Mit Stanley Chin

GaloppOnline.de: Ihr Comeback nach der langen Pause ist fulminant. Hatten Sie sich das so vorgestellt?

Chin: Es ist phantastisch, soviel Unterstützung von den verschiedensten Trainern und Besitzern zu bekommen. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen.

GaloppOnline.de: Welche Bedeutung hat Deutschland für Sie? Sie sind inzwischen ja fast jede Woche hier aktiv?

Chin: Ich liebe es, in Deutschland zu reiten. Die Leute hier sind ausgesprochen freundlich mir gegenüber. Und ich genieße es, auf den Bahnen in den Sattel zu steigen.

GaloppOnline.de: Wann haben Sie sich für den Derby-Ritt auf Ransom O´War entschieden?

Chin: Herrn Hilgert vom Stall Capricorn hat mein Ritt in München sehr gut gefallen. Nach dem Rennen hat er mir zugesichert, ich wäre der Partner von Ransom O´War, sofern er im Derby starten würde. Ich bin ausgesprochen happy, dass ich diesen Ritt bekommen habe.

GaloppOnline.de: Wie würden Sie das Pferd einschätzen? Welche Möglichkeiten besitzt er?

Chin: Er ist ein tolles Pferd mit jeder Menge Potenzial. Die Derby-Distanz könnte ihm ein wenig zu weit werden, aber auf weichem Boden sollte er die Strecke bewältigen. Ich denke, er hat eine gute Chance im Derby.

GaloppOnline.de: Wie beurteilen Sie sein Stehvermögen?

Chin: Seine beste Distanz sind 2000 bis 2200 Meter.

GaloppOnline.de: Haben Sie vorher schon Derby-Ritte gehabt (Deutschland und andere Länder)? Wie waren die Ergebnisse?

Chin:: Ich habe das Schwedische Derby 1998 gewonnen, war auch dreimal im Hong Kong Derby im Einsatz. 1994 wurde ich Zweiter, 1998 Dritter. Für Andreas Schütz saß ich im Derby 1998 auf Emilio Romano.

GaloppOnline.de: Werden Sie auch an den anderen Tagen in Hamburg reiten? Welche Pferde?

Chin:: Abgesehen von Ransom O’War, werde ich einige andere Ritte haben, aber das ist bis jetzt noch nicht bestätigt.

GaloppOnline.de: Was wünschen Sie sich für das Derby (Boden, Rennverlauf)?

Chin:: Ich hoffe eigentlich nur auf weiches Geläuf. Das wäre passend für Ransom O’War.

GaloppOnline.de: Welche Qualität muss ein Pferd besitzen, um im Derby zu bestehen?

Chin:: Besonders wichtig ist, dass ein Pferd mit weichem Boden zurechtkommt, denn das Geläuf in Hamburg ist oft ziemlich weich. Man braucht ein Pferd wie Ransom O´War, um das Derby zu gewinnen.

GaloppOnline.de: Wird in Deutschland anders geritten als in Hong Kong?

Chin:: Es geht in Hong Kong noch um einiges rauher zu, mit Positionsverschiebungen die ganze Zeit. Mein Eindruck ist, dass es in Deutschland angenehmer und sicherer ist Rennen zu reiten.

GaloppOnline.de: Welche Lehren haben Sie aus Ihrer Zeit im Gefängnis gezogen?

Chin:: Ich habe gelernt, Geduld zu haben und bin dankbar für alles, was ich habe.

GaloppOnline.de: Wie haben Sie sich in dieser Zeit über den Rennsport informiert, fit gehalten?

Chin:: Häftlingen ist es nicht gestattet, irgendwelche Informationen über Pferderennen zu bekommen. Ich habe nur etwas erfahren, wenn meine Freunde und Familie mich besucht haben. In dieser Zeit habe ich auch nicht viel Sport gemacht. Immerhin bin ich täglich dreißig Minuten gejoggt.

GaloppOnline.de: War es ein großes Problem, wieder ins Gespräch zu kommen?

Chin:: Es war nicht leicht, nach diesen Problemen wieder voranzukommen. Aber ich denke immer positiv und habe versucht, zurück zu kommen. Zum Glück habe ich die Chance bekommen, für Aidan O´Brien zu reiten und auch in Deutschland in den Sattel zu steigen.

GaloppOnline.de: Haben Sie in Hong Kong eine Zukunft?

Chin:: Ich habe momentan keine Pläne, was Hong Kong anbetrifft. Mit meinem Job in Irland bin ich sehr zufrieden. Dennoch würde ich gerne wieder einmal in Hong Kong reiten.

GaloppOnline.de: Welche Bedeutung hat Ihr Kontakt zu Rüdiger Alles?

Chin: Rüdiger Alles ist nicht nur ein Agent, sondern wie ein Vater für mich. Er hat mich in meinen schwierigsten Tagen unterstützt. Und er hat mir alle Hilfe gegeben, um wieder an Ritte zu kommen.

GaloppOnline.de: Wie ist Ihre Position am Stall von Aidan O´Brien?

Chin:: Ich bin einer seiner Jockeys, ich reite jeden Tag für seinen Stall aus. Rüdiger Alles hat den Kontakt für mich geknüpft.

GaloppOnline.de: Werden Sie für ihn auch in großen Rennen zum Einsatz kommen?

Chin:: Ja, er ist ein sehr fairer Boss, und alle Jockeys werden ihre Chancen bekommen.

GaloppOnline.de: Welche O´Brien-Cracks konnten Sie bereits in der Arbeit reiten?

Chin:: Ich habe viele gute Pferde in der Arbeit geritten. Rock of Cashel ist einer meiner Favoriten, ein rechter Bruder von Rock of Gibraltar.

GaloppOnline.de: Könnten Sie sich ein dauerhaftes Engagement in Deutschland vorstellen?

Chin:: Ich habe keine Pläne, lange in Deutschland zu bleiben. Mir gefällt der jetzige Status.

GaloppOnline.de: Lebt Ihre Frau bei Ihnen in Irland oder ist Sie weiterhin in Hong Kong?

Chin:Sie ist jetzt in Hong Kong, wird mich aber im nächsten Monat in Irland besuchen.

GaloppOnline.de: Welche Ziele haben Sie für dieses Jahr?

Chin:: Soviele Sieger wie möglich zu reiten.

GaloppOnline.de: Wie wurden Sie von den deutschen Kollegen aufgenommen?

Chin: Sie sind alle ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Ich reite gerne mit ihnen zusammen.
GaloppOnline.de: Ihr Prognose – wo landen Sie mit Ransom O´War im Derby?

Chin:Ein Sieg wäre das perfekte Ergebnis.

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