Mit A. Suborics

GaloppOnline.de: Wie haben Sie den Fehlstart aus Ihrer Sicht erlebt?

Andreas Suborics: Ich hatte einen sehr guten Start, hatte nach hundert Metern schon rund eine Länge Vorsprung. Ich konnte dann im Augenwinkel erkennen, dass der Starthelfer rechts von mir die rote Flagge gehoben hat und einmal bewegt hat, dann aber die Flagge starr festgehalten hat. Ich habe mich dann mehrfach nach Innen und Außen umgedreht, die Jockeys, die ich sehen konnte, haben alle normal weiter geritten. Außerdem gab es kein Lichtsignal, das normalerweise einen Fehlstart anzeigt.

Ich habe mich in den ersten 400 Metern dann noch zweimal umgedreht und die Jockeys, die ich um mich herum hatte, haben normal geritten. Da es sich um ein 1000 Meter-Rennen handelt, war das Rennen ja zu diesem Zeitpunkt voll in Gange.

GaloppOnline.de:Als Sie die rote Flagge sahen, haben Sie denn kurz darüber nachgedacht, anzuhalten?

Andreas Suborics: Für einen Bruchteil einer Sekunde ist man natürlich irritiert, ich war aber verwundert, dass die anderen Signale alle ausblieben und um mich herum die Jockeys auch alle weiter ritten. Ich habe gedacht, wenn Du jetzt ein Pferd in Front anhältst und etwas falsch interpretierst, bist Du der Depp der Nation.

Die Rennleitung selbst hat den Jockeys, die weitergeritten haben, auch keinerlei Vorwürfe gemacht. Es ist offensichtlich, dass nicht alle Mechanismen funktioniert haben. Sonst hätte ich eine Strafe erhalten. Man kann von einem wahren Unglück sprechen, wenn man bedenkt, dass in einem solchen Rennen zwei solche technische Unfälle passieren: Eine Box geht gar nicht auf und das Fehlstartsignal fällt aus.

GaloppOnline.de: Wann haben Sie gemerkt, dass das Rennen nicht zählen würde?

Andreas Suborics: Als ich beim Anhalten nur ein aufgelöstes Feld um mich herum erkennen konnte, habe ich gewusst, dass hier etwas nicht stimmen kann. Das war ein ganz bitteres Gefühl, zumal das Pferd einfach riesig drauf war.

GaloppOnline.de: Sie sind also sicher, dass er Marchand D’Or geschlagen hätte?

Andreas Suborics: Es ist müßig, das zu sagen und nun darüber zu sprechen, was gewesen wäre. Aber es hätte sicher einen tollen Endkampf zwischen den beiden Pferden gegeben. Man darf nicht vergessen, dass Overdose die 1000 Meter in 54,5 Sekunden gegangen ist. Und das in einem Rennen, in dem ich mich noch mehrfach umgedreht habe. Auch wenn es sich um ein annulliertes Rennen handelt, hat sich Overdose nun der ganzen Welt vorgestellt und die Gegner, die mitgegangen sind, deklassiert. Außerdem hat sich meine Einschätzung, dass Overdose die 1000 Meter leicht unter 56 Sekunden gehen kann, bestätigt.

GaloppOnline.de: Hat man darüber nachgedacht, Overdose bei der Wiederholung des Rennens noch laufen zu lassen?

Andreas Suborics: Nein, eigentlich nie ernsthaft. Man darf nicht vergessen, dass Overdose das Rennen ganz normal und reell gelaufen ist. Wenn wir ihn dann erneut hätten laufen lassen und er nicht gut gelaufen wäre, hätten alle gesagt, wie kann man so etwas nur machen. Es war absolut richtig, ihn nicht noch einmal antreten zu lassen.

GaloppOnline.de: Würden Sie das Rennen als einen der bittersten Momente Ihrer Karriere beschreiben?

Andreas Suborics: Ja, das kann man sagen. Ein Gruppe I-Rennen am Arc-Tag zu gewinnen ist ein Traum jedes Jockeys. Das kann einem keiner mehr nehmen. Egal was nachher noch kommt und was Overdose noch gewinnen wird, das gestern hätte uns keiner mehr genommen. Das war ganz bitter.

GaloppOnline.de: Gab es Reaktionen der Jockeykollegen über den Fehlstart und auch über die Leistung von Overdose?

Andreas Suborics: Es gab von den anderen Jockeys positive Reaktionen über Overdose und dessen Leistung. Die französischen Jockeys, die angehalten haben, waren sich auch nicht sicher, ob sie anhalten sollen. Da das Lichtsignal nicht anging, waren auch die Franzosen verunsichert. Über Overdose selbst gab es nur positive Stimmen und Anerkennung.

GaloppOnline.de: Wie bewerten Sie persönlich die Leistung des Pferdes?

Andreas Suborics: Ich denke, dass sich Overdose seit der Goldenen Peitsche in Baden-Baden noch einmal richtig gesteigert hat. Ich habe noch nie ein Pferd auf dieser Distanz geritten, das nur annähernd so schnell war wie er.

GaloppOnline.de: Kennen Sie die weiteren Pläne von Overdose und werden Sie weiter im Sattel bleiben?

Andreas Suborics: Overdose hat eine Einladung für den Hong Kong Sprint bekommen. Man muss sich bis zum 17. Oktober entscheiden, ob man dort antritt. Wenn das Pferd gesund ist und alles gut verkraftet, ist das ein Thema für Overdose. Es ist auch geplant, dass ich ihn weiter reiten werde. Der Besitzer hat mir keinen Vorwurf gemacht, sieht auch den technischen Fehler auf der Bahn als Ursache für das, was passiert ist.

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