GaloppOnline.de: Gratulation zum Gruppe-Treffer mit Vanjura in Rom. Kann man sich eigentlich über solch einen Glanzritt mit der Klassestute eigentlich richtig freuen, wenn man weiß, dass es der letzte gewesen ist?
Alexander Pietsch: Vielen Dank. Es war schon ein komisches Gefühl, zumal ich nach dem Rennen nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte. Mit ihr verbinden mich meine größten Erfolge im Rennsattel, die ich nie vergessen werde. Wenn ein Pferd vier Gruppe II-Rennen gewinnt und zweimal Gruppe I-platziert läuft, dann ist das schon etwas ganz Besonderes, zumal ich als Reiter sie fünfzehnmal reiten durfte. Dafür bin ich vor allen Dingen Besitzer Matthias Barth und Trainer Roland Dzubasz sehr dankbar.
GaloppOnline.de: Schildern Sie doch noch einmal das Rennen in Rom bzw. was zeichnet die Stute besonders aus?
Alexander Pietsch: Ich reite jetzt seit 21 Jahren, sie war eben, um es auf einen Nenner zu bringen, die Beste, die ich in dieser langen Zeit reiten durfte. Eine unkomplizierte, bildhübsche Lady noch dazu, die sich im Rennen stets wie ein Auto fahren ließ. Neun Siege mit ihr und tolle Reisen, denke ich beispielsweise an Mailand, Istanbul und jetzt nach Rom. Ich hatte wirklich nicht zuletzt dank eines Führpferdes am vergangenen Sonntag ein unkompliziertes Rennen. Vanjura hat ihre finale Aufgabe mit der nötigen Gelassenheit gelöst, wie ich es von ihr kenne. Die Stute hat jedenfalls große Spuren bei mir hinterlassen, ob als Bild zuhause an der Wand und vor allen Dingen in meinem Herzen. Sie hat einen tollen Charakter, ein unkompliziertes Reisepferd, das anschließend in den Rennen immer sehr beständig alles abgerufen hat. Einfach großartig. Ich habe mir fest vorgenommen, die Stute während ihrer Zuchtkarriere hier und da zu besuchen, der Kontakt wird nie abreißen.
GaloppOnline.de: Es ist zweifellos auch ihr persönlich bestes Jahr im Rennsattel. Was sind die Gründe?
Alexander Pietsch: Vor allen Dingen an einem von Deutschlands Topquartieren arbeiten zu dürfen. Ich fühle mich bei Waldemar Hickst in Köln pudelwohl. Es klappt hervorragend, dass sieht man allein daran, dass ich bereits jetzt die Sieganzahl aus der vergangenen Saison überboten habe.
Aber auch die lange Zusammenarbeit mit Roland Dzubasz, der mir seit acht Jahren ebenso wie viele andere Trainer und Besitzer das Vertrauen schenkt, helfen mir natürlich sehr. Und nicht zuletzt der Wechsel ins Rheinland, den ich vielleicht schon viel früher hätte unternehmen müssen im Nachhinein, haben meiner Karriere nochmals einen Schub gegeben.
GaloppOnline.de: 2011 hat man Alexander Pietsch des öfteren jubeln sehen. Was bleibt Ihnen neben der großartigen Vanjura besonders in Erinnerung?
Alexander Pietsch: Von Tres Rock Danon im Silbernen Band der Ruhr über Fair Boss in Avenches im dortigen Grand Prix, oder auch Global Thrill jüngst in München bis hin zu Kasumi im Hannoveraner Listenrennen. Aber auch die Platzierungen mit Bound by Honour in Mijas, Dalarna, Dessau in der Winterkönigin, Auvano und Fair Boss in Gruppe-Prüfungen und Amelie Beat. Alles in allem ein sehr gutes Jahr für mich.
GaloppOnline.de: Champion Alexander Pietsch würde sich doch auch gut anhören, wie beurteilen Sie Ihre Chancen in den verbleibenden Rennen der Saison?
Alexander Pietsch: Ich hätte jedenfalls nichts dagegen und werde alles versuchen, wenn ich gesund bleibe. Ich denke, es wird bis zum Schluss spannend bleiben, das freut mich natürlich vor allen Dingen für die Zuschauer. Wir drei, Eddie, Filip und ich vertreten die gleiche Kategorie, überall hinzufahren, um alles zu gewinnen, was möglich ist. Es wird bis zuletzt offen bleiben.
Ich reite durch, auch auf Sand. Der Urlaub kann warten bis Januar, dann jedoch entscheidet meine Lebensgefährtin Caroline Fuchs wo es hingeht, sie hat überhaupt immer die größte Rücksicht nehmen müssen, also kann sie auch entscheiden, wo es dann hingeht.
GaloppOnline.de: Das heißt, es bleibt Ihnen mit dem wachsenden Erfolg auch weniger Zeit für private Dinge, sei es Fahrten auf dem Rennrad zu unternehmen?
Alexander Pietsch: Das kann man wohl sagen. Es dreht sich so gut wie alles in meinem Leben um den Rennsport, nicht zuletzt die sozialen Kontakte, wir sind halt alle eine große Familie.
GaloppOnline.de: Als nächste Renntage stehen Bremen und Dresden auf dem Programm, wo sie regelmäßig in den Sattel steigen werden. Wie sehen die einzelnen Chancen aus?
Alexander Pietsch: Je nachdem wo die Pferde laufen werden, sind das durch die Bank gute Ritte. So hat sich beispielsweise ein Cyperus zuletzt angekündigt, während Weißheit als frischer Sieger natürlich auch wieder Beachtung finden sollte. Das gilt nicht minder für Abrafax und nicht zu vergessen Auvano, der nach seinen Auftritten in Hoppegarten, als wir im Preis der deutschen Einheit Zweiter wurden oder zuletzt als Fünfter im Gruppe-Rennen in Düsseldorf. Im Frankfurter Höhepunkt rechne ich mir mit dem alten Herrn, der gut in Schuß ist, ebenso etwas aus wie mit der überfällig erscheinenden Titania aus dem Quartier von Uwe Stech.
GaloppOnline.de: Gibt es demnächst Auslandspläne?
Alexander Pietsch: Nein, ich konzentiere mich wie gesagt ganz auf das Championat, dann ist im Januar erst einmal ein Urlaub fällig, um dann wieder anzugreifen. Ich lebe und arbeite in Köln und bin bei Waldemar Hickst, einer Top-Adresse, bessere Möglichkeiten für ein hoffentlich erfolgreiches 2012 gibt es meiner Meinung nach nicht.