GaloppOnline.de: Herr Mundry, mit der Ittlingerin Intigra sorgten Sie am Sonntag in Mailand für eine große Überraschung. Die Stute gewann ein Listenrennen gegen die Hengste. Hatten sie damit gerechnet?
Torsten Mundry: Intigra ist eine Stute, der schon immer größere Ambitionen galten. Der Schlüssel bei ihr war die Umstellung in der Distanz. Auf 1200 Metern konzentriert sie sich einfach besser und kann so auch bessere Leistungen abrufen. Mit dem Listensieg so gerechnet haben wir nicht, aber wir wussten schon, dass sie eine Chance haben muss.
GaloppOnline.de: Wie geht es mit ihr weiter?
Torsten Mundry: Sie ist nun Listensiegerin und jetzt streben wir mit ihr eine Gruppeplatzierung an. Sie könnte für den Grossen Preis der Jungheinrich Gabelstapler in Hamburg nachgenannt werdem, der auch auf 1200 Metern ausgetragen wird. Auf jeden Fall wird sie in Zukunft auf Sprintdistanzen bleiben. Die Form aus Italien war sehr stark, denn sie hat sich unter anderem gegen einen Italiener behauptet, der bereits in einem Grupperennen gewonnen hat.
GaloppOnline.de: Ihr erster Gruppesieger 2010, Abbashiva, wird auch Hamburg ansteuern?
Torsten Mundry: Ja, er wird die Hamburger-Meile bestreiten. Ihm geht es bestens, er hat das Düsseldorfer Rennen gut verkraftet, ist fit and well und wir rechnen weiterhin mit ihm.
GaloppOnline.de: Welche Pferde kommen für das Deutsche Derby aus ihrem Stall in Betracht?
Torsten Mundry: Ich werde im Deutschen Derby in diesem Jahr keinen Starter haben. Bei einigen Pferden spielte die Gesundheit nicht ganz so mit und für sie ist die Zeit bis Mitte Juli dann einfach zu kurz. Aber bei den dreijährigen Stuten ist mein Stall sehr gut aufgestellt. Ich möchte nur allzu gerne den Diana-Sieg im zweiten Trainerjahr schaffen. Das Deutsche Stutenderby habe ich als Jockey nie gewinnen können.
GaloppOnline.de: Welche Pferde sind da vor allem zu nennen?
Torsten Mundry: Ich denke in erster Linie an Isantha, die in den Italienischen Oaks sehr starke Dritte wurde und auch an die Ittlingerin Amare, die viel laufen kann. Kaya Belle und die Brümmerhoferin Not for Sale sind zwei weitere Stuten, die großes läuferisches Potenzial mitbringen.
GaloppOnline.de: Wie verläuft die Zusammenarbeit mit Eugen Frank?
Torsten Mundry: Eugen Frank ist ein junger Jockey, der ehrgeizig ist und sich weiterentwickeln möchte. Es gab in der Vergangenheit einige Reiter in Deutschland, die sich einfach nicht weiter entwickelt haben. Und genau das erhoffe ich mir von Eugen Frank in der nächsten Zeit. Er hört gut zu, arbeitet an sich und hat große Ambitionen. Er ist schon ein guter Jockey, kann sich aber noch verbessern und ist auch gewillt dazu, das schätze ich an ihm. Mit Abbashiva haben wir gemeinsam bereits einen Gruppesieg erreichen können.
GaloppOnline.de: Andre Best verließ den Mundry-Stall jüngst. Wie kam es dazu?
Torsten Mundry: 10 Jahre hat Andre Best an diesem Stall tolle Arbeit verrichtet und war immer auch eine Stütze des Quartiers. Er hat noch in der laufenden Saison im Listenrennen Artica für den Stall geritten, war auch auf Amare und Intigra im Einsatz. Ich kann seine Entscheidung verstehen, dass er wieder in der Turfzentrale Deutschlands reiten möchte und wünsche ihm alles Gute dabei. Er ist bei uns am Stall jederzeit gerne gesehen.
GaloppOnline.de: Ist Peter Rau noch immer regelmäßig beim Training dabei?
Torsten Mundry: Ja, auf jeden Fall. Peter Rau verfolgt die Geschehnisse am Stall weiterhin mit großem Interesse und nicht selten ist er beim Training mit dabei. Er ist noch immer in der Erholungsphase, lässt es sich aber nicht nehmen, die weitere Entwicklung mit zu bekommen. Dafür ist er viel zu sehr Pferdemann.
GaloppOnline.de: Knapp anderthalb Jahre nach dem Wechsel vom Stalljockey in den Trainerberuf. Wie fällt ein erstes Fazit aus?
Torsten Mundry: Es ist natürlich eine ganz andere Belastung, der man als Trainer ausgesetzt ist. Ganz ehrlich. In den letzten anderthalb Jahren hatte ich schon die eine oder andere schlaflose Nacht, da ich momentan 65 Pferde in Training habe und für alle in der Pflicht stehe. Wenn es mal nicht so läuft, schießen einem gleich viele Gedanken durch den Kopf und man kann nicht so leicht abschalten. Die Sieben-Tage-Woche hatte ich auch als Jockey, aber als Trainer ist es fast undenkbar, drei bis vier Tage in Folge nicht am Stall zu sein. Es passiert einfach zu viel, wo man direkt auch Entscheidungen treffen muss. Die Koordination zwischen Hufschmied, Tierarzt und dem Stall passt sehr gut. Als Trainer hast du fast keine Verschnaufpause.
GaloppOnline.de: Wie schätzen sie die Struktur der Besitzer an Ihrem Stall ein?
Torsten Mundry: Ich habe großes Glück das Vertrauen von Traditionsgestüten wie Brümmerhof, Ittlingen, Röttgen oder Ravensberg zu genießen. Dafür bin ich sehr dankbar. Das ganze Team kann in Ruhe seinen Job machen und ich muss sagen, auch mit dem Personal bin ich sehr zufrieden. Ich sehe bei vielen Stallangestellten auch einen gewissen Idealismus, das hilft umgemein. Wir haben zudem eine tolle Trainingsanlage, auf der man individuell das Training abstimmen kann. All das sind wichtige Faktoren, um als Trainer erfolgreich zu sein.
GaloppOnline.de: Stichwort Auslandsstarts: Bislang gelangen zwei Siege. Einer in Frankreich durch Scolari und eben jener Listentreffer durch Intigra am letzten Sonntag. Wieviele kommen 2010 noch hinzu?
Torsten Mundry: Das ist nicht so leicht zu beantworten. Aber fest steht, dass wir mit den beiden Siegen bereits über 100.000 Euro an Gewinnsumme in diesem Jahr im Ausland aufgenommen haben, mehr als in Deutschland trotz Gruppesieg. Insofern sind diese Auftritte wichtig, müssen aber auch gut ausgesucht werden, denn da hängen auch immer große Kosten dran. In der nächsten Woche läuft Doggerbank in einem Listenrennen in Italien. Sie sollte gute Aussichten besitzen. Die Pferde, die Auslandsstarts bestreiten, müssen auch die Physis für die Strapazen der Reise mitbringen.