GaloppOnline.de: Neuss setzte am Dienstag den positiven Trend der PMU-Winterrenntage fort. Wie zufrieden sind PMU, Equidia und France Galop mit der bisherigen Entwicklung?
Riko Luiking: Die Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, die Erwartungen wurden übertroffen. Ich habe von der PMU aus Frankreich E-Mails und SMS erhalten mit den Worten „superbe“ und „magnifique“. Gleichlautend waren die Äußerungen, die Rüdiger Schmanns von France Galop erhalten hat.
GaloppOnline.de: France Galop, PMU, Equidia: Würden Sie nicht so versierten Frankreich-Kennern noch einmal kurz und knapp die Begriffe erklären?
Riko Luiking: France Galop ist der französische Dachverband, mit dem die Renntage koordiniert werden, die von Deutschland dann auch nach Frankreich übertragen werden und bewettet werden können. Darum kümmert sich Rüdiger Schmanns vom Direktorium für Vollblutzucht und Rennen. Über den französischen Wettanbieter PMU (Pari Mutuel Urbain) mit Sitz in Paris werden die Wetten abgewickelt. Ich stehe im ständigen Kontakt mit diesem Unternehmen und auch mit Equidia. Dies ist ein Fernsehsender aus Frankreich, der sich ausschließlich dem Thema Pferd widmet. Er befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum der PMU. 1999 ging er, zu empfangen über Kabel und Satellit, zum ersten Mal auf Sendung. Es war der erste TV-Sender seiner Art. Auf Equidia dreht sich alles um Livesport, Ergebnisse und Analysen. Mehr als 10 Millionen Kunden haben den Kanal abonniert, drei Millionen Zuschauer verzeichnet er jede Woche. Im Jahr übertragen die Franzosen rund 5.000 Rennen aus der ganzen Welt.
GaloppOnline.de: Was sind die dicksten Pluspunkte, die der deutsche Rennsport anzubieten hat, um mit der PMU die Renntage zu veranstalten?
Riko Luiking: Was zuweilen selbstverständlich aussieht, sind die Dinge, die wir als ziemlich reibungslos anbieten und dabei steht an erster Stelle die Abwicklung eines Renntages: Starterangabe, die Größe der Felder, die Einteilung der Rennen, das Einhalten der genauen Startzeiten. Das bieten wir den Franzosen genauso an, wie sie es haben wollen.
GaloppOnline.de: Aber man darf doch davon ausgehen, dass dies jeder Veranstalter beherzigt, wenn er mit den Franzosen ins Geschäft kommen und bleiben will?
Riko Luiking: Beileibe nicht. So lief zum Beispiel die Zusammenarbeit mit den Engländern überhaupt nicht gut. Die renntechnische Abwicklung lag sehr im Argen, man bot mehrfach Felder mit nur fünf oder sechs Pferden an. Von Seiten der Veranstalter in England waren keine großen Anstrengungen zu spüren, die Auflagen der PMU zu erfüllen.
GaloppOnline.de: Damit ist England ziemlich raus aus dem Rennen?
Riko Luiking: Aktuell geht es dort bestimmt nicht so weiter, wie ursprünglich geplant.
GaloppOnline.de: Dass in Deutschland zu Beginn der Saison 2013 das Rennbahnfernsehen von analog auf digital umgestellt wurde, war sicherlich ein ganz wichtiger Schritt?
Riko Luiking: Ohne diese Umstellung wäre die PMU mit so vielen Renntagen wie in diesem Jahr nicht mit ins Boot gestiegen. Unsere TV-Bilder stehen von der Qualität der Bildproduktion denen von Equidia nicht wesentlich nach. Das ist eine ganz wichtige Voraussetzung. Ein weiteres Plus ist die Tatsache, dass Daniel Delius die nach Frankreich übertragenen Rennen vom deutschen Veranstaltungsstandort in der französischen Sprache anmoderiert. Das wird den Franzosen bei Übertragungen in anderen Ländern nicht geboten, sie brauchen in dieser Hinsicht keinen Personalaufwand betreiben.
GaloppOnline.de: Kommen wir zu den Zahlen. Wie hoch beliefen sich die Umsätze an den ersten PMU-Renntagen des Jahres?
Riko Luiking: Ohne Internet-Wetten an die 2 Millionen Euro pro Renntage, mit Online-Wetten zwischen 2,3 und 3 Millionen Euro.
