Mit A. Suborics

GaloppOnline.de: Wann waren Sie sich sicher, das BMW 135. Deutsche Derby nicht mehr verlieren zu können?

Andreas Suborics: Wir hatten genau die erhoffte Ausgangslage. Ich wollte hinter Salonhonor und Sweet Wake gehen, habe keines dieser Pferde unterschätzt. Schon im Schlussbogen hatte ich ein Riesengefühl. Ich hatte vorher schon mehrfach geritten und gesehen, dass sich zu diesem Zeitpunkt viele Pferde bereits geschlagen geben. Das war auch diesmal der Fall, und mein Pferd marschierte sehr gut. Wenn er den fünften Gang finden würde, könnte es klappen, habe ich mir gedacht. Und als ich einhundertfünfzig Meter vor dem Ziel Manfred Chapman gehört habe, der gesagt hat, Shirocco gewinnt das Derby, war ich mir sicher.

GaloppOnline.de: Mit welchen Erwartungen waren Sie in das Rennen gegangen?

Andreas Suborics: Vor der Union habe ich schon gesagt, das ist der beste Dreijährige, den ich um diese Zeit geritten habe. Nach dem dritten Platz in Köln war ich im ersten Moment schon etwas enttäuscht. Shirocco war im Führring aber auch noch etwas dick gewesen, offenbar hat er auf der Heimatbahn vor der Geraden abgeschaltet und nicht in den höheren Gang gefunden.

GaloppOnline.de: Hatten Sie Bedenken wegen der doch sehr starken Regenfälle in Hamburg?

Andreas Suborics: Shirocco ist nicht vom Boden abhängig. Nur fest hätte der Boden nicht sein dürfen. Tiefe Bahn ist kein Problem für ihn. Schon als die Startnummern gezogen waren, macht man sich so seine Gedanken, malt sich den Rennverlauf aus. Die innere Spur war vielleicht nicht optimal, ganz außen war der Weg zu weit. Ich hatte schon geglaubt, dass in diesem Jahr die Siegchance da ist, auch wenn das Feld relativ ausgeglichen wirkte. Und gerade Malinas hatte vorher eine Super-Leistung abgeliefert.

GaloppOnline.de: Wer waren für Sie neben Malinas die stärksten Gegner?

Andreas Suborics: Fight Club war in München sehr spritzig, obwohl das Rennen dort nicht gerade wahnsinnig schnell war. Deshalb war ich nicht sicher, ob er über den Weg kommen würde. Sweet Wake habe ich einiges zugetraut, auch bei Egerton bin ich von Steigerung ausgegangen. Die große Überraschung war für mich Omikron. Ich hatte nicht gedacht, dass er die Distanz bewältigt. Ich habe Shirocco übrigens nicht regelmäßig in der Arbeit geritten, sondern nur bei den letzten Galopps. Oft saß Terry Hellier auf dem Pferd.

GaloppOnline.de: Sie haben gerade in jüngerer Vergangenheit viele große, auch internationale Rennen gewonnen. Welche Bedeutung hat der Derbysieg?

Andreas Suborics: Von den Emotionen her war es mein bislang schönster Erfolg. Es ist das Rennen, das jeder Jockey gewinnen will. Ich war zweimal in Österreich erfolgreich, aber in Deutschland noch nicht. Und das, obwohl ich schon seit zehn Jahren hier in den Sattel steige. Hinzu kam, dass mein Besitzer das Rennen ebenfalls noch nie gewonnen hatte. Mir fiel schon ein ziemlicher Stein vom Herzen, als es geklappt hatte. Denn mit Nadour Al Bahr und Storm Trooper hatte es nur zum zweiten und dritten Platz gereicht.

GaloppOnline.de: Wer waren die ersten Gratulanten?

Andreas Suborics: An allererster Stelle meine Lebensgefährtin Christina, dann Baron von Ullmann, Andreas Schütz, Paul Harley und Andreas Boschert. Die Stimmung war trotz des Wetters super. Das Hamburger Publikum hat mir das Gefühl gegeben, dass die Bahn richtig voll wäre. Nach zwei großen Siegen in Hamburg, in Derby und Diana, möchte ich mich bei den Zuschauern herzlich bedanken. Ganz besonders bin ich Baronin von Ullmann, die mich am Montag angerufen und mir gratuliert hat, und Baron von Ullmann dankbar. Die Baronin hat sich über den Sieg ihres Sohnes so gefreut wie über einen eigenen Triumph. Im Fernsehen hat sie das Rennen genau beobachtet. Es ist besonders schön, auf diese Art das Vertrauen, das sie in mich gesetzt haben, einzulösen. Mein Dank gilt vor allem meiner Freundin Christina, aber auch Paul Harley, Hansi Peters und dem ganzen Team.

GaloppOnline.de: Was für einen Charakter hat Shirocco? Wie verlief seine Entwicklung, auch im Vergleich zu seinen Brüdern?

Andreas Suborics: Subiaco habe ich nie geritten. Shirocco ist von seinem Charakter viel stärker als Storm Trooper. Er benimmt sich wie ein Rennpferd. Morgens ist er sehr phlegmatisch, ein ausgesprochen ruhiger Typ. Er hat eigentlich nur gute Charaktereigenschaften. Bei Storm Strooper ist das Nervenkostüm ganz anders. Er scheitert oft an seinen Nerven, das ist bei Shirocco zum Glück nicht der Fall.

GaloppOnline.de: Wie verlief seine Entwicklung?

