Mit Peter Werler

Bei einem Neujahrsempfang vor wenigen Tagen sprach Peter Werler drastische Worte. „Auch ohne den Internationalen Club können hier Rennen stattfinden“, sagte der Iffezheimer Bürgermeister angesichts der angespannten Situation des Rennveranstalters. GaloppOnline.de sprach mit dem Politiker.

GaloppOnline.de: Dem Int. Club droht die Insolvenz. Wäre das gleichbedeutend mit dem Aus der Rennen in Iffezheim?

Peter Werler: Im Augenblick ist von einer Insolvenz des Internationalen Clubs noch nicht auszugehen. Ich denke, dass eine solche vermieden werden kann. Sollte sie unumgänglich werden bedeutet das dennoch noch lange nicht das Ende der Rennen in Iffezheim.

GaloppOnline.de: Angeblich steht der Club mit 800.000 Euro bei der Gemeinde Iffezheim in der Kreide. Werden Sie auf diese Forderung verzichten oder wie wollen Sie an dieses Geld kommen?

Peter Werler: Im Rahmen des letzten Restrukturierungskonzeptes des Internationalen Clubs hat die Gemeinde auf Pachten verzichtet bzw. teilweise gestundet. Der aktuelle Zahlungsrückstand beläuft sich aber nicht in der von Ihnen genannten Höhe. Sofern es zu einem freiwilligen Verzicht von Forderungen der Gläubiger kommt ist daran dann auch die Gemeinde beteiligt.

GaloppOnline.de: Sie haben beim Neujahrsempfang der Gemeinde gesagt, es gäbe auch andere Möglichkeiten, weiter in Iffezheim Galopprennen zu betreiben. Wie sehen diese aus?

Peter Werler: Eine evtl. Insolvenz des Internationalen Clubs bedeutet nicht zwangsläufig das Ende des Galopprennsports in Iffezheim. Diese Veranstaltungen sind ein wichtiges Aushängeschild, ein besonderes Kulturgut und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die gesamte Region und das Land Baden-Württemberg. Alle Verantwortlichen wissen das. Insofern haben wir hier alle selbstverständlich ein großes Interesse an einer Fortführung.

Sollte der Internationale Club nicht mehr Veranstalter sein können, müsste deshalb nach anderen Möglichkeiten gesucht werden. Das ist sicherlich nicht einfach, aber dabei ist die Gründung eines neuen Rennvereins ebenso denkbar wie die Fortführung durch einen schon bestehenden Verein.

GaloppOnline.de: Ist an den Gerüchten etwas dran, dass russische Geldgeber einsteigen wollen? Welche potenziellen Partner gibt es?

Peter Werler: Von einem russischen Geldgeber weiß ich nichts, ebenso wenig von anderen potentiellen Partnern.

GaloppOnline.de: Allein der Bau der Benazet-Tribüne verschlimmerte den Schuldenstand des Clubs enorm. Würden Sie einem solchen Bau erneut zustimmen?

Peter Werler: Der Bau der Bénazet-Tribüne ist für die derzeitige finanzielle Situation des Internationalen Clubs nicht ursächlich, sie war als Infrastruktureinrichtung zum Ausbau des Rennplatzes notwendig. Der Nutzen aus dieser Tribüne ist deutlich höher als die eingegangenen Verbindlichkeiten. Möglicherweise wäre ohne die Bénazet-Tribüne der Internationale Club schon zu einem früheren Zeitpunkt ins Trudeln geraten. Durch den in dieser Dimension nicht zu erwartenden Umsatzrückgang kann jetzt der Schuldendienst nicht mehr gänzlich bedient werden.

GaloppOnline.de: In Iffezheim interessiert sich ein Gros der Bevölkerung für die Pferderennen. Wie sind die Reaktionen aus diesem Umfeld auf die aktuelle Lage?

Peter Werler: Wir hier in Iffezheim leben jetzt seit 150 Jahren mit den Pferderennen, das ist „unsere“ Rennbahn. Nahezu alle identifizieren sich mit den Rennen und unser Rhythmus hat sich auf diese Veranstaltungen eingestellt. Ein Großteil dessen, was die immer wieder beschriebene besondere Atmosphäre auf unserem Rennplatz ausmacht, hängt mit unserem Engagement und unserem Herzblut zusammen, und mit unserer Mentalität. Das muss aufrecht erhalten bleiben bzw. wiederhergestellt werden.

GaloppOnline.de: Der Turf in Deutschland befindet sich in einer tiefen Krise, die Umsätze rauschen immer weiter in den Keller. Wie kann Iffezheim für sich einen Weg aus diesem Tal finden und die Einnahmenseite der Rennen verbessern?

Peter Werler: Leider sind in den letzten Jahren die Wettumsätze in der Tat eingebrochen. Man hat es bedauerlicherweise versäumt, rechtzeitig oder überhaupt Weichen zu stellen, damit man beispielsweise nicht über das Internet Wetten platzieren kann, von denen die Rennvereine als Veranstalter des Produktes keinen Anteil bekommen.

Das ist ein unhaltbarer Zustand. Andererseits schließen die Rennsportveranstaltungen an sich bei uns immer noch positiv ab und der Zuschauerzuspruch ist nach wie vor gut. Wir müssen durch gutes Marketing und Management dafür sorgen, dass die Menschen weiterhin zu uns kommen. Es gibt sicher noch Potential, Verbesserungen durch Umstellungen in der Organisation zu erreichen. Auch auf der Ausgabenseite muss genau hingesehen werden, da gibt es sicher die eine oder andere Einsparmöglichkeit.

GaloppOnline.de: Iffezheim als Top-Bahn in Deutschland und gleichzeitiger Schauplatz der wichtigsten Auktionen und große Trainingszentrale hat eine immense Bedeutung für den deutschen Rennsport. Was würde ein Wegbrechen der Rennen hier bedeuten? Können Sie sich so etwas überhaupt vorstellen?

Peter Werler: Iffezheim ohne Galopprennen ist undenkbar. Für den Galopprennsport in Deutschland wäre der Wegfall der Rennen der Untergang.

GaloppOnline.de: Wäre es nicht sinnvoll, sich der PMU als erfolgreichem Wettanbieter in Frankreich anzuschließen?

Peter Werler: Eine Kooperation mit der PMU wäre sicher eine Option. Ich könnte mir gut vorstellen, dass auch von dortiger Seite an unseren Rennen, unmittelbar in der Nähe zu Frankreich, Interesse besteht. Wir sind auch in Frankreich ein bedeutender Austragungsort.

GaloppOnline.de: Iffezheim soll am Bau eines Hotels auf dem Rennbahngelände interessiert sein. Wie ist der Stand der Dinge?

Peter Werler: Wir haben den möglichen Bau eines Hotels in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bénazet-Tribüne zunächst einmal planungsrechtlich auf den Weg gebracht, um bei Interesse eines Investors rechtzeitig reagieren zu können. Ein Hotel wäre insbesondere auch für eine Drittvermarktung des Geländes sicher von Vorteil.

GaloppOnline.de: Ihr Fazit: Sind 2009 Rennen in Iffezheim? Falls ja, werden die drei Meetings komplett durchgeführt?

Peter Werler: Ich gehe ganz sicher davon aus, dass es 2009 unsere Meetings wie bisher geben wird.

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