Mit William Mongil

Drei Jahre durfte er die weltberühmten Farben des Aga Khan tragen, hatte einen der weltweit begehrtesten Jockey-Jobs überhaupt. Seit zwei Jahren reitet er nach der Zwischenstation Macau in Deutschland. Doch was für andere ein dramatischer Karriereknick gewesen wäre, bedeutet für William Mongil alles andere als ein Tief.

Zwar steuert er nicht mehr die Klassepferde des Ismaeliten-Oberhaupts. Aber er zählt bei uns nun zur absoluten Spitze, braucht sich hinter Andrasch Starke und Andreas Suborics ganz sicher nicht zu verstecken. Längst werden ihm einige der allerbesten Pferde, die sich in hiesigen Rennställen befinden, anvertraut. Wie Super-Meiler Martillo, der aktuelle Gruppe I-Sieger Senex oder Malinas.

Und dieser Fährhofer Union-Gewinner zählt nun zum allerengsten Favoritenkreis für das BMW 135. Deutsche Derby am Sonntag in Hamburg. Nach dem Union-Triumph, dem bisherigen Höhepunkt seiner Laufbahn, trauen ihm viele Experten den Sprung aufs Treppchen und sogar die Nachfolge von Dai Jin im Blauen Band zu.

Natürlich setzt auch William Mongil voll auf die Qualitäten des von Peter Schiergen trainierten Hengstes. „Ich fahre hin, um zu gewinnen. Die stärksten Gegner sind für mich Shirocco, Fight Club und El Tiger“, sagt der 35-jährige Franzose. Er muss es wissen, denn im Oppenheim-Union-Rennen kam er bereits in den Genuss eines großen Erfolgserlebnisses mit Malinas, der mit seinem großen Speed wie ein Top-Steher gewann.

Dabei war Mongil eigentlich wie die Jungfrau zum Kind an den Ritt gekommen: „Paul von Schubert hat mir sehr geholfen, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Er hat den Kontakt zu Peter Schiergen hergestellt“, erzählt der bis einschließlich des ersten Hamburg-Wochenendes in 23 Rennen erfolgreiche Jockey, der im Vorjahr mit Silver Spur auf der regendurchtränkten Bahn förmlich steckenblieb, sich im Französischen Derby bislang auch noch nicht platzieren konnte.

Malinas, bislang ein recht phlegmatisches Pferd sei „sehr leicht zu reiten“, schildert er seine ersten Eindrücke. „Er hat einen tollen Charakter, macht alles, wenn er gefordert wird. Ein richtiges Rennpferd, das stark verbessert ist und sich weiterhin verbessern kann.“

Hauptproblem sei in Hamburg die erste Ecke. „Die ist im Derby richtig gefährlich. Und es macht einen großen Unterschied, ob man gut in die Gegenseite kommt oder nicht. Hier darf nichts passieren.“ In dem aufgeweichten Boden sieht er für seinen Hoffnungsträger allerdings kein Problem. In der Arbeit habe er den Lomitas-Sohn zwar geritten, aber nicht regelmäßig. „Seine Schlussarbeit am Montag war okay. Er ist kein Arbeitspferd, weiß genau, was er tun soll und was er kann. Er hat aber ein tolles Temperament. Eben wie ein richtiger Crack“, charakterisiert Mongil seinen Derby-Partner.

Dass er nun schon auf einem der absoluten Asse im Blauen Band sitzen würde, war zunächst gar nicht abzusehen, als er vor zwei Jahren nach Deutschland wechselte. „Ich war drei Jahre beim Aga Khan. Danach war für mich eine sehr schwierige Zeit. Ich hatte Probleme und habe meinen Job verloren. Man muss kämpfen, um kein Verlierer mehr zu sein und sollte den Kopf über Wasser halten. Genau das habe ich getan.“

Nach einem längeren Macau-Aufenthalt lockte Ralf Suerland mit einer Stalljockey-Offerte. „Vor zwei Jahren hat er in Mailand mit mir Kontakt aufgenommen. Wir wurden uns schnell einig, dann bin ich nach Deutschland gekommen.“

