GaloppOnline.de: Sie verließen am Samstag die Weidenpescher Bahn mit gesenktem Haupt, schlichen förmlich zum Parkplatz. Dabei hatten sie eines der bestbesetzten Meilenrennen des Jahres mit Anna Monda gewonnen?
Torsten Mundry: Das war schon ein Tag, wie er nicht oft im Leben vorkommt. Als ich mich auf dem Heimweg machen wollte, wurde ich informiert, dass Wolfram Bassalig auf der Bahn verstorben sei. Ich kannte ihn, er war Mitbesitzer vom Stall Hannover, in deren Farben in der Europa Meile ja noch Lord Areion lief. Ich habe diesen Hengst auch schob oft geritten, habe den Besitzern am Samstag vor dem Rennen in Führring noch Hals und Bein gewünscht. Ich konnte die Meldung vom Tode überhaupt nicht verarbeiten.
GaloppOnline.de: Daraufhin sind dann Sie sicher nicht gleich ins Auto gestiegen?
Torsten Mundry: Natürlich nicht. Wir haben versucht, Angehörige von Wolfram Bassalig zu erreichen. Schließlich ist es uns gelungen, Wolframs Vater zu benachrichtigen.
GaloppOnline.de: Da war Anna Mondas Erfolg zunächst einmal in Vergessenheit geraten.
Torsten Mundry: An dem Abend schon, da war erst einmal keinerlei Freude mehr da. Schließlich war da ja auch noch der schreckliche Sturz von Andreas Suborics. Und dass sich ein solch tolles Pferd wie Eagle Rise mit gebrochenem Bein über die Bahn quält und den Tod vor Augen hat, dies sind ja auch Dinge, die einem bestimmt nicht unberührt lassen. Zum Glück hatte Andreas bei diesem brutalen Sturz ja noch Glück im Unglück. Aber wenn man nun schon wieder auf solch eine Art länger aussetzen muss, dann ist dies schon sehr, sehr bitter. Am Samstagabend, als ich zu Hause war, war ich richtig geschafft.
GaloppOnline.de: Anna Monda zeigte eine Form, die man nicht hoch genug einschätzen kann?
Torsten Mundry: In der Tat, es war für mich eine Gruppe-I-Form. Die Stute hat locker mit fünf Längen ein Feld voller gestandener Gruppe-Pferde, angeführt von Martillo, völlig deklassiert.
GaloppOnline.de: Es sah ja auch absolut spielerisch aus, dennoch betonte ihr Chef Peter Rau, dass sie einen ausgezeichneten Ritt hingelegt hätten, denn man müsse die Stute genau kennen?
Torsten Mundry: Fürs Auge sah alles wirklich spielerisch aus. Doch es ist tatsächlich so, dass man Anna Monda von der Arbeit her genau kennen muss. Ihr Tempo gilt es genau zu dosieren. Der Reiter muss immer das Kommando haben, nicht sie, sonst verpullt sie sich.
GaloppOnline.de: Im Einlauf machten sie auch früh den entscheidenden Satz. Haben Sie den Sturz von Eagle Rise irgendwie wahr genommen?
Torsten Mundry: Nein, wir waren wirklich zu weit enteilt. Doch schon beim Auscantern informierte mich Andrasch Starke, dass Eagle Rise und „Subi“ schwer gestürzt seien. Dann sah ich das Drama um Eagle Rise, da war der Sieg erst einmal wieder Nebensache.
GaloppOnline.de: Anna Monda dürfte doch wohl in dieser Form auch international erste Chancen besitzen?
Torsten Mundry: Bei der Siegerehrung habe ich Gregor Baum herzlich gedrückt. Es ist das erste wirklich richtige Rennpferd in seinen Brümmerhofer Farben. Dazu zeichnet er auch als Züchter. Ich bin überzeugt, dass Anna Monda auch international erfolgreich sein kann. In Goodwood wären wir in den Oak Tree Stakes ohne die gravierende Störung weit vorne gelandet. Sie ging noch bestechend, als wir förmlich in die Rails gedrückt worden.
