Mit Ulli Potofski

GaloppOnline.de: Seit zweieinhalb Monaten ist RAZE nun auf Sendung. Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz aus?

Potofski: Durchaus positiv. Bei allen Problemen, die wir haben, können wir auch auf viele positive Reaktionen unserer Zuschauer verweisen. Die Kritik, die bei uns ankommt, wird sorgfältig analysiert und berücksichtigt.

GaloppOnline.de: Ihr Ziel ist es, den Rennsport populärer zu machen? Wie nahe sind Sie diesem Vorhaben gekommen? Haben sich die Marktanteile so entwickelt wie gewünscht?

Potofski: Raze benötigt einen Anteil von 10% an den Außenwetten. An einigen Tagen konnten wir schon bis zu 7% verzeichnen. Den Rennsport wirklich populärer zu machen, ist allerdings ein langer, steiniger Weg – das können wir nur alle gemeinsam schaffen.

GaloppOnline.de: Wie wird die Wettplattform auf RAZE angenommen?

Potofski: Wie schon gesagt: Es gibt schon ordentliche Tage.Wir können aber auch nur immer wieder darauf hinweisen: Alle Einsätze bei uns gehen in den Totalisator – und nur das garantiert das Überleben des Sports auf Dauer.

GaloppOnline.de: Wieviel Umsatz muss generiert werden, damit Sie auch dauerhaft Übertragungen garantieren können?

Potofski: Faustregel: Dauerhaft müssen 10% vom Außenumsatz über RAZE laufen – allerdings bei demnächst hoffentlich wieder generell steigenden Umsätzen.

GaloppOnline.de: Welche Unterstützung erhalten Sie von den Verbänden (Turf und Trab)?

Potofski: Es laufen diverse Gespräche mit beiden Verbänden. Gemeinsame Aktionen (wie auf der Equitana) sollen durchgeführt werden.

GaloppOnline.de: Man sieht kaum Werbung für RAZE in den einschlägigen Medien oder im Fernsehen. Denken Sie über verstärkte Aktivitäten nach? Auf Ihrem Kanal selbst halten sich die Werbe-Trailer von Unternehmen in Grenzen.

Potofski: In einer zweiten Stufe will die Geschäftsführung von RAZE demnächst dringend erforderliche Aktivitäten auf diesem Gebiet durchführen. Neben klassischer Werbung wird dabei aber auch PR ein großes Thema werden.Wir können uns ungewöhnliche Maßnahmen in diesem Bereich vorstellen und werden diese auch angehen.

GaloppOnline.de: Wie finanziert sich RAZE, außer über Wetten? Es soll vor einiger Zeit zu Verzögerungen bei Zahlungen gekommen sein. Warum?

Potofski: Bitte wenden Sie sich mit dieser Frage an Herrn Oplesch. Das fällt nicht in meinen Bereich.

GaloppOnline.de:Nur mit den Geldern von RAZE können viele Renntage, z.B. im Winter und unter der Woche, stattfinden. Ist diese Bedeutung des Senders auch den Verantwortlichen in den Galopp- und Trab-Gremien bewusst? Wie unterstützt man Sie, wo doch allenthalben das Geld fehlt?

Potofski: Wir denken schon, dass den Verantwortlichen die Bedeutung von RAZE in diesem Zusammenhang sehr klar ist. Wir freuen uns, dass die Traber sehr intensiv bei ihren Veranstaltungen auf RAZE hinweisen.Teilweise gibt es schon ein schönes Zusammenspiel von Moderation auf der Bahn und im TV Studio. Das kann und wird sicher noch sehr viel intensiver werden. Auch Artikel in den entsprechenden Programmen usw. helfen kleine Schritte weiter.

GaloppOnline.de: Sehr gut kam Ihre Live-Übertragung vom Silvester-Renntag in Neuss an. Sind solche Aktionen auch in den nächsten Wochen und Monaten geplant?

Potofski: Am 5. Februar gibt es eine solche Sendung aus Straubing für die Trabfans. Im Galoppbereich sind wir live auf der Equitana und demnächst bei den Meetings vertreten. Wir hoffen, dass wir die Qualität dann auch weiter steigern können.

