Vor wenigen Tagen kletterte Winfried Engelbracht-Bresges beim Hong Kong Jockey Club eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter nach oben, ist nun Chief Executive und damit die Nummer eins beim Rennveranstalter in der Ex-Kronkolonie. Michael Hähn führte ein kurzes Gespräch mit dem Chefmanager.
GaloppOnline.de: Weshalb übt Ihr Vorgänger, Lawrence Wong, den Job nicht mehr weiter aus?
Winfried Engelbrecht-Bresges: Er ist bereits Ende sechzig, deshalb wurde der Zeitpunkt für den Wechsel nun gewählt.
GaloppOnline.de: Wie sind Sie an dieses Amt gekommen?
Winfried Engelbrecht-Bresges: Ich habe für den Jockey Club schon andere große Projekte gemanagt, wie die Restrukturierung der Tribünen. Damit habe ich mir einen Ruf erworben. Es war ein großer Kreis an Bewerbern aus der ganzen Welt. Die Headhunter waren dann aktiv.
GaloppOnline.de: Was sind Ihre dringendsten Aufgaben in der nächsten Zeit?
Winfried Engelbrecht-Bresges: Das Wichtigste ist, den Rennsport wieder zu Wachstum zu führen. Wir haben eine Reform, mit der die Abzüge von den Wetteinsätzen zurückgefahren wurden. Und die ersten Zahlen sind sehr gut. Wir haben unseren Umsatz auf den Bahnen wieder gesteigert. Es wirkt sich positiv aus, dass wir den Wettern mehr zurückgeben. Wir haben gerade auch sehr viel für die Besitzer getan, haben auf den Tribünen besondere Bereiche für sie geschaffen. Vor allem Besitzer und Trainer stehen bei uns im Focus.
GaloppOnline.de: Wie entwickelte sich der Umsatz in der vergangenen Saison?
Winfried Engelbrecht-Bresges: Wir hatten einen Rückgang um 2 Milliarden Hong Kong-Dollar (ca. 200 Millionen Euro), er ging von 62 auf 60 Milliarden (6 Milliarden Euro) zurück. Ich denke, das können wir in diesem Jahr mit der Entwicklung im Pferdebereich kompensieren.
GaloppOnline.de: Wie stark werden Fußballwetten angenommen, die der Hong Kong Jockey Club als einziger anbieten darf?
Winfried Engelbrecht-Bresges: Enorm, bei uns sind alle Arten von Sportwetten möglich. Im vergangenen Jahr belief sich der Umsatz in diesem Bereich auf 31 Milliarden Hong Kong-Dollar (über 3 Milliarden Euro).
GaloppOnline.de: Welche Neuerungen gibt es bei den International Races im Dezember?
Winfried Engelbrecht-Bresges: Wir haben die Distanz für den Sprint von 1000 auf 1200 Meter verlängert. Die Preisgelder wurden in Sprint, Mile und Cup, in dem es jetzt 20 Millionen Hong Kong-Dollar, ca. 2 Millionen Euro, zu gewinnen gibt, erhöht.
GaloppOnline.de: Sie hatten auch einmal überlegt, das Meeting um die International Races auszubauen. Wie ist der Stand der Dinge?
Winfried Engelbrecht-Bresges: Die Regierung ist da ziemlich restriktiv. Es ist nicht einfach, die Anzahl an Glücksspielmöglichkeiten beizubehalten, so dass sich in dieser Hinsicht nicht verändert.
GaloppOnline.de: Wie beurteilen Sie den Start von Andreas Schütz als Trainer in Hong Kong?
Winfried Engelbrecht-Bresges: Er hat einen guten Start hingelegt. 21 Pferde sind aktuell in seinem Stall, und es kommen neue hinzu.
GaloppOnline.de: Bei Ihrer neuen Tätigkeit handelt es sich um einen Full-Time-Job. Wie werden Sie damit fertig? Bleibt überhaupt noch freie Zeit übrig?
Winfried Engelbrecht-Bresges: Ich hatte vorher einen 23-Stunden-Job, jetzt habe ich einen 24-Stunden-Job. Ich bin mir bewusst, dass das nicht die ideale Life-Balance ist. Fünfmal in der Woche laufe ich fünf bis zehn Kilometer. Sonst fühle ich mich einfach nicht wohl.
GaloppOnline.de: Was ist aus Ihrer Sicht die dringendste Aufgabe der Verantwortlichen im deutschen Rennsport?
Winfried Engelbrecht-Bresges: Die Qualität der deutschen Pferde ist sensationell. Erschreckend ist die finanzielle Entwicklung. Ich würde versuchen, die Abzugsrate zu reduzieren, wie wir das gemacht haben. Dann würde eine bessere Wettbewerbssituation entstehen.