GaloppOnline.de: Rund zwei Wochen vor dem Start zu White Turf: Wie präsentiert sich der See? Welches sind nun die dringendsten Aufgaben?
Rudolf Fopp: Just zum heutigen Tag haben wir auf dem See mit Schneemassen zu kämpfen. Heute fiel 50 cm Neuschnee! Das in diesem Jahr qualitiativ mittelmäßige Eis mit einer derzeitigen Dicke von gut 30cm leidet arg unter diesem Schneedruck. Die Zeltbauten stehen, das Geläuf und der Eventbereich sind bereits mehrmals präpariert worden. Wir rechnen mit einer ordnungsgemäßen Durchführung von Polo und den Pferderennen. Petrus möge uns keinen Schnee mehr, aber vielmehr Kälte bringen.
GaloppOnline.de: In den vergangenen Jahren wurde die Internationalität der startenden Pferde immer größer, während die Zahl der deutschen Starter abnahm. Wie sieht es diesmal aus?
Rudolf Fopp: In der Tat traf dies zu. Mittels Marketingmaßnahmen und Ambassadoren in Deutschland, England und Frankreich haben wir hier Gegensteuer gegeben. Derzeit sieht es nach vielen Startern aus Deutschland aus, Interesse und Meldungen liegen auch von England, Schweden und Frankreich vor. Bei den Schweizer Startern wage ich keine Prognose, weniger Pferde in den Ställen und die Rezession zeigen bereits ihre Wirkungen. Nennungsschluss ist der 26. Januar 20089.
GaloppOnline.de: Die Rennen werden erneut von der PMU übertragen und können auch in Frankreich bewettet werden. Wie sehr zahlt sich dieser Schritt aus?
Rudolf Fopp: White Turf partizipiert mit einer Umsatzabgabe. Über Equidia werden ca. 5 Mio. Personen die Rennen des letzten Renntages mitverfolgen. Diese Relevanz ist für die Medienequivalenz von großer Bedeutung.
GaloppOnline.de: Welche Neuheiten haben Sie für dieses Jahr vorgesehen?
Rudolf Fopp: Neu installiert wird dieses Jahr eine zweite Autobrücke, damit die Besucher nach den Rennen effizienter den See verlassen können. Dann haben wir ein dritten Pistenfahrzeug angeschafft, um Geläuf optimal präparieren zu können. Schließlich haben wir ein Jahr nach den erstmals eingeführten Startboxen Skikjöring ein Sicherheitsgeschirr produzieren lassen, damit Tuch und Leinen zukünftig beim Fahrer bleiben und sich nicht mehr in den Beinen der Pferde verheddern. Dies führte bekanntlich zu unschönen Unfällen. Dies betrachten wir als wesentlichen Beitrag zugunsten des Protagonisten.
GaloppOnline.de: Sie wollen die Sicherheit beim Skikjöring erhöhen. Welche Maßnahmen werden getroffen?
Rudolf Fopp: Ohne die obgenannten Verbesserungen könnten die weltexklusiven Skikjöringrennen für die Zukunft gefährdet sein. Zehntausende Augenpaare und internationale Fotoagenturen und Fernsehstationen betrachten die Skikjöringrennen mit Argusaugen, hier ist Vorsicht angebracht.
GaloppOnline.de: Wie konkret ist das Vorhaben, die Rennen ab 2010 statt auf einem Rechts- auf einem Linkskurs durchzuführen? Was sind die Gründe dafür?
Rudolf Fopp: Projekte sind da, um analysiert und dann, wenn möglich, erfolgreich finanziert und umgesetzt zu werden. Die helvetischen Sportverbände haben dieser Änderung bereits zugestimmt. Nun gilt es nach über 100 Jahren mittels Detailplanung eine neue Rennbahn zu gestalten. Derzeit werden wöchentlich Proben der Eisdicke vorgenommen. Die Vorteile sind vielfälltig.
Einerseits sollen die Rennen nicht mehr mit der Sonne gelaufen werden, sondern gegen die Sonne. Zuschauer, Fotografen und TV-Teams müssen sich dann nicht mehr mit Gegenlichtaufnahmen herumschlagen.