GaloppOnline.de: Es gibt häufiger Kritik an der fachlichen Qualifikation des einen oder anderen Moderators. Wie gehen Sie damit um?

Potofski: Eigentlich müssten sich die Leute doch freuen, dass solch ein Komplett-Rennprogramm gezeigt wird. Persönlich bin ich der Meinung, dass ein Moderator nicht einmal ein hundertprozentiger Fachmann/frau sein muss. Im Idealfall ist er der Mittler zwischen Aktiven und dem Publikum. Problem noch: Ca.95% unserer Zuschauer sind absolute Fachleute, die sich natürlich über jeden kleinen Fehler aufrgen, weil sie es ja besser wissen.

Aber ist es nicht schön, vor dem Fernseher zu sitzen und sich aufregen zu können ? Selbst über Marcel Reif regen sich Woche für Woche Hunderte auf – und der ist allgemein der anerkannteste Fußballreporter in Deutschland. Aber voller Respekt vor dem Zuschauer: Wir werden uns bemühen, einige „Kinderkrankheiten“zu beseitigen.

Auch wird man erfahrene Fachleute bei unseren „großen“ Übertragungen treffen. Persönlich bin ich aber ein Fan von der unkomplizierten Moderation einer Nina-Marlisa Lenzi oder von Thieß Neubert. Aber nochmals: Alle kämpfen förmlich für RAZE.TV, was insbesondere für die Menschen hinter den Kulissen gilt. Aber: Alles wird auf Dauer sicher noch viel besser und schöner, denn die Bilder, die ja meistens komplett von den Bahnen übernommen werden, muss man verbessern, was allerdings auch Geld kostet, das zunächst nicht vorhanden ist.

GaloppOnline.de: Wenn sich in der Hauptsaison viele Bahnen überschneiden, wie treffen Sie eine Auswahl, welche Plätze Sie übertragen?

Potofski: Wir werden versuchen, einen ruhigeren Programmablauf zu schaffen. Es wird aber schwer werden, denn die Zuschauer regen sich jetzt schon auf, wenn irgendwo ein Trabrennen verpasst wird. Natürlich kann im Verlauf der Saison nur die sportliche Wertigkeit auf Platz 1 stehen.

GaloppOnline.de: Wieviele Menschen erreichen Sie? Ist es in Zukunft auch möglich, RAZE zu sehen, ohne eine Digital-Box zu haben?

Potofski: 6 Millionen Haushalte können RAZE empfangen. Wenn sie denn wissen, wo und wie sie uns finden. Monatlich kommen 100.000 Haushalte hinzu. Eines nicht zu fernen Tages wird man Fernsehen nur noch digital empfangen können. Deshalb: Ein Zurück ist kaum möglich.

GaloppOnline.de: Mit Frederic Meisner wurde ein bekannter TV-Moderator verpflichtet. Wann hat er seinen ersten Auftritt? Welche Erwartungen haben Sie in ihn?

Potofski: Der Kollege startet am 5. Februar in Straubing. Er hat die Begeisterung und die Kompetenz für den Trabrennsport, die wir uns wünschen. Außerdem ist es kein Nachteil, wenn die Menschen ihn aus einem anderen Bereich kennen. Das wird uns auch in der einen oder anderen Zeitung einige Zeilen bringen, was wir für unsere Promotion dringend brauchen!

GaloppOnline.de: Treffen Sie oft auf verkrustete Strukturen im Rennsport, wenn Sie neue Wege beschreiten wollen?

Potofski: Es ist nicht ganz einfach mit dem Rennsport. Aber man spürt doch an allen Ecken und Enden, dass jüngere Menschen Entscheidungen treffen. Man muss bereit sein, einige Zöpfe abzuschneiden. Und das Wichtigste: Den Sport insgesamt jünger und moderner präsentieren. Aber wir haben das Gefühl, dass es eine klare Bereitschaft dazu gibt.

GaloppOnline.de: Viele Rennveranstaltungen laufen gleich ab. Man denke nur an die sich ständig wiederholenden Melodien während der Paraden oder vor den Trabrennen, woran Sie sich auch schon gestört haben. Lässt sich dieses Schema F durchbrechen?

