GaloppOnline.de: Beinahe hätten Sie die Jockey-Championship in Hong Kong noch gewonnen. War das das Highlight Ihres bisherigen Aufenthalts?
Andreas Suborics: Wenn man den Renntag im Dezember einrechnet, dann hatte ich bislang nur drei Renntage (Anm.d.Red.: Der Mittwoch in Happy Valley wurde noch nicht berücksichtigt) hier. Aber der Tag der International Championship war logischerweise der beste. Ich habe an diesem Tag das Hauptrennen gewonnen und im nächsten Rennen hat nur eine Nase gefehlt, dann hätte es zum Erfolg im Wettbewerb gereicht.
GaloppOnline.de: Nach der Weihnachtspause kam noch kein weiterer Treffer hinzu. Lag es an der Qualität Ihrer Pferde?
Andreas Suborics: Ich hatte vor einer Woche mittwochs zwei chancenreiche Ritte, war dabei Dritter und Fünfter. Am vergangenen Sonntag konnte man an der aktuellen Form der Pferde schon ablesen, dass es sehr schwer werden würde. Sie standen am Toto sehr hoch, hatten nicht die Qualität.
GaloppOnline.de: Sind Sie Freelancer oder für einen bestimmten Stall tätig?
Andreas Suborics: Ich bin Freelancer, habe aber drei bis vier Trainer, mit denen ich enger zusammenarbeite. Man muss eben Geduld mitbringen. Hong Kong befindet sich mitten in der Saison, da sind viele Ritte schon vergeben. Denn zahlreiche Jockeys sind bereits länger hier. Ich denke, dass man in vier bis fünf Wochen schon besser sehen kann, wohin die Reise geht. Ich bleibe ruhig und warte ab.
GaloppOnline.de: Sie haben auch bereits für Andreas Schütz mehrfach geritten. Wie ist der Kontakt zu ihm? Wie geht er mit seiner aktuell schwachen Stallform um?
Andreas Suborics: Ich reite auch in der Arbeit für ihn und denke, dass der ein oder andere Ritt im Rennen hinzukommen wird. Wir waren auch schon einige Male zusammen beim Abendessen. Andreas arbeitet jeden Tag daran, dass die Form sich dreht. Er hatte einige Male Pech, als seine Pferde äußere Startnummern erwischten oder schlechte Rennverläufe hatten. Wie überall auf der Welt muss man Geduld haben. Ich denke, dass der Knoten bald wieder platzen wird.
GaloppOnline.de: Wie schwierig ist es in HK, an Ritte zu kommen?
Andreas Suborics: Über zwanzig Jockeys sind hier aktiv. In jedem Rennen laufen zwölf bis vierzehn Pferde. Fast die Hälfte hat also keinen Ritt. Entsprechend schwer ist es, an Ritte zu kommen.
GaloppOnline.de: Haben Sie dort einen Agenten, mit dem Sie zusammenarbeiten?
Andreas Suborics: Nein, Agenten sind hier nicht erlaubt, man muss sich selbst um Ritte bemühen. Auch ich spreche die Trainer an, zu Besitzern besteht kaum Kontakt. In Deutschland kenne ich halt die Leute besser, hier haben andere Jockeys einen Heimvorteil.
GaloppOnline.de: Wie sieht der normale Tagesablauf aus?
Andreas Suborics: Um fünf Uhr beginnt das Training. In der Regel sind vier zwischen sieben und acht Uhr fertig. Die Arbeitsgalopps werden einen Tag vorher abgesprochen. Man reitet Galopps und Canter, kommt unmittelbar davor erstmals mit den Pferden in Kontakt und gibt sie anschließend wieder ab. Ein- bis zweimal in der Woche finden Trials statt, die dauern bis 9.30 oder zehn Uhr. Am letzten Samstag hatte ich drei Trials in Happy Valley geritten, zu Beginn meines Aufenthalts sogar vier in Sha Tin.
GaloppOnline.de: Wie lange dauert Ihr Engagement?
Andreas Suborics: Bis zum 30. April, der 1. Mai ist mein erster Renntag in Deutschland.
GaloppOnline.de: Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Andreas Suborics: Es wäre verwegen, sich jetzt schon ein Ziel zu setzen. Ich versuche, einen guten Job zu machen. Mit den Ritten, die mir zur Verfügung stehen möchte ich gute Resultate erzielen. Ich bin jetzt zum vierten Mal für längere Zeit in Hong Kong.
GaloppOnline.de: Weshalb haben Sie HK in diesem Jahr einer Verlängerung des Japan-Engagements vorgezogen?