GaloppOnline.de: Das ist aber eine relativ große Spanne?
Riko Luiking: Das stimmt, aber die genauen Zahlen der Internet-Online-Umsätze werden in Frankreich nur einmal im Monat abgerechnet. Im Gegensatz zu den am Toto getätigten Wetten, die pro Renntag abgerechnet werden.
GaloppOnline.de: Was bleibt für den deutschen Veranstalter hängen?
Riko Luiking: Der Ertrag liegt bei rund 70.000 bis 90.000 Euro pro Renntag. Seit 2013 trägt German Tote als eine hundertprozentige Tochter der BGG, einer Gesellschaft im Eigentum der deutschen Galopprennvereine, das wirtschaftliche Risiko der Winterrenntage.
GaloppOnline.de: Das bedeutet?
Riko Luiking: Es wird mit German Tote abgerechnet. An PMU-Renntagen bleibt natürlich ein Plus, aber an den Renntagen ohne französische Beteiligung steht immer eine rote Zahl. Die gleichen wir dann dem Rennverein aus.
GaloppOnline.de: Wenn die Wintersaison vorüber ist, steht dann unterm Strich eine schwarze Zahl für German Tote?
Riko Luiking: Ich glaube nicht, dass wir einen Gewinn erzielen werden. Aber wir haben dem sogenannten Basissport über den Winter sehr gute Chancen gegeben. Die Rennpreise an den PMU-Renntagen kann man tatsächlich mit denen an großen Meetingsrenntagen vergleichen. Ich bin sicher, wenn dies eine Regelmäßigkeit wird, dann werden auch über Winter die größeren Quartiere Pferde am Start haben. So wie es auch in Frankreich der Fall ist.
GaloppOnline.de: Über welche Zahl sprechen wir, wenn wir über Rennpreise reden?
Riko Luiking: An den ersten fünf Renntagen in diesem Jahr haben wir 224.700 Euro an Rennpreisen ausgeschüttet. An den vergleichbaren Renntagen 2013 waren es 137.000 Euro. Das ist eine Steigerung von satten 64 Prozent.
GaloppOnline.de: Viele waren recht skeptisch, dass auf Wunsch der PMU nun Dienstag als bislang ausschließlich an einem Sonntag veranstaltet wird. Wie lautet das erste Fazit?
Riko Luiking: Die Skeptiker sind erst einmal verstummt. Obschon wir in diesem Jahr an Dienstagen und nicht wie 2013 an Sonntagen veranstaltet haben, liegen wir – alles ohne PMU-Umsatz – bei einer Steigerung pro Rennen um 2,3 Prozent. In Zahlen ausgedrückt: An den ersten fünf Renntagen 2014 wurden 764.750 Euro im Gegensatz zu 2013 mit 679.500 Euro, wie erwähnt, 2,3 Prozent mehr umgesetzt. Die Bahnwette brachte ein Plus von 4,3 Prozent. Auf der jüngsten Sitzung der Europäischen Totalisatorbetreiber in Paris wurde überraschend verkündet, dass im Januar unter den europäischen Veranstaltern von Galopprennen nur Deutschland ein Plus zu verzeichnen hatte. Wenn das kein gutes Signal ist.
GaloppOnline.de: Das Wetten in den Frankreich-Pool ist an PMU-Renntagen von den Buchmachern aus möglich. Kannibalisiert dies nicht den deutschen Umsatz?
Riko Luiking: Keineswegs, was ja die Zahlen belegen, denn die Außenwette ist gegenüber dem Vorjahr sogar leicht angestiegen. Zudem bietet die PMU Wettarten an, die wir in Deutschland nicht haben, aber von den deutschen Wettern sehr gerne gespielt werden. Wie zum Beispiel die Multi-Wette.
GaloppOnline.de: Das ist aber auch eine sehr attraktive Wette, oder?
Riko Luiking: In der Tat ist sie es. Man muss die ersten vier Pferde in der beliebigen Reihenfolge voraussagen. Man kann vier, fünf, sechs oder sieben Pferde ankreuzen, der Grundeinsatz, zum Beispiel 10 Euro, bleibt stets gleich. Natürlich ist die Quote entsprechend höher, wenn man nur vier Pferde angekreuzt hat, als die Quote, die man bekommt, wenn man sich für gleich sieben Pferde entschieden hat.
