Mit Uwe Ostmann

GaloppOnline.de: Welche Gedanken sind Ihnen am Sonntag durch den Kopf gegangen, als plötzlich ein gewaltiger Wolkenbruch über die Bahn in Weidenpesch zog?

Uwe Ostmann: Man darf nicht übersehen, dass der Preis von Europa erst als achtes Rennen durchgeführt wurde. Wenn dann zu Anfang der Boden gut ist und dann ein solcher Schauer herunterkommt, ist das Geläuf durchwühlt und wird lose. Da hatte ich meine ersten Bedenken.

GaloppOnline.de: Und als die Stute zweimal die Box durchbrach?

Uwe Ostmann: Das war das nächste Problem. Ganz klar kostet ein solches Malheur an der Startmaschine auch Kraft. Umso höher schätze ich die Leistung von Gonbarda ein, sich so durchzukämpfen. Sie hatte allerdings schon im Training gezeigt, dass sie auch auf weichem Boden nicht versagt. Die Galopptechnik ist auch bei solchen Bedingungen vorhanden. Selbst in der Diana hat Gonbarda auf abgrundtiefem Boden nicht enttäuscht. Wenn sie eher freigekommen wäre, hätte sie dort schon Zweite werden können.

GaloppOnline.de: Die Taktik war wieder ähnlich wie in Iffezheim…

Uwe Ostmann: Das stimmt, aber es gab einen Unterschied. Diesmal hatten wir richtiges Steher-Tempo, in Baden-Baden war die Fahrt sehr verhalten gewesen. Die Vorstellung ist wirklich hoch einzuschätzen. Filip Minarik hat es verstanden, sich von der Startphase nicht beeindrucken zu lassen. Als sie zum zweiten Mal in der Box fast kerzengerade stieg, ist er fest im Sattel sitzengeblieben. Das hat mir sehr imponiert und war von großem Vorteil. Alles andere hat er wie besprochen gelöst.

GaloppOnline.de: Hatten Sie im Finish nicht auch gedacht, Simonas wäre nicht mehr einzuholen?

Uwe Ostmann: Eduardo Pedroza hat das auf Simonas sehr clever gemacht. Er hat ihn innen verdeckt gehalten. Man hat schon im Hansa-Preis und beim zweiten Platz zu Collier Hill im Gerling-Preis gesehen, dass Simonas richtig antreten kann. In Köln kam er allerdings außen und hat dort aufgesteckt, als er freie Bahn hatte. Ich hatte mich diesmal schon mit dem zweiten Rang abgefunden, aber Filip hat Gonbarda noch einmal entscheidend motiviert.

GaloppOnline.de: Hat Filip Mianrik Gonbarda eigentlich auch im Training geritten?

Uwe Ostmann: Das macht Karen Haustein. Sie ist schon zwanzig Jahre bei mir. Wir feiern am 1. Oktober dieses Jubiläum. Sie war damals schon einen Monat früher da, hat allerdings noch für Auenquelle gearbeitet. Nur zwischendurch war Frau Haustein einmal für anderthalb bis zwei Jahre als Trainergattin im Hoppegartener Diana-Stall. Ich bin heilfroh, dass sie bei mir als ständige Reiterin arbeitet.

GaloppOnline.de: Welche speziellen Arbeitspartner hat Gonbarda?

Uwe Ostmann: Das ist ganz unterschiedlich. Man muss beachten, dass sie morgens schwache Leistungen an den Tag legt, sofern sie hinter anderen Pferden galoppiert. Gonbarda schläft dann regelrecht ein. darauf haben wir im Laufe der DSaison eingestellt.

GaloppOnline.de: Was zeichnet ihren Charakter aus?

Uwe Ostmann: Ich habe den Eindruck, dass ihr das Leben als Rennpferd sehr gut gefällt. Sie frisst immer, ist ganz hervorragend an der Krippe. Der Preis von Europa war sicher ihre bisher größte Belastung. Ich hatte befürchtet, dass dieses Rennen seine Spuren hinterlassen hätte. Aber Gonbarda sieht aus wie vorher. Das ist schon erstaunlich. Man merkt ihr die Anstrengung gar nicht an.

GaloppOnline.de: Wie konkret sind die Asien-Pläne?