Schließlich findet die ganze Attraktivität der Pferderennen direkt vor den Tribünen und nicht mehr auf Distanzen von über 800m statt. Die Startmaschine Skikjöring soll direkt vor den Tribünen installiert werden, diejenige für den Großen Preis von St. Moritz auf der Gegenseite vor den Augen des zahlreichen Publikums. Da der Eventbereich en block nur ca. 200m gegen Süden verschoben werden muss, sind wir mit einer Einführung dieser historischen Neuerung für das Jahr 2010 zuversichtlich.
GaloppOnline.de: Welche internationalen Partnerschaften gibt es?
Rudolf Fopp: Stolz sind wir auf die Verschwesterung mit der Rennbahn in Port Louis auf der Ferieninsel Mauritius (übrigens der älteste Rennverein der Welt auf der südlichen Hemisphäre). Gleiches gilt für die beiden Europarennbahnen Hamburg und Newmarket. Weitere Kooperationen werden geprüft, die Gespräche konnten noch nicht abgeschlossen werden.
GaloppOnline.de: St. Moritz gilt als sehr exklusives, teues Pflaster. Welchen Anteil hat die High Society am Publikum? Mit welchen Zuschauerzahlen rechnen Sie?
Rudolf Fopp: Beim letztjährigen Rekordmeeting besuchten weit über 35’000 Zuschauer die Rennen und den Event. Dem größtenteils Laienpublikum bieten wir erneut Kunstausstellungen, Showeinlagen, Musikdarbietungen und eben attraktiven Pferderennsport. Es kommt tatsächlich vor, dass Rennplatzbesucher keine Pferde sehen. Dies vielleicht als Eigenart von St. Moritz. Im begehrten VIP-Zelt werden jeden Renntag über 1000 Personen verpflegt. Wir möchten die Renntage zu Erlebnistagen ausgestalten.
GaloppOnline.de: Gibt es auch Verbindungen zu Rennvereinen in Deutschland?
Rudolf Fopp: Eine jahrelange, sehr gute Zusammenarbeit dürfen wir mit der Derby-Rennbahn in Hamburg führen. Vater dieser Kooperation ist der leider kürzlich verstorbene Franz Günther von Gaertner, sicher eine der wichtigsten Persönlichkeiten im deutschen Pferderennsport. Wir sind sehr stolz darauf, diese Verbindung mit Präsident Eugen-Andreas Wahler weiterführen zu dürfen.
GaloppOnline.de: Aus Deutschland ist das Interesse an den Rennen hoch, doch können diese hier nicht live im Internet gesehen werden. Ändert sich das?
Rudolf Fopp: Seit Jahren versuchen wir uns an die Entwicklung und neue Ausrichtung in Deutschland anzuschließen. Neben der Partnerschaft mit PMU sind wir derzeit mit Equi8 und German Tote in Gesprächen. Leider und wegen der Verbindung mit PMU konnten die Gespräche noch nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Die Schweizer Gesetzgebung darf auch nicht außer Acht gelassen werden.
GaloppOnline.de: Der Grand Prix wurde in der Dotierung weiter angehoben. Wird sich das bei den Startern auswirken?
Rudolf Fopp: Unsere Rennpreise werden bewusst hoch gehalten, um an die Auslagen und Spesen der startenden Pferde einen wesentlichen Beitrag zu leisten. Im Schweizer Vergleich bezahlen wir bestimmt doppelt so hohe Rennpreise. Durchschnittlich über EUR 16.000 pro Rennen lassen sich insbesondere in Deutschland durchaus sehen.
Der Große Preis von St. Moritz ist ab diesem Jahr mit EUR 75.000 dotiert, wir wollten damit ein Zeichen setzen und mit dieser Dotation mit Gruppe-II Rennen in Deutschland gleichziehen. Auch denken wir an unsere ‚Konkurrenten’ in Deauville und Cagne sur Mere.
GaloppOnline.de: Was ist Ihre größte Sorge und was ist größer Wunsch?
Rudolf Fopp: Kältere Nächte sind angesagt. Wir haben uns der Natur zu unterstellen, Wetterkapriolen zum Trotz. Wir sind voller Zuversicht. Für mich gilt es alle Aktiven, Funktionäre und Beteiligten an der Stange zu halten, das’ feu sacré’ zu schüren.