GaloppOnline.de: Muss sie eigentlich unbedingt vorne gehen?
Torsten Mundry: Nein. Sie hatte auch noch ein Engagement für das Meilen-Listen-Rennen am Europa-Preis-Tag. Wäre sie dort gelaufen, wäre ich an zweiter oder dritter Stelle gegangen. Ich hätte nicht versucht, Vive la Reine an der Spitze zu verdrängen. Das passende Tempo hätten wir bestimmt serviert bekommen.
GaloppOnline.de: Anna Monda wird man in diesem Jahr sicher noch einmal im Ausland an den Start bringen?
Torsten Mundry: Davon gehe ich schon aus. Sie hat das Kölner Rennen glänzend verkraftet, ist unverändert toll auf dem Posten und ist vor allen Dingen an keine bestimmte Bodenverhältnisse gebunden. Ich gehe sogar soweit, zu behaupten, dass ich ihr auch eine gute Leistung in einer Gruppe-I-Prüfung zutraue.
GaloppOnline.de: Ihr Ritt auf North Queen im Preis von Europa war doch vom Papier her eine interessante Sache. Am Ende aber waren Sie sehr weit geschlagen, sie hatten wohl lange Arme, so gepullt hat die Stute?
Torsten Mundry: Mein lieber Mann, Peter Schiergen meinte, dass sie eifrig sei und ich sie verstecken solle, dann würde sie sich beruhigen. Doch dem war nicht so, am Ende habe ich sie auch schnell in Ruhe gelassen. Vielleicht hätte ich selber gehen sollen, aber das war nicht die Order.
GaloppOnline.de: Und auf eigene Kappe vorne gehen. Da hätte der Trainer doch wohl nichts sagen können?
Torsten Mundry: (lacht) Das weiß ich nicht, wie Peter reagiert hätte.
GaloppOnline.de: Gibt es aus ihrem großen Stall keinen Zweijährigen z.B. für den Preis des Winterfavoriten.
Torsten Mundry: Die zweijährigen Hengste, die möglicherweise dafür von der Klasse her in Frage gekommen wären, die sind noch einmal in die Entwicklung gekommen. Da packt sie Peter Rau fürs nächste Jahr ein. Im Preis der Winterkönigin sind wir aber wahrscheinlich vertreten. Und zwar mit der Tiger-Hill-Tochter Amateis. Sie habe ich beim Debut in Frankfurt geritten, wir hatten im Ziel nur den guten und bereits erprobten Röttgener Aspectus vor uns. Die Stute hat mit sehr gefallen.
GaloppOnline.de: Und dann steht wieder Macau vor der Tür?
Torsten Mundry: Genauso ist es. Dorthin geht es Anfang Dezember. Ich brauche dort nicht mehr bei Null anfangen, kenne das Umfeld, weiß, an wen ich mich wenden muss. Ich schaue mir auch jetzt bereits die Ergebnis im Internet an, merke mir, welcher Trainer Form hat. Die meisten Pferde kenne ich ja noch, es ist ja eigentlich nur ein Jahrgang hinzugekommen.
GaloppOnline.de: Haben Sie wieder eine gezielte Anlaufstelle, wo sie morgens reiten.
Torsten Mundry: Ich denke, dass ich wieder sehr viel mit Geoffrey Lane zusammenarbeiten werden. Bis zu seinem 60. Lebensjahr hat er in Hong Kong trainiert, dann bekommt man dort aus Altersgründen keine Lizenz mehr. Er ist dann rüber nach Macau und macht dort einen guten Job. Als ich im Vorjahr in seiner Wohnung war, staunte ich nicht schlecht. Da hingen Bilder von der Kölner Rennbahn, von Schlenderhan, usw. Er war vor rund 30 Jahren einen Sommer in Deutschland und hat für Schlenderhan geritten. Wie klein die Welt doch immer wieder ist.