Uwe Ostmann: Es hängt auch davon ab, ob wir zum Japan Cup eingeladen werden. Ich persönlich würde lieber nach Hong Kong gehen, da es dort doch etwas leichter ist. In Frage kommt die Hong Kong Vase über 2400 Meter. In Japan oder Hong Kong hatte ich bislang noch keinen Starter.

GaloppOnline.de: Sollte die Stute vorher verkauft werden, würden diese Absichten möglicherweise hinfällig. Wie gehen Sie damit um?

Uwe Ostmann: Ich bin da ganz ruhig. Nach ihrem zweiten Platz in Baden-Baden kamen so enorme Angebote, die allesamt abgeschlagen wurden. Vor allem Godolphin hat eine hohe Offerte gemacht, dieser Stall besitzt auch bereits ihre Schwester Gonfilia und einen rechten Bruder von Gonfilia.

Ich denke, dass ein solches Angebot außer bei Tiger Hill noch nie für ein deutsches Rennpfgerd abgegeben worden ist. Aber auch dieses wurde ausgeschlagen. Ich glaube, es wäre für die deutsche Zucht sehr, sehr wichtig, dass Gonbarda hier erhalten bleibt. Es sind so viele Top-Stuten ins Ausland verkauft worden.

GaloppOnline.de: Wird Filip Mianrik auch Gonbardas Jockey in Asien sein?

Uwe Ostmann: Ja, sicher.

GaloppOnline.de: Haben Sie am Sonntag nach dem Rennen noch gefeiert?

Uwe Ostmann: Filip Minarik hatte anschließend noch zwei Ritte. Wir haben ihm versprochen, dass wir auf ihn warten und haben dann zusammen im Raum des Kölner Renn-Vereins mit Champagner angestoßen.

GaloppOnline.de: Hätte Gonbarda nicht auch das Derby gewinnen können, wenn sie dort gelaufen wäre?

Uwe Ostmann: Das ist eine berechtigte Frage, die sich allerdings erübrigt, da Gonbarda gar keine Nennung hatte. Außerdem war sie um diese Zeit noch nicht so weit, die notwendige Arbeit für ein solches Gruppe I-Rennen zu verkraften. Das wäre noch zu früh gewesen.

GaloppOnline.de: Mit welcher Klassestute aus früheren Jahren würden Sie Gonbarda am ehesten vergleichen?

Uwe Ostmann: Hollywood Dream hat auch zwei Gruppe I-Rennen gewonnen, war aber da schon älter. Es war eine Riesenleistung, als sie in Düsseldorf gegen Scheich-Pferde gewonnen hat. Oder ihr Sieg in Rom über 2000 Meter. Sie war auch als Dreijährige ein hervorragendes Rennpferd, hat unter anderem das Otto-Schmidt-Rennen für sich entschieden.

Allerdings ist Gonbarda jetzt als Dreijährige schon früher so weit oben. Ich habe festgestellt, dass gute Lando-Produkte als Vierjährige noch besser werden. Aber da Gonbarda im nächsten Jahr Mutterstute wird, brauchen wir das nicht einzukalkulieren. Aber die Statistik und die Rheorie sagen das.

GaloppOnline.de: Sie haben viele talentierte Zweijährige im Stall. Gibt es schon einen Nachfolger für Gonbarda?

Uwe Ostmann: Meine Zweijährigen haben sich noch nicht so entwickelt, wie ich mir das gewünscht hätte. Deshalb kann ich in dieser Hinsicht noch nicht viel sagen. Manchen Zweijährigen muss ich noch Schonung geben. Eventuell könnte im nächsten Jahr Auenprincess eine gute Stute auf Steher-Distanzen werden, auch wenn sie im Düsseldorfer Auktionsrennen enttäuschend gelaufen ist.

Vielleicht schafft es Fantastica bis zur Meile. Sie hat beim Debut sehr überzeugend gewonnen und ist sicher für die kommende Saison interessant, wird aber keine Gonbarda-Laufbahn einschlagen, da sie andere Distanzen braucht. Oriental Tiger durfte den Junioren-Preis in Düsseldorf eigentlich nicht verlieren. Er bestreitet nun den Winterfavoriten.

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