GaloppOnline.de: Wie sieht es eigentlich mit den Abzügen aus? Die Siegquoten sind am französischen Totalisator teils höher, als im deutschen Toto?
Riko Luiking: Bei der Sieg- und Platzwette sind die Abzüge niedriger, in den Zweier- und Dreierwetten sind die Abzüge bei den Franzosen sogar höher. Man darf aber auch nicht vergessen, dass zum Beispiel Wetter, die höhere Platzwetten spielen, nun wieder im Boot sitzen. Sie können zum Beispiel 500 Euro in den französischen Pool auf Platz spielen, ohne dass dabei die Quote gleich auf 10:10 abstürzt. In den deutschen Toto würden Sie diese Wette doch nie platzieren.
GaloppOnline.de: Gibt es Überlegungen mit dem Ziel, die französischen und die deutschen Wettangebote anzugleichen?
Riko Luiking: Sicher gibt es die, aber man muss das Wettverhalten genau analysieren. So ist die Platz- und Zwillingswette in Frankreich eine hocherfolgreiche Wettofferte, bei uns läuft sie nicht. Dabei haben wir festgestellt, dass die deutschen Wetter an den PMU-Renntagen aber andererseits sehr viele Couple-Wetten spielen. Wir werden mit der PMU alles genau beobachten.
GaloppOnline.de: Es fällt auf, dass an PMU-Renntagen stets acht Rennen ausgetragen werden, an den „normalen“ Renntagen oft zehn Rennen. Hängt das mit einem Wunsch der PMU zusammen?
Riko Luiking: Ja, acht Rennen entsprechen genau dem Zeitfenster, das die Franzosen wünschen. Dass wir an den anderen Renntagen sogar zehn Rennen anbieten, ist auch als Dankeschön an die Besitzer, Trainer und Reiter anzusehen, dass wir keinen nach Hause schicken. Die finanziellen Möglichkeiten sind dank der PMU-Renntage nun vorhanden.
GaloppOnline.de: Wir sehen Sie die weitere Entwicklung und die Zusammenarbeit mit der PMU?
Riko Luiking: Wir können sehr optimistisch sein. Wie erwähnt, erfüllen wir alle Auflagen. In Frankreich ist im Winter das Angebot auch geringer, so dass man sich gern der Rennen in Deutschland bedient, und wichtig ist auch, dass unterm Strich der Umsatz stimmt. Aber auch für die Sommermonate bin ich optimistisch, dass wir an die nötigen Zahlen herankommen werden.
GaloppOnline.de: 2013 und zuvor wurden stets nur einzelne Rennen an einem Renntag in Frankreich übertragen und über die PMU bewettet. Nun sind es im Winter komplette Renntage mit acht Rennen. Wie wird dies in den Sommermonaten aussehen?
Riko Luiking: Mit France Galop wurde vereinbart, dass sie ab 2014, auch über die Wintersaison hinaus, ganze Renntage übernimmt. Natürlich gibt es auch unverändert Renntage, an denen nur einzelne Rennen von der PMU übertragen werden. Sie sind dann im Gesamtprogramm integriert.
GaloppOnline.de: Die reinen PMU-Renntage, die allesamt an Werktagen veranstaltet werden, werden mit wie vielen Rennen veranstaltet?
Riko Luiking: Mit acht Rennen. Auf keinen Fall mehr. Bis 2013 hatte man maximal sechs Rennen abgenommen.
GaloppOnline.de: Wann werden an diesen PMU-Renntagen die Veranstaltungen beginnen?
Riko Luiking: In der Regel am späten Nachmittag. Es ist vereinbart, dass das letzte Rennen aber spätestens um 20.55Uhr gelaufen sein muss.
GaloppOnline.de: Der französische Rennsport mit France Galop, PMU und Equidia ist das Erfolgsmodell in Europa. Der deutsche Rennsport sitzt mit im Boot, aktuell ziemlich fest. Ist eine weitere Expandierung geplant?
Riko Luiking: Mit der PMU auf jeden Fall. Wir möchten die Anzahl der Renntage weiter erhöhen. Aber wir sind natürlich auch an einer Zusammenarbeit mit anderen Rennsportländern interessiert. Auf Grund der günstigen Zeitschiene ist Südafrika ein sehr interessantes Rennsportland für uns. Wir stehen in ersten Gesprächen.