Andreas Suborics: Japan ist eigentlich vom Finanziellen noch lukrativer, aber man muss dort alle Kosten selbst tragen. In Hong Kong ist das Risiko sehr gering. Man bekommt Wohnung und Auto gestellt. Und dann ist hier jetzt das Wetter angenehmer, denn in Japan herrschen nun Minusgrade. Und dann würde ich mich mit dem Gewicht schwer tun. Ein weiteres Argument ist, dass ich in Japan maximal drei Monate bleiben könnte innerhalb von einem Kalenderjahr. Hier kann ich vier Monate bleiben und habe im Herbst dann wieder die Japan-Option.
GaloppOnline.de: Welche finanziellen Anreize bietet HK, auch wenn man dort nicht serienweise Rennen gewinnt?
Andreas Suborics: Der Steuersatz beträgt fünfzehn Prozent, während es in Deutschland fünfzig Prozent sind. Allein das ist schon Anreiz genug. In Hong Kong bekommt man als Jockey übrigens zehn Prozent von den Preisgeldern im Siegfall und fünf Prozent bei Platzierungen. Das Reitgeld beträgt knapp über hundert Euro.
GaloppOnline.de: Wie häufig bekommen Sie Besuch von Ihrer Freundin?
Andreas Suborics: Sie kommt den kompletten Februar zu mir. Da sie einen sehr guten Job in Deutschland hat, kann sie nicht zu lange Urlaub nehmen. Wenn ich zwischendurch einmal die Möglichkeit haben sollte, ein paar Tage nach Hause zu fahren, werde ich das nutzen. Natürlich wäre es schöner, wenn sie die ganze Zeit hier sein könnte, aber wir telefonieren viel und sehen uns über Webcam.
GaloppOnline.de: Was machen Sie in der Freizeit?
Andreas Suborics: Zweimal in der Woche spiele ich Fußball mit Angestellten des Hong Kong Jockey Clubs. Herrn Engelbrecht-Bresges sehe ich an Renntagen, aber natürlich ist seine Zeit sehr begrenzt. Ich habe auch Freunde von früher hier. Ich laufe jeden Tag und surfe viel im Internet. Aber ich bin ja erst eine Woche hier, da musste ich zunächst die Wohnung, die übrigens super eingerichtet ist, schön herrichten und einige Accessoires kaufen. Sie befindet sich in Sha Tin, bis zur Arbeit sind es zwei, drei Minuten.
GaloppOnline.de: Wie streng ist das Jockey-Leben? Wird man sehr von der Öffentlichkeit abgeschirmt?
Andreas Suborics: Natürlich wird alles überwacht, da es um viel Geld geht. Vor einer Woche im ersten Rennen in Happy Valley, das eigentlich immer am schwächsten bewettet ist und auch die schlechteste Klasse des Tages war, vergleichbar mit einem Ausgleich IV mit einer hohen Plusskala bei uns, kamen allein fünf Millionen Euro an Umsatz zusammen. Das Handy muss man vor dem Jockeyzimmer, in dem sich übrigens nur Jockeys aufhalten dürfen, abgeben. Beim Betreten oder verlassen hat mein einen Eintrag zu unterschreiben. In Japan ist es aber viel strenger, da wird man von Freitag bis Sonntag abgeschirmt.
GaloppOnline.de: Wird man auf der Straße angesprochen auf seinen Job oder seine Chancen?
Andreas Suborics: Hin und wieder schon, manchmal wird man erkannt. Die Hong Kong-Chinesen fragen gerne, ob man sich Chancen ausrechnet. Aber alle sind sehr freundlich.
GaloppOnline.de: Wie halten Sie sich über das Geschehen in Deutschland auf dem Laufenden, auch zu Waldemar Hickst?
Andreas Suborics: Ich lese täglich GaloppOnline.de. Leider ist die RaceBets.com-Seite hier gesperrt. Es ist zur Zeit in Deutschland ja sehr ruhig, wegen des Wetters kann man in Köln ja kaum trainieren.
GaloppOnline.de: Welche Hoffnungen haben Sie in den eigenen Stall? Gibt es Derby-Kandidaten?
Andreas Suborics: Da viele Zweijährige sehr späte Pferde waren, möchte ich mich zum Thema Derby noch nicht äußern. Aber einige haben viel Talent. Bei den Stuten ist natürlich Nocturna eine große Hoffnung. Aber auch Prakasa hat als Vierte in der Winterkönigin einiges Können gezeigt.
GaloppOnline.de: Haben Sie bei German Racing investiert?
Andreas Suborics: Ich habe über zwei Jahre meine fünf Prozent in den Zukunftsfonds eingezahlt. Das waren fast 5000 Euro. Daher habe ich einiges investiert, das reicht von meiner Seite aus.