herüber bringt. Falls ich gewählt werde, dann ist es nicht so, dass ich meine, es besser machen zu können. Aber ich werde mir alle Mühe geben. Ich sehe dieses Amt als eine große Herausforderung an.

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