Inzwischen ist seit dieser Saison Hans-Albert Blume in Heumar sein Arbeitgeber. „Ein großer Profi“, sagt William Mongil. „Ich kann von ihm sehr viel lernen, habe großen Respekt. Leider hatten wir dieses Jahr mit den Dreijährigen nicht so viel Glück. Eleazar, den ich eigentlich als mein Derby-Pferd betrachtet habe, hat die Erwartungen nicht erfüllt, ist wohl doch eher ein spätes Pferd. Das Team arbeitet sehr gut zusammen.“

Wie man zuletzt sehen konnte, als Mongil mit Senex den Gran Premio di Milano gewann. „Er hatte zum ersten Mal seinen abgetrockneten Boden. Natürlich hatte ich gegen den italienischen Derbysieger, einen Platzierten aus dem letztjährigen Epsom Derby, und weitere starke Gegner nicht mit einem so leichten Erfolg gerechnet. Er hat diese nicht nur geschlagen, sondern fast schon gekillt. Am Dienstag habe ich ihn in der Arbeit geritten. Er war nur zwei Wochen nach dem Rennen wieder so richtig frisch, könnte schon wieder laufen. Das ist unglaublich. Er lernt gerade Englisch, startet als nächstes in den EP Taylor Stakes in Toronto.“

Mit dem zweiten Ruf für Ralf Suerland und für das Gestüt Ebbesloh bieten sich auch außerhalb des eigenen Stalles Top-Chancen.

Selbstverständlich denkt man da in erster Linie an Martillo, mit dem er in diesem Jahr im Prix du Muguet in Saint-Cloud zum großen Schlag ausholte. „Ich habe ihn seit seinem letzten Start in Royal Ascot nicht mehr gesehen. Wie ich gehört habe, soll aber alles okay sein, und er bestreitet jetzt wie im vergangenen Jahr das Grupperennen in Hoppegarten. Das Abschneiden in Ascot war schon etwas enttäuschend, denn er war ausgesprochen fit. Zweimal ist er jetzt über 1600 Meter der Geraden Bahn schlecht gelaufen. Wir lagen hinter Six Perfections, er wartete förmlich auf den Bogen. Doch dann zog er nicht an. Das war wie im Prix Jacques le Marois in Deauville 2003.“

Das Management liegt in den bewährten Händen von Ex-Jockey Olaf Schick, der bekanntlich auch für Andrasch Starke verantwortlich ist.

Auch mit seinen deutschen Jockey-Kollegen gibt es keine Probleme. „Andrasch ist ein guter Freund von mir, auch sonst ist das Verhältnis bestens.“ Doch an erster Stelle rangiert bei dem Sattelkünstler natürlich die Familie, seine aus Russland stammende Ehefrau und sein Stiefsohn. „Er ist zu groß und zu clever, um Jockey zu werden, mag Pferde, kommt auch zu den Rennen. Er will aber Anwalt werden“, weist William Mongil Jockey-Ambitionen beim Nachwuchs von sich.

Einen guten Anwalt hätte er auch kürzlich gebrauchen können, als er für das komplette Frühjahrs-Meeting in Baden-Baden gesperrt wurde. Vorausgegangen war ein tätlicher Angriff gegen den Jockey van den Putte. „Ich habe die Kontrolle verloren, nachdem ich im Rennen behindert worden war und so das Rennen verloren habe, hatte offensichtlich einen schlechten Tag. Das war ganz klar mein Fehler, kann aber passieren. Nobody is perfect.“

Die freien Stunden verbringt der Jockey am liebsten zu Hause oder auf dem Golfplatz. Sein eigener Lebensplan sieht vor, später einmal als Trainer zu arbeiten. „Ich hoffe, das klappt. Ich möchte auch lange in Deutschland bleiben, wir fühlen uns in Köln-Bocklemünd sehr wohl. Zumal sehr gute Leute hinter uns stehen. Meinen Lebensabend möchte ich allerdings in Frankreich verbringen.“

Bis dahin ist es aber noch lange hin, wünscht sich William Mongil mit seiner Frau zunächst einmal ein weiteres Baby. Und am Sonntag will er mit Malinas zum Derby-Helden avancieren. Seine Dreierwette im Blauen Band? „Malinas auf Platz eins, Fight Club, El Tiger und Scirocco dazukombiniert.“ Sein Optimismus kennt also keine Grenzen.

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