GaloppOnline.de: Es läuft rund bei Ihnen. Sind die 39 Saisonsiege und die Tabellenführung im deutschen Jockeyranking für Sie überraschend gekommen?
Wie gehen Sie mit dem erhöhten Druck um?
Steffi Hofer: Nein, ich versuche halt meine Chancen zu nutzen, und überall zu reiten, auch im Ausland. Ich mache mir eigentlich wenig Streß aus der Situation heraus. Alles was ich möchte, ist möglichst lange oben zu bleiben. Aber unter normalen Umständen sind Eddie und Andrasch vorne nicht zu bezwingen, es sei denn sie reiten Woche für Woche im Ausland.
GaloppOnline.de: Hat sich denn an Ihren Chancen etwas geändert, seitdem Terry Hellier als Jockey im eigenen Stall reitet?
Steffi Hofer: Nein, das ist im Prinzip das Gleiche wie sonst auch. Vorher war es Andreas Helfenbein, jetzt ist es Terry Hellier. Terry reitet in den großen Rennen und in den Dreijährigen-Prüfungen. Ich bin für die leichten Gewichte zuständig und in den Handicaps verstärkt im Einsatz. Jedenfalls möchte ich solange wie möglich vorne mitmischen.
GaloppOnline.de: Was zeichnet einen Terry Hellier aus Ihrer ganz persönlichen Sicht aus?
Steffi Hofer: Vor allen Dingen seine Art, im Rennen die Ruhe zu bewahren. Ich versuche mir möglichst viel abzugucken und kann von ihm noch soviel lernen. Terry steht auch für die sogenannte alte Schule. Wenn Sie sich den Ritt auf Zazou einmal anschauen, wie er die Ruhe bewahrt hat und mit welcher Abgezocktheit er in der Union agiert hat, das war schon sensationell.
GaloppOnline.de: Hat sich ihr Leben in irgendeiner Form verändert, seit Sie um die Meisterschaft ein Wort mitsprechen oder sind Sie von der eigenen Leistung in irgendeiner Weise überrascht?
Steffi Hofer: Nein, eigentlich nicht. Ich bin natürlich nie mit dem Erreichten zufrieden, stecke die Ziele neu ab. Ich hatte mir vor der Saison als Ziel gesetzt, die Vorjahresmarke von 63 Erfolgen zu erreichen. Das sieht im Moment ganz gut aus, ich stehe jetzt aktuell bei 39 Siegen. Ein Treppchenplatz wäre am Ende des Jahres schon riesig. Aber sonst bin ich so wie ich immer bin. Allerdings muss ich sagen, dass ich viel mehr Zuspruch und Aufmunterung auf den Rennbahnen von den Leuten bekomme. Das tut schon gut, solche Anfeuerungsrufe, die ich mitbekomme, und das alles motiviert mich zusätzlich.
GaloppOnline.de: Zuletzt sind Sie zum wiederholten Mal in Frankreich geritten, diesmal Sommertraum für Werner Baltromei? Wie kam es zu der Verpflichtung?
Steffi Hofer: Ich habe im vergangenen Jahr mit Freminius für Herrn Baltromei gewonnen und freue mich natürlich, wenn ich auf einer französischen Bahn reiten darf und man mir das Vertrauen schenkt.
GaloppOnline.de: Werden diese Rennen eigentlich anders geritten? Und welche Frau steht im Nachbarland Frankreich für Sie ganz oben?
Steffi Hofer: Grundsätzlich ist es so, dass die Amazonen dort wesentlich vorsichtiger reiten und es insgesamt ruhiger zur Sache geht. Das liegt aber auch vielleicht daran, das die Amazonen dort einfach nicht die Chancen erhalten und nicht über die Erfahrung verfügen. Frau Renk ist für mich eine Topfrau im Sport in Frankreich. Ich schätze die Bedingungen im Übrigen dort sehr. Die Bahnen sind in einem Topzustand, vor allen Dingen der internationale Wettkampf spornt einen so richtig an. Ich mag das total.
GaloppOnline.de: Sie reiten seit vielen Monaten durch, waren auch im Winter, wo viele Kollegen Urlaub gemacht haben, weiter aktiv. Wird man da nicht irgendwann müde?
Steffi Hofer: Nein, das ist überhaupt kein Thema, wo es im Moment ja hervorragend läuft. Das spornt außerdem zusätzlich an. Ich nehme mir zwischendurch hier und da mal einen Tag frei oder regeneriere in meiner Freizeit, indem ich dann ausschlafe, oder ganz andere Dinge mache. Aber Pläne, z.B. einmal nach Australien zu reisen, habe ich ganz hinten angestellt.
GaloppOnline.de: Gibt es Pferde, die Ihnen besonders ans Herz gewachsen sind?
Steffi Hofer: Ja, zweifellos. Smooth Operator und Sensa ma Donna, die beide aus der Zucht meines Vaters sind und im Besitz von Herrn Zimmermann bzw. Herrn Sauren stehen. Ganz tolle Pferde.
GaloppOnline.de: Wer gewinnt für Sie das Derby und werden Sie vielleicht auch vertreten sein, als TopReiterin in der deutschen Jockeystatistik wäre das doch eine Riesensache?
Steffi Hofer: Ich hoffe natürlich, dass Zazou gewinnt, weil er ein ganz besonderes Pferd ist und nach jeder Leistung das total verdient hätte, zumal ich das Terry auch gönne. Man hofft ja immer selbst auch auf einen Derbyritt, da würde ich ganz gewiß nicht nein sagen. Aber wahrscheinlich ist das eher nicht, weil mich noch niemand gefragt hat.