GaloppOnline.de: War 2005 die bisher beste Saison für Sie?
Alexander Pietsch: Nein, ich habe 2002 schon einmal 43 Sieger geritten, aber 2005 war natürlich nahe dran.
GaloppOnline.de: Was war für Sie das Highlight im letzten Jahr?
Alexander Pietsch: Die Renntage, an denen ich mehrere Rennen gewonnen habe, aber vor allem auch der Sieg im Stutenpreis in Krefeld mit Kitara. Ich hatte mir zu Beginn des Jahres vorgenommen, mit ihr Black Type zu holen, sie ist auch nicht ganz leicht zu reiten. Da war es natürlich toll, dass es dann zum Listensieg reichte.
GaloppOnline.de: Hatten Sie eine so gute Saison erwartet?
Alexander Pietsch: Ich hatte mir schon etwas ausgerechnet, da ich ja seit Anfang des letzten Jahres als Stalljockey bei Pavel Vovcenko bin, mit dem ich zuvor schon zwei Jahre lose zusammengearbeitet habe. Für einen Jockey ist es schon sehr wichtig, einen Stall im Rücken zu haben. Auch wenn manche Pferde gelegentlich von anderen Jockeys geritten werden, bleiben für mich genug hancen, zumal unser Stall auch oft an mehreren Orten gleichzeitig Starter hat.
GaloppOnline.de: Wieviele Pferde stehen aktuell im Stall, wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit ihrem Trainer?
Alexander Pietsch: Rund sechzig Pferde, Anfang Februar findet der Umzug von Achim auf die neue Trainingszentrale in Mahndorf statt. Pavel Vovcenko und ich kommen sehr gut miteinander aus, wir arbeiten gut zusammen, wie ich finde.
GaloppOnline.de: Haben Sie sich für die neue Saison ein bestimmtes Ziel gesetzt?
Alexander Pietsch: Natürlich möchte man auch gerne mal in die Top Ten kommen, wenn man so nah dran ist, aber planen kann man das nicht. Man setzt sich immer kleine Ziele, ich möchte 2006 gerne 50 Rennen gewinnen. Auch wäre es schön, mal wieder ein Grupperennen zu gewinnen, wie damals mit Up and Away. Ich hoffe, ich bekomme auch in solchen Rennen mal wieder Chancen.
GaloppOnline.de: Gibt es denn an ihrem Stall junge Pferde, die für so etwas in Frage kommen?
Alexander Pietsch: Es sind schon gute Pferde im Stall, aber genaues kann man da sicher noch nicht sagen.
GaloppOnline.de: Es war zu hören, dass Sie mit zwei Pferden Ihres Stalles, One little David und Kitara nach Dubai gehen.
Alexander Pietsch: Das steht noch nicht fest. Darüber muss ich mit dem Trainer noch reden. Es kann auch sein, dass ich hier weiter auf der Sandbahn reite.
GaloppOnline.de: Eine Pause machen Sie also vorerst nicht?
Alexander Pietsch: Nein, auf keinen Fall. Ausruhen kann ich mich, wenn ich fünfzig bin. Ich bin jetzt gerade aktuell, nehme die Sandbahnrennen natürlich mit. Das muss ein Jockey wie ich auch machen, ich kann nicht wie ein Spitzenjockey nur auf die große Saison warten.
GaloppOnline.de: Vor drei Jahren waren sie mit einer Verletzung länger außer Gefecht.
Alexander Pietsch: Ja, das war eine dumme Sache. Damals, als ich bei Stefan Wegner war, habe ich auch ein paar Hindernisrennen geritten. Ich sprang für einen anderen Jockey in Baden-Baden in einem Jagdrennen auf der Stute Angiola aus dem Stall Steintor ein. Bei einem Sturz brach ich mir die Schulter, das Pferd musste getötet werden. Ich fiel lange aus.
GaloppOnline.de: Haben Sie dennoch noch Interesse an Hindernisrennen?
Alexander Pietsch: Es reizt mich schon, aber die Vernunft ist stärker. Für einen Hindernisjockey sind die Verdienstmöglichkeiten hierzulande auch einfach nicht gut genug. Was nützt es mir, wenn ich Hindernisrennen reite und mich dann verletze, und dann wieder eineinhalb Jahre ausfalle. Ich kann einfach noch zu leichte Gewichte reiten, als dass das für mich in Frage kommt.
GaloppOnline.de: Wie organisieren Sie sich Ihre Ritte, kümmern Sie sich selbst darum, oder haben sie einen Agenten?
Alexander Pietsch: Ich war damals einer der ersten, die mit Jens Hirschberger zusammengearbeitet haben. Das war für mich ein großer Vorteil, weil ich durch meinen zweiten Beruf auch nicht immer die Zeit hatte, mich um alles selbst zu kümmern. Seit einem Jahr organisiere ich meine Ritte aber wieder selber, denn ich habe zuletzt keinen Vorteil mehr für mich gesehen, da es mittlerweile auch recht viele Jockeys waren, die er gemanagt hat.
GaloppOnline.de: Was ist Ihr zweiter Beruf?
Alexander Pietsch: Ich bin Reifenhändler, betreibe gemeinsam mit einem Freund ein Geschäft in Bremen. Morgens gehe ich reiten, von Mittag bis abends bin ich dann im Geschäft.