Potofski: Gerade junge Leute wollen doch etwas Neues erleben, Events sehen. Hier gilt es wirklich über Alles nachzudenken. Das Schema F muss durchbrochen werden, allerdings möchte ich auch die treuen Zuschauer nicht vor den Kopf stoßen. Ein schmaler Grat, über den wir da müssen. Events schaffen ist ein Zauberwort. So einfach ist das auch nicht.Wir werden aber auch dieses voller Lust angehen.

GaloppOnline.de: Warum werden die Wettmöglichkeiten von RAZE und JAXX nicht zusammengelegt, um ein einheitliches Produkt zu präsentieren von Wetten in den Toto?

Potofski: Das ist so, als ob RTL-Zuschauer aufgefordert werden, SAT.1 zu schauen. Schlicht zwei unterschiedliche Firmen.

GaloppOnline.de: Im Internet gibt es Buchmacher, die gerenell fünf Prozent Bonus auf jede Wette geben. Wäre das auch eine Möglichkeit, um das Interesse zu erhöhen. Einige Bonusaktionen wurden ja bereits in die Wege geleitet.

Potofski: RAZE wird sich auf diesem Gebiet immer wieder einmal etwas einfallen lassen. Die Bonusaktion im Dezember und Januar bei uns wurde schon gut angenommen.

GaloppOnline.de: Wird es in Zukunft auch Wetten über die Fernbedienung des Fernsehers geben? Das könnte doch einen weiteren Schub geben.

Potofski: In England ist das ja möglich. Das kommt bei uns auch irgendwann, was schon ein Quantensprung wäre, aber wohl noch dauert.

GaloppOnline.de: Zu Ihnen persönlich: Fühlen Sie sich mit Ihrem Engagement für den Rennsport manchmal als Einzelkämpfer? Wie ist die Möglichkeit der einen oder anderen Übertragung bei RTL?

Potofski: Einzelkämpfer wäre bei RAZE sicher übertrieben. Da kämpfen schon viele mit. Insgesamt fühlt man sich manchmal falsch verstanden. Neid und Mißgunst ist ein anderes Problem, doch mein Glück ist, dass ich weiterhin bei meinem Sender RTL, und das seit mehr als zwanzig Jahren, angestellt bin. RTL ist wirklich „mein“ Sender (bei aller Kritik, die ich dem Unternehmen gelegentlich entgegen bringe). Marc Conrad (der neue Geschäftsführer bei RTL seit November ‘04) und ich versuchen ein Format zu finden, in das wir Galopp einbinden können. Möglich wäre ein Übertragung innerhalb von Exklusiv-Weekend (Sonntags ab 17.45 Uhr).

Allerdings müssten wir das Rennen und das ganz normale Programm von Exclusiv irgendwie mischen. Aber das ist/wäre eine echte Chance, völlig neue Zielgruppen zu „erwischen“. Dabei müsste es eine Art Wettspiel geben, damit man Neulinge begeistern kann. Wir überlegen, vielleicht schaffen wir es ja.

GaloppOnline.de: Wäre es nicht eine Chance, wenn Rennvereine auch mit anderen Sport-Veranstaltern in derselben Stadt gemeinsame Aktionen durchführen würden, z.B. Köln mit dem 1. FC?

Potofski: Welches Interesse sollte der FC daran haben? Also: Es muss für beide Seiten eine profitable Idee geben. Suchen und finden wir sie. Man muss viel ausgefallener über alles nachdenken!

GaloppOnline.de: Was muss am schnellsten passieren, damit der Rennsport in Deutschland wieder mehr TV-Präsenz bekommt?

Potofski: Man muss Programmdirektoren kennen. Einfluss haben (wie der unvergessene Herr Furler!) und man muss Quoten und Erfolge mit einem Programm nachweisen können. Events war ja schon das eine Stichwort. Man muss die Pferde für neue Zuschauer leichter erkennbar machen. Neue Wettformen anbieten (Farbenwette?) und es muss Millionengewinne geben. Man muss Pferde lieben, wirklich lieben meine ich, und dieses muss man glaubwürdig vermitteln. Auch zunächst jenseits von Gewinnerwartungen und das scheint mir am schwersten zu sein.

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