„Der Große Preis wird das beste Rennen seit Jahren“
GaloppOnline.de: Der deutsche Galopprennsport befindet sich in einem Umsatztief. Wie sind Ihre Umsatzerwartungen für die Große Woche, auch im Vergleich zum Vorjahr?
Wolfgang Stüber: Wir beobachten die Entwicklung in Deutschland natürlich mit Sorge, hoffen aber, dass wir uns ähnlich wie im Frühjahrs-Meeting, wo die Einbußen im Schnitt pro Rennen bei einem Prozent lagen, gegen den Trend stellen können. Wir kalkulieren aber mit einem leichten Minus.
GaloppOnline.de: Wie unabhängig vom Wettumsatz ist der Internationale Club inzwischen? Wie hoch ist der Anteil der anderen Einnahmen?
Wolfgang Stüber:Der Wettumsatz spielt als Einnahmequelle natürlich noch immer eine ganz wichtige Rolle. Unser Einfluss ist in diesem Bereich aber eher gering. Deshalb setzt der Internationale Club auf drei Einnahmeschienen. Da sind zum einen die Meetings, bei denen Eintrittsgelder, Catering und Sponsoreneinnahmen immer wichtiger werden. Daneben gibt es zwei weitere Einnahmefelder, auf die wir in Zukunft bauen:
Da sind Messen, Kongresse, Firmenveranstaltungen und private Feiern sowie den Bereich Entertaínment, zum Beispiel. Open Air-Konzerte und Sportveranstaltungen. Wir haben die Räumlichkeiten hier, wir müssen sie nur mit Leben füllen.
GaloppOnline.de: Beim Frühjahrs-Meeting hatte man häufig mit kleinen Starterfeldern zu kämpfen, und das trotz der üppigen Dotierungen. Wie war das Nennungsergebnis für die Große Woche?
Wolfgang Stüber:Das Nennungsergebnis bewegt sich auf dem Niveau des Vorjahres, und das ist angesichts der geringeren Zahl an Pferden im Training sicher ein Erfolg. Die Trainer und Besitzer müssen begreifen, dass der Sport in Deutschland kaputt geht, wenn ihre Pferde vor allem im Ausland starten. Aber wir wollen nicht jammern, sondern haben einiges getan und beispielsweise die Ausschreibungen angepasst.
So wurde die Maurice Lacroix-Trophy von 1.200 Meter auf 1.400 Meter verändert, und das scheint sich ausgezahlt zu haben. Zudem wurden die Skalen in zahlreichen Ausgleichsrennen verändert, so dass mehr Pferde eine Startchance in Iffezheim haben.Das ist ein sicher ein sensibles Thema, welches wir auch so behandeln werden.
GaloppOnline.de: Ein Problemfall könnten erneut die Hindernisrennen werden. Wie schätzen Sie die Lage ein? Welche Zukunft haben diese Prüfungen in Iffezheim?
Wolfgang Stüber:Der Hindernissport kränkelt in der Tat. Ein Rennen ohne deutsche Starter, wie kürzlich geschehen, ist ein Unding. Wir mussten für den ersten Renntag das Markgraf-Berthold-Jagdrennen in ein Hürdenrennen neu ausschreiben, weil nicht genügend Pferde genannt wurden, und das bei einem Preisgeld von 15.000 Euro. Die Pflege der Hindernisbahn macht viel Arbeit und kostet viel Geld.
Dabei sind die Wetteinnahmen gerade bei den zum Teil bescheidenen Feldern deutlich schlechter als bei Flachrennen. Dennoch sieht sich der Internationale Club diesem Traditionssport verpflichtet, und die Jagd- und Hürdenrennen sind ja auch eine Publikumsattraktion. Wir werden die weitere Entwicklung aber kritisch beobachten.
GaloppOnline.de: Bei den Top-Prüfungen scheint die Resonanz gespalten: Aus dem Ausland sind die Nennungen enorm stark, aus Deutschland hätte man sich bisweilen mehr Pferde gewünscht. Im Oettingen-Rennen sind nur drei Pferde aus Deutschland noch dabei. Wie kann das sein?
Wolfgang Stüber:Zum einen freut uns natürlich die große Resonanz aus dem Ausland, es zeigt doch den hohen Stellenwert und die gute Reputation, die wir international genießen. Natürlich würden wir gerne mehr deutsche Starter sehen, in allen Hauptrennen. Über die Meile scheint es aber momentan nicht allzu viele gute deutsche Pferde zu geben, aber mit Lateral haben wir doch immerhin den neuen Meilenstar am Start.
GaloppOnline.de: Im Frühjahr gingen die Zuschauerzahlen zurück. Wie wollen Sie insbesondere mehr jüngeres Publikum anlocken?
Wolfgang Stüber:Beim Frühjahrs-Meeting spielte das unüblich schlechte Wetter sicher eine Rolle für den Zuschauerrückgang. Wenn wir jetzt etwas mehr Glück haben, rechnen wir mit rund 80.000 Besuchern während der Großsen Woche. Insbesondere am Schlusstag sollte die Bahn eigentlich aus allen Nähten platzen, vor allem wenn der Derbysieger Schiaparelli auf Shirocco treffen sollte.