Andreas Suborics: Er war in Krefeld beim ersten Start noch ein Baby. Auch bei seinem dritten Start in der Union war er noch nicht fertig. Da musste weitere Steigerung drin sein. Das Entscheidende für mich ist die Tatsache, dass er vier Längen vor Malinas war und dahinter wieder eine Lücke von sechs Längen klaffte. Und Malinas ist meiner Ansicht nach ein richtiges Gruppe I-Pferd. Ich glaube auch, dass wir einen sehr starken Derby-Jahrgang haben.

GaloppOnline.de: Mit Amarette haben Sie wenige Wochen zuvor den Preis der Diana gewonnen. Wäre mit ihr alles glatt gegangen, hätten Sie Shirocco oder Amarette im Derby geritten?

Andreas Suborics: Nach der Union kam ich noch einmal ins Grübeln. Aber neun Tage später habe ich Shirocco erstmals wieder gecantert, da hat er mir wieder dasselbe Gefühl gegeben wie vorher.

GaloppOnline.de: War Ihre Familie auch in Hamburg?

Andreas Suborics: Christina war da, die Kinder waren bei den Großeltern, haben n-tv geguckt. Nach der Siegerehrung habe ich die Kids sofort angerufen. Sie waren richtig stolz, für sie war ich der Held. Ich habe ihnen versprochen, dass sie in der nächsten Woche das doppelte Taschengeld bekommen. Als ich zu Hause war, lautete die erste Frage, wann läuft Shirocco wieder?

GaloppOnline.de: Wie haben Sie am Sonntag noch gefeiert?

Andreas Suborics: Wir waren ungefähr mit zwanzig Leuten im Hotel Böttcherhof. Meine Freundin Christina, Lennart Hammer-Hansen, Andreas Boschert mit seiner Lebensgefährtin, Andreas Schütz, Christian Sprengel, Werner Baltromei, Terry Hellier, Adrie de Vries, einige belgische und holländische Freunde waren dabei. Als frühmorgens die ersten Gäste zum Frühstück kamen, mussten wir den Speisesaal wieder verlassen. Am Montagmittag war ich wieder zu Hause, habe an diesem Abend mit Baron von Ullmann und dem Team in einem italienischen Restaurant gefeiert.

GaloppOnline.de: Welche Reserven schlummern noch in Shirocco?

Andreas Suborics: Er ist ein sehr gutes Pferd. Ich habe Paolini, Sabiango, Tiger Hill und andere Klassepferde geritten. In diese Kategorie gehört auch er. Falls er alles weiter so gut mitmacht, wäre der Arc sicher ein Ziel. Bis dahin ist der Weg allerdings noch weit. Wenn man in diesem Rennen angreifen möchte, dann mit so einem Pferd.

GaloppOnline.de: Sie eilen in dieser Saison von einem Erfolg zum anderen. Was sind Ihre weiteren Ziele für 2004?

Andreas Suborics: Wir haben dieses Jahr schon außerordentlich gute Dreijährige. Gentle Tiger und El Tiger haben sich im Derby ja auch sehr gut verkauft. Assiun besitzt hohes Format. Ich möchte schon noch ein paarmal in großen Rennen gut abschneiden. Im letzten Jahr habe ich gesagt, dass 2004 für uns eine sehr wichtige Saison wird. Bislang lief es fast optimal. Man braucht natürlich das Material dazu. Über sechzig Pferde haben das Gestüt Schlenderhan und Baron von Ullmann in Training.

GaloppOnline.de: Haben Sie unter den Zweijährigen schon einen Derby-Kandidaten für 2005 gesehen?

Andreas Suborics: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Da muss man noch abwarten. Wir haben viele talentierte Pferde.

GaloppOnline.de: Haben Sie dieses Jahr das Championat im Visier?

Andreas Suborics: Ja klar, zur Zeit bin ich vorne. Aber Andrasch, Adrie und Jean-Pierre werden die ganze Saison über genauso ein Anwärter sein wie ich. Es ist aber besser, einen Vorsprung zu haben als zehn Punkte zurückzuliegen. Das Management mache ich weiterhin selbst. Zu den Trainern, für die ich regelmäßig reite, habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Das möchte ich unverändert so pflegen. Ich bin für jeden Ritt dankbar, jeder Ausgleich IV-Sieg zählt für mich.

GaloppOnline.de: Werden Sie im Winter wieder nach Japan gehen?

Andreas Suborics: Im Februar und März möchte ich wieder nach Japan. Ich habe das auch mit den Kids schon so vereinbart, denn für sie ist es immer besonders hart, wenn ich so weit weg bin. Aber das bringt der Beruf so mit sich, und diesen Job kann man ja auch nicht ewig ausüben. Es hat mir wahnsinnig Spaß gemacht, in diesem Land zu reiten. Es wäre auch das Angebot da, schon Ende des Jahres für drei bis vier Wochen in Japan in den Sattel zu steigen. So lange wir Starter haben, ist das aber kein Thema. Und von Mitte Dezember bis Ende Januar möchte ich gerne einmal fünf Wochen Urlaub machen.

GaloppOnline.de: Werden Sie in den nächsten Jahren in Deutschland bleiben oder ins Ausland wechseln?

Andreas Suborics: Ich habe in Deutschland einen Traumjob. So lange ich diese Möglichkeit besitze, bleibe ich auf jeden Fall. Wir haben uns schon vor dem Derby unterhalten, und es sieht so aus, als ob mein Kontrakt um zwei jahre verlängert wird.

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