GaloppOnline.de: Wie sind Sie an Paita gekommen?
Albert Steigenberger: Vor der Großen Woche in Baden-Baden hat mich Manfred Hofer angesprochen. Er hat gesagt, dass bei seinem Bruder Mario eine Super-Stute stehen würde, die er selbst geritten habe. Er hätte selten auf so einem Pferd gesessen. Ich hatte mir dann in Iffezheim bei der Jährlingsauktion gerade einen Jährlingshengst gekauft und mir später die Stute im Stall angesehen.
Ohne zu übertreiben, kann ich sagen, dass mir noch nie ein Pferd von seiner Austrahlung so zugesagt hat wie Paita. Ich musste gar nicht einmal mehr schauen, wie sie arbeitet, vertraue Manfred außerdem blind. Selten habe ich so ein harmonisches Pferd mit einem solch wachem Auge erlebt. Das war einfach traumhaft. Das war eine Woche vor ihrem ersten Start in Mailand.
GaloppOnline.de: Wo haben Sie das Gruppe I-Rennen in Paris verfolgt?
Albert Steigenberger: In Mailand war ich noch vor Ort, aber nach Saint-Cloud konnte ich nicht fahren, da ich meinem neunjährigen Sohn David versprochen hatte, seine Geburtstagsfeier zu begleiten. Wir waren bei Logolino in Neuss. Zwischendurch bin ich zum Buchmacher auf die Bahn in Neuss gefahren, um mir das Rennen dort anzuschauen. Natürlich wäre ich gerne live dabei gewesen, da man so etwas sicher nicht noch einmal erlebt.
Beim Buchmacher waren einige, die mich von früher kannten, aber auch einige, die mich nicht mehr kennen wollten. Manche Experten haben da gesagt, der Steigenberger wird sich noch wundern. Ich war der einzige, der vorher von einem möglichen Sieg gesprochen hat. Die ganze Konstellation hat gepasst, das ganze Team.
GaloppOnline.de: Die Kaufinteressenten für Paita sollen Schlange stehen. Wie konkret sind die Verkaufsabsichten?
Albert Steigenberger: Wenn eine Summe im siebenstelligen Bereich im Raum steht, ist das natürlich grundsätzlich ein Thema. Da sind Manfred und ich der Meinung, dass man dann so ein Pferd auch verkaufen kann. Mit ihr ist ein Traum wahr geworden, wie wahrscheinlich nur einmal im Leben. Man darf dann aber nicht weiterträumen und sollte Realist bleiben. Paita hat Turf-Geschichte geschrieben, war die erste deutsche Zweijährige, die so ein Rennen gegen die Hengste für sich entschieden hat.
Der Sieger dieser Prüfung gehörte in der Vergangenheit meistens einem internationalen Großbesitzer, ist normalerweise gar nicht zu kaufen. Wenn ich mich aber jetzt einem Verkauf in diesen Dimensionen widersetzen würde, könnte ich nicht mehr ruhig schlafen. Denn so ein Traum kann schnell vorbei sein. Auf alle Fälle hat Paita wahnsinninges Potenzial. Ich bin aber lange genug dabei, um zu wissen, dass sich so etwas auch schnell drehen kann.
GaloppOnline.de: Wie ist Ihr Verhältnis zu Manfred Hofer?
Albert Steigenberger: Ich kenne ihn schon seit über zwanzig Jahren, damals hat er schon für mich geritten. Er war auf der einen Seite Filou, aber in der Sache immer offen und ehrlich. Wir hatten immer ein Super-Verhältnis. Auch bei Misserfolgen standen wir beide zu der Sache, haben nie nachgekartet. Allerdings waren unsere gemeinsamen Aktivitäten im Sport meistens von Erfolg gekrönt. Für mich ist Manfred von allen, die sich in Deutschland als Agent verdingen, die absolute Nummer eins. Er kann ein ganz eigenes, kompetentes Urteil abgeben, da er auch auf den Pferden sitzt.
GaloppOnline.de: Wie sieht Ihr eigener Rennstall derzeit aus?
Albert Steigenberger: Bei Andreas Wöhler stehen Stellino, ein Jährling von Monashee Mountain aus der Wittekindshoferin Sweet Tern, den ich in Baden-Baden gekauft habe, der Zweijährige Soprano und Nobliau. Er ist ein vierjähriger Zoppenbroicher, der in Baden-Baden Zweiter hinter einer kaum schon voll erkannten Stute war und für die Hindernisbahn vorgesehen ist.
Anfang Dezember wird er sein Debut geben. In Baden-Baden habe ich eine Mutterstute namens Ernanda erworben, sie ist eine Hernando-Tochter aus der Familie von Egerton. Ihre Mutter Eicidora hat mir einmal gehört. Mit Erika Mäder habe ich zusammen einen zweijährigen Hengst von Medaaly aus der Azaria, der Amorazzo heißt.
GaloppOnline.de: Das sind deutlich weniger Pferde als in Ihren Glanzzeiten. Streben Sie früherere Größenordnungen nicht mehr an?
Albert Steigenberger: Ich werde keinen Rennstall mehr in früheren Dimensionen betreiben. Den Spaß hatte ich nie verloren. Aber wenn man nicht das Vermögen wie Schlenderhan oder Fährhof im Hintergrund hat, dann ist ein so großer Rennstall, wie ich ihn hatte, auf Dauer ruinös. Ich werde bestimmt mit dem einen oder anderen Pferd weitermachen, aber dann muss man sich auch rechtzeitig von Pferden trennen können.
Auch in den vergangenen Jahren war ich ja oft mitbeteiligt an Pferden, zum Beispiel King’s Boy, Wild Passion oder Scapolo. Das war eben nur nicht in meinen eigenen Farben und nicht so sehr im Mittelpunkt.
GaloppOnline.de: Wie geht es Ihnen jetzt? Haben Sie ihre gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommen können?
Albert Steigenberger: Mein Gesundheitszustand hat sich nicht nur stabilisiert, sondern ist auch völlig in Ordnung. Nicht nur das galt es zu meistern, sondern auch den privaten Bereich zu bereinigen. Ich habe jetzt wieder Spaß am Leben wie nie zuvor. Es geht mir phantastisch. Natürlich ist es bei solchen Problemen, wie ich sie hatte, gerade in diesem Metier nicht einfach, denn im Galopprennsport herrscht schon eine toxische Atmosphäre.
Eine Zeitlang habe ich die Wetterei auch ziemlich überstrapaziert. Ich wollte nun alles runterfahren, mich endlich auf meine Person konzentrieren. Früher hat der Alkohol mein Leben dominiert, doch heute spielt er keine Rolle mehr in meinem Leben. Es hat mir immer geholfen, offen über diese Probleme zu sprechen. Ich genieße es, abstinent zu sein.