Neben dem Spitzensport bieten wir aber den rund 60 bis 70 Prozent der Besucher, die keine hartgesottenen Wetter sind, einiges: Sie werden den Spaß und die Unterhaltung finden, die sie suchen. Das geht von den Rittern von Horb, einer Vorführung mit Island-Pferden über den ‚Kindertag‘ am Dienstag mit freiem Eintritt für Eltern mit ihrem Nachwuchs unter 14 Jahren bis hin zu den attraktiven Verlosungen, die es nach jedem Renntag gibt.
GaloppOnline.de:Eine Maßnahme ist sicherlich die Party am Freitag. Was versprechen Sie sich von dieser Veranstaltung?
Wolfgang Stüber:Wir sind selbst gespannt, wie die Party angenommen wird, es ist eine Premiere, mit der wir beweisen wollen, dass der Rennplatz Iffezheim ein Ort zum Feiern ist, ganz entspannt und ohne Angst vor großen Hüten. Denn so sehr ich die schicken Damen, eleganten Herren und die prominenten Gäste bei uns schätze und froh über ihren Besuch bei uns bin, so habe ich doch bei so manchen Menschen aus der Region ein gewisse Berührungsangst vor den Rennen feststellen müssen. Und die wollen wir abbauen, denn bei den Internationalen Galopprennen kann jeder Spaß haben, jung oder alt.
GaloppOnline.de:Welche neuen Sponsoren sind mit an Bord? Wie stark ist die Abdeckung durch Partner inzwischen?
Wolfgang Stüber:Neu in diesem Jahr sind die Schmuckwelten Pforzheim, die das hochdotierte BBAG Auktionstag am Eröffnungstag sponsern und die bestwetten.de Goldenen Peitsche am zweiten Renntag. Dank des Wett- und Spieleportals, das ausschließslich in den Totalisator vermittelt, sind alle Gruppe-Rennen der Grossen Woche unterstützt. Das ist für uns natürlich sehr erfreulich, aber wir wollen in den kommenden Jahren noch mehr und denken dabei vor allem auch an mittelständische Unternehmen aus der Region, die bei uns aktiv werden können. Da ist noch viel Spielraum.
GaloppOnline.de:Welche Marketingmaßnahmen wurden im Vorfeld der Großen Woche getroffen, gerade im lokalen Umfeld?
Wolfgang Stüber:Wir sind regional in den Medien sehr präsent, die Zusammenarbeit klappt da bestens. Darüber hinaus haben wir eine neue Kooperation mit dem Südwestrundfunk, im Radio und im Fernsehen. Aber wir sind natürlich auch sebst aktiv geworden und haben mit den wichtigsten Veranstaltungsagenturen Kontakt aufgenommen. Mit Christian Simon haben wir da einen sehr erfahrenen Eventmanager im Team.
GaloppOnline.de:Der Vertrag mit Volkswagen läuft in diesem Jahr aus. Wie geht es mit dem Grand Prix weiter?
Wolfgang Stüber:Wir sind natürlich traurig, dass wir die gute Zusammenarbeit mit Volkswagen nicht fortsetzen können, aber das Unternehmen orientiert sich eben anders, das müssen wir akzeptieren. Wegen des Großen Preises gibt es natürlich Gespräche in viele Richtungen, die sich noch entwickeln müssen. Der Grand Prix wird das Highlight der Internationalen Galopprennen Baden-Baden bleiben, das als Vorbereitung für den Prix de l’Arc de Triomphe für alle großen Ställe interessant ist.
GaloppOnline.de:Der Große Preis verspricht eine Klasse-Besetzung zu haben. Wie sehen Sie dem Highlight entgegen?
Wolfgang Stüber:Das wird aus heutiger Sicht das beste Rennen seit Jahren. Ich habe eine Flasche Champus darauf gewettet, dass Shirocco an den Start kommt, und das wäre natürlich fantastisch. Aber auch so wird es das Turfereignis 2006, das eigentlich jeder live erleben sollte. Mir gefällt ja der Derbysieger Schiaparelli sehr gut, sein Besitzer Franz Günther von Gaertner ist uns sehr wohlgesonnen, und da drücke ich ihm besonders die Daumen.
GaloppOnline.de:Welche prominenten Gäste, aus Politik, Show und Sport, haben sich angesagt?
Wolfgang Stüber:Die Liste ist zu lang, um alle Namen zu nennen, deshalb hier nur einige Namen: Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger, die Schauspielerinnen Christine Neubauer, Jenny Elvers-Elbertzhagen, Klaus Allofs und viele hochrangige ausländische Gäste, zum Beispiel. PMU-Präsident Bertrand Belinguier oder Chris Brands vom British Horseracing Board.
GaloppOnline.de:Wie ist die Große Woche im Fernsehen vertreten?
Wolfgang Stüber:Am Samstagabend zeigt das Südwest Fernsehen eine 30-minütige Dokumentation über die Galopprennen, der SWR wird an jedem Renntag in seinen Nachrichten berichten und auch in seinen Sportsendungen. Premiere Win wird an den Wochenenden alle Rennen live übertragen, DSF zeigt einige Rennen am ersten Sonntag.
In Großbritannien werden alle Rennen zu sehen sein, und der französische Galoppsender Equidia zeigt den Großen Preis. Daneben sind wir regional bei R.TV stark vertreten, und es werden sicher einige Magazin-Berichte über unsere prominenten Gäste gedreht werden.
GaloppOnline.de:Wenn Sie einen Wunsch für das Meeting frei hätten, wie würde er aussehen?
Wolfgang Stüber:Großer Sport, begeisterte Zuschauer und alle Pferde und Reiter gesund im Ziel, denn dann kommen alle wieder.