GaloppOnline.de: Hallo, Torsten Mundry. Beim letzten Mal erreichten wir Sie im Gestüt Brümmerhof. Ein Wiedersehen mit Bekannten oder mehr?
Torsten Mundry: Beides. Ich wollte einmal Guten Tag sagen in Soltau, habe mir dabei gleichzeitig einige Pferde angeschaut.
GaloppOnline.de: Das im Hinblick auf eine spätere Trainertätigkeit?
Torsten Mundry:(lacht) Nein, so weit ist es noch nicht. Erst einmal bin ich Jockey und habe auch noch Riesenspaß an dem Beruf. Was später kommt, kann man jetzt noch nicht wissen.
GaloppOnline.de: Wie geht es Ihnen?
Torsten Mundry: So weit, so gut. Zur Zeit herrscht hier in Deutschland ein anderes Wetter als in meiner Wahl-Heimat, doch ist es natürlich schön, wieder einmal in der Heimat zu sein.
GaloppOnline.de: Wie haben Sie die letzten Tage in Deutschland verbracht?
Torsten Mundry: Um ehrlich zu sein, habe ich einige Tage lang regelrecht gefaulenzt. Wenn man wie ich immer am Limit lebt, wurde auch schon einmal mehr gegessen und getrunken als sonst üblich. Mit dem Ergebnis, dass ich an Gewicht zugelegt habe. Doch jetzt fange ich wieder mit meinem Trainingsprogramm an. Immerhin musste ich am Dienstag die Rückreise nach Hong Kong antreten. Da zwei Mittwoch-Renntage gestrichen wurden, kann ich in Hong Kong erst wieder am 11. April Rennen reiten. Vielleicht habe ich aber eine Woche vorher in Macau eine Chance, wenn der Rückkampf im Vergleich Macau-Hong Kong ausgetragen wird. Mal abwarten, was passiert.
GaloppOnline.de: Am Sonntag wurde in Hong Kong das Derby ausgetragen. Ohne Sie, oder hätten Sie gar keinen Ritt gehabt?
Torsten Mundry: Das war wirklich schade. Ich wäre als Reiter dabei gewesen, wenn es die Sperre nicht gegeben hätte. Ich hätte The Duke geritten, der dann Neunter wurde. Wie mir erzählt wurde, hat ihn der Jockey nicht halten können und ihn aus dem Vordertreffen geritten. Ich kenne das Pferd, habe es zuletzt schon mehr aus der Reserve geritten, war auch für das Derby nominiert und hätte das Rennen vom letzten Platz aufgenommen. Aber alles Wäre und Hätte nützt nichts, ich war nicht dabei. Es wäre für mich jedoch eine große Ehre gewesen, dabei zu sein, zumal die Offiziellen immer wieder Jockeys für diesen Tag einfliegen lassen.
GaloppOnline.de: War die Sperre wegen Behinderung gerechtfertigt?
Torsten Mundry: Doch, absolut gerechtfertigt, denn die Sache war letztendlich eindeutig. Ich wollte zwar erst in Berufung gehen, doch dann wurde mir signalisiert, dass die Berufungsverhandlung mit einem noch härteren Urteil enden könne, worauf ich von diesem Plan Abstand genommen habe. Man soll die entscheidenden Gremien nicht provozieren.
GaloppOnline.de: Von Hong Kong zurück nach Deutschland. Der Unterschied im Sport muss doch frappierend gewesen sein?
Torsten Mundry: Dass es diese gibt, ist ja bekannt, doch ich habe mir in den ersten Tagen keine hiesigen Rennen live angeschaut. Am Sonntag bin ich aber bei der Saisonpremiere in Hannover gewesen und habe die Rennen miterlebt. Es herrschte gutes Rennbahnwetter. Das Programm war wirklich in Ordnung mit einem gut präsentierten Areias als Hauptsieger, und dennoch gab es ein ernüchterndes Umsatzergebnis. Es muss wohl noch entschieden mehr getan werden, um das Interesse am Rennsport zu wecken oder auch neu zu beleben.
GaloppOnline.de: Sie haben also anfangs die Rennen nicht verfolgt, auch nicht vor dem Bildschirm?
Torsten Mundry: Nein, ich war ganz abstinent. Außerdem wollte auch meine Freundin mal mehr von mir haben. Wenn man schon so lange getrennt ist, will man ja die Tage, an dem man zusammen sein kann, auch zusammen verbringen. Auf der anderen Seite interessiert mich schon, wer hier die Rennen der Dreijährigen gewinnt. Vor zwei Wochen war Andreas Schütz groß in Form, doch eine Woche später lief es nicht mehr so gut, war der Schiergen-Stall an der Reihe.
GaloppOnline.de: Sie haben doch sicher auch Ihre Freunde aufgesucht?
Torsten Mundry: Natürlich war die Freude über das Wiedersehen vor allem mit Andrasch Starke groß. Wir haben uns selbstverständlich in Köln getroffen, hatten zwei Tage lang Riesenspaß.
GaloppOnline.de: Ein Besuch des alten Stalles in Gütersloh stand doch auch auf dem Programm?
Torsten Mundry: Ja natürlich. Das gehört einfach zum festen Programm, das ich bei Deutschland-Aufenthalten habe. Vielleicht war ich ja eine Art Glücksbringer, denn der Stall startete an diesem Wochenende traditionell gut in die Saison, war einmal erfolgreich und mehrfach platziert. Er ist wieder einmal prima aus den Startlöchern gekommen.
GaloppOnline.de: Ist das Heimweh nach Deutschland gestillt und freuen Sie sich auf die Rückkehr nach Hong Kong?
Torsten Mundry: So richtiges Heimweh habe ich nicht gehabt. Es ist zwar immer wieder schön, hierher zurück zu kommen, und vieles hier ist anders. Doch andererseits hat Hong Kong auch derart viel zu bieten, dass Gedanken an Heimweh zumindest bei mir kaum aufkommen. Das passt schon, wenn man nach drei Monaten für ein paar Tage nach Europa zurück kommt und danach wieder die Rückreise antritt.
GaloppOnline.de: Sie wollen also auf jeden Fall die nächsten Monate dort verbringen?
Torsten Mundry: Ja, ich nehme die Herausforderung an. Alle Jungs, die da reiten, sind gut. Da heißt es fighten und dagegenhalten, denn die haben dort nicht auf einen gewartet. Das ist ein Kampf wie bei Real Madrid um die Stammplätze!
GaloppOnline.de: Ist die Verlängerung der Lizenz und damit die Zukunft eigentlich schon gesichert?
Torsten Mundry: Die Entscheidung über die Lizenz-Verlängerung fällt erst Ende April. Bis dahin habe ich noch Zeit, Werbung in eigener Sache zu machen, wobei natürlich Siege die beste Reklame sind.
GaloppOnline.de: Wie haben Sie Ihren 33. Geburtstag verbracht?
Torsten Mundry: Gefeiert wurde im kleinen Kreis mit Wayne Smith und Olivier Doleuze. So kameradschaftlich wie in Deutschland ist das Verhältnis untereinander hier nicht. Alles viel kälter, professioneller und egoistischer. Jeder denkt in erster Linie an sich. Diese Wandlung merke ich sogar an mir selbst. Ich kann jetzt den „Subi“ verstehen, der ja schon vor mir diese Erfahrungen gemacht hat. Man wird einfach geschäftstüchtiger, ruft auch schon einmal selbst an, um an Ritte zu kommen. Geschenkt wird einem mit Sicherheit nichts.