GaloppOnline.de: Wie geht es Ihnen aktuell nach der in Bad Doberan erlittenen Nasenverletzung?
Steffi Hofer: Danke, es geht schon wieder. Ich bin vergangene Woche im Klinikum Krefeld an der Nase operiert worden und dort zwei Tage auf der HNO-Station geblieben. Der Nasenbein und die Nasenscheidewand waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Nase wurde gerichtet und zur Zeit habe ich eher mit etwas Zahnschmerzen zu kämpfen. Nachts trage ich noch eine Schiene und bin zur Zeit noch krank geschrieben. Das ist schon sehr ärgerlich. Gerade jetzt, wo es so gut läuft. Ich hätte in Doberan noch weitere gute Chancen gehabt.
GaloppOnline.de: Wie kam es eigentlich zu zu dem Unfall?
Steffi Hofer: Ich war mit Orlik beim Aufgalopp zur Startstelle, als ein Hund, der sich an der langen Leine befand, das Pferd erschreckt hat. Orlik schlug mir beim Scheuen seinen Kopf ins Gesicht, weil ich verhindern wollte, dass er abspringt. Es hat sofort stark geblutet und ich konnte schließlich seitlich abspringen. Das Pferd ist dann Gott sei Dank stehen geblieben und konnte am Rennen teilnehmen. Ich bin sofort ärztlich behandelt worden. Orlik hat schließlich am Rennen teilnehmen können und ist Zweiter geworden, mit meinen 2 Kilo Erlaubnis hätte ich bestimmt noch eine bessere Siegchance gehabt.
GaloppOnline.de: Hat sich die Halterin des Hundes bei Ihnen in irgendeiner Form entschuldigt bzw. sich gemeldet?
Steffi Hofer: Nein, leider nicht. Weder das eine noch das andere. Ich habe mich vor allen Dingen darüber geärgert, dass ich nicht mehr reiten konnte und das durch jemand anderen verursacht worden war. Ich konnte schließlich nichts dafür.
GaloppOnline.de: Sie erwähnten es bereits. Es läuft wirklich rund für Sie in diesem Jahr. In Hamburg waren es drei Siege, in Harzburg gleich sechs Erfolge und Meetingschampion, in Doberan standen Sie auch schon wieder bei drei Treffern. Sie sind noch in der Ausbildung und befinden sich auf Rang 5 als einzige weibliche Reiterin inmitten der männlichen Profis. Was sind die Gründe, das es so hervorragend läuft und was sind Ihre Ziele für die Zukunft?
Steffi Hofer: Möglichst schnell wieder in den Sattel zu steigen. Vor der Saison hatte ich in einem Gespräch die Top10 als Ziel ausgegeben. Jetzt würde ich gerne den aktuell fünften Rang so lange es geht verteidigen. Wenn alles planmäßig läuft, möchte ich in Baden-Baden wieder in den Rennsattel steigen. Mit der Arbeit könnte ich nächste Woche Mittwoch, wenn das ärztliche Ok kommt, wieder beginnen. Dieses Jahr ist es wirklich so, dass ich sehr gute Gelegenheiten bekomme.
Gute Pferde bedeuten gute Chancen, dabei doch weniger aus dem eigenen Quartier. Ich habe sogar mehr Ritte für fremde Quartiere ausgeführt. Das Telefon klingelt schon mal häufiger. Ja, und ich kümmere mich Dienstagmorgen selbst um meine Ritte, habe keinen eigenen Manager.
GaloppOnline.de: Sie wollten eigentlich Chemielaborantin werden? Nun messen Sie sich mit den Profis im Rennsattel, die richtige Wahl offensichtlich. Welche Rolle spielt denn Ihr Vater in diesem Zusammenhang, der als einer der erfolgreichsten Trainer in Turfdeutschland agiert. Ist er ein besonders strenger Lehrmeister?
Steffi Hofer: Mein Vater spielt eine sehr große Rolle. Ich habe es bisher nicht bereut, diese Ausbildung zu machen. Es ist mein Traumberuf geworden. vor allen Dingen bin ich bis jetzt von ernsthaften Verletzungen verschont geblieben. Ich bin bereits als Kind im Rennstall groß geworden, das ist sicher ein Vorteil. Nächstes Jahr hoffe ich, die Ausbildung beendet zu haben und dann sehen wir weiter. Man Vater ist, glaube ich, mit der eigenen Tochter nochmal etwas strenger und kritischer als mit den anderen Jockeys. Aber dadurch lernt man sehr viel. Selbst wenn ich gewonnen habe, gibt es schon mal das ein oder andere kritische Wort.
GaloppOnline.de: Wie sieht eine Woche im Leben der Auszubildenden Steffi Hofer aus?
Steffi Hofer: Einmal die Woche, am Mittwoch gehe ich bis 3.00 Uhr nachmittags zur Berufsschule. Ansonsten fangen wir gegn 430 Uhr an im Rennstall so bis 13.00 Uhr. Und am Wochenende stehen die Rennen auf dem Programm. Daneben halte ich mich täglich fit mit radfahren und wenn es die Zeit erlaubt mag ich Computerspiele.
GaloppOnline.de: Wird es für Sie im Rennsattel demächst nicht schwieriger, wenn die Erlaubnis mal aufgebraucht ist?
Steffi Hofer: Mein Vorteil ist auf jeden Fall mein Gewicht. Ich bringe 50 Kilo in den Sattel und habe nicht so sehr damit zu kämpfen wie es die Jungs im Nachwuchsbereich haben. Deshalb bin ich ganz zuversichtlich, was die Zukunft angeht.
GaloppOnline.de: Wie sieht es überhaupt im Nachwuchsbereich aus Ihrer Sicht in Deutschland aus?
Steffi Hofer: Es fehlen die kleinen Männer (lacht), die geringe Gewichte reiten können. So wie Filip Minarik oder Norman Richter. Kevin Chan kann glaube ich 57, Fabian Weißmeier 56 kg. Die Jungs sind talentiert, aber meistens werden die Männer zu schwer. Bei den Frauen möchte ich Caroline Fuchs und Laura Gabriel nennen, die sich ebenfalls in der Ausbildung befinden.
GaloppOnline.de: Was macht Steffi Hofer nach der Lehrzeit?
Steffi Hofer: Mein Wunsch oder Traum war und ist es einmal für ein paar Monate nach Australien zu reisen, dort zu reiten und in Down Under Auslandserfahrungen zu sammeln. Das hatten Cay und ich schon mal vor, aber da kam seine Bundeswehrzeit dazwischen. Vielleicht klappt es ja demnächst.