Mit Peter Rau

GaloppOnline.de: Sie haben vor dem Gerling-Preis gesagt, dass Saddex noch nicht auf einhundert Prozent sei. Wie waren Ihre Erwartungen vor dem Saisondebut des Hengstes?

Peter Rau: Saddex war von meinen drei Startern der stärkste. Torsten Mundry hatte sich ja ach für ihn entschieden, bevor er sich verletzt hat. Saddex ist ein großes, schweres Pferd. Die letzten Arbeiten hatten ihn weitergebracht. Die Winter-Vorbereitung war sehr gut. Wir konnten fast immer durcharbeiten, im Gegensatz zum Vorjahr. Das hat sich positiv ausgewirkt.

GaloppOnline.de: Plötzlich mussten Sie nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Stalljockey Torsten Mundry einen neuen Reiter suchen. Wie kamen Sie auf Eduardo Pedroza?

Peter Rau: Er hatte Saddex ja schon im vergangenen Jahr in Baden-Baden geritten. Da war es naheliegend, ihn wieder zu engagieren. Eduardo Pedroza hat seine Sache sehr gut gemacht und das Glück des Tüchtigen gehabt, dass die Lücke im entscheidenden Moment aufging.

GaloppOnline.de: Haben Sie Angst gehabt, Saddex könnte im Einlauf an der Innenseite keinen Platz finden? Wie hatte sich das Pferd von drei- auf vierjährig weiterentwickelt?

Peter Rau: Bei der Dramatik im Endkampf und der Tatsache, drei Pferde im Rennen zu haben, registriert man das im Moment gar nicht so. Das spielt sich vielleicht im Unterbewusstsein ab. Donaldson hielt vorne lange stand, sah kurz wie der Sieger aus. Dann ging mein Blick zu Saddex. Einen Moment konnte er sich nicht entfalten, und außen galoppierte La Dancia.

Der Hengst zeigte die entsprechende Reaktion. Als er innen durchschoss, habe ich an einen Erfolg geglaubt. Das Pferd ist reifer geworden. Dreijährig war er von seinem Körperbau und Kopf noch nicht voll ausgereift.Jetzt ist er erwachsen geworden.Ich habe im Vorjahr gesagt, er wird erst vier- oder fünfjährig sein wahres Gesicht zeigen. Als Jährling und Zweijähriger war er ein ziemlich grobes, rohes Pferd, das mit der Zeit erst den Feinschliff bekommen musste.

GaloppOnline.de: Wird er als nächstes in den Großen Mercedes Benz-Preis nach Iffezheim gehen oder haben Sie andere Pläne?

Peter Rau: Das ist noch offen. Wir haben mehrere Optionen. Ein Gruppe II-Rennen in Frankreich kommt ebenfalls in Frage. Er hat das Rennen gut weggesteckt. Wir wollen Saddex auch nicht zu oft anspannen. Im Herbst wäre Hong Kong eine Möglichkeit. Und dorthin kann man nur mit einem Pferd gehen, das nicht zu hart angepackt wurde.

GaloppOnline.de: Mit Donaldson und La Dancia hatten Sie noch zwei weitere Starter im Gerling-Preis. Wie fällt Ihr Fazit zu den Vorstellungen der beiden Pferde aus, und wo wird man sie nun sehen?

Peter Rau: Alle Pferde sind brav gelaufen. La Dancia hat sich zum ersten Mal gegen die Hengste versucht. Sie trug fünf Kilo weniger Gewicht, was auch ein Grund dafür war, sie in Köln aufzubieten. Nach Trainingseindrücken hätte ich ihr sogar einen Geldplatz zugetraut. Ein Fragezeichen war auch die Distanz von 2400 Metern. Es war die weiteste Strecke, die die Stute je zurücklegen musste.

Sie kam sehr gut aus dem Rennen, wurde auch nicht zu hart angefasst. Wir wollen mit ihr nun nach Frankreich gehen. Am 30. Mai steht in Saint-Cloud der Prix Corrida über 2100 Meter auf dem Programm. Donaldson hat wieder zu seiner guten Form aus Düsseldorf zurückgefunden.

Er hat in der Vergangenheit immer sehr mit sich selbst gekämpft. Vielleicht kam der Start im Spätjahr in Rom zu früh nach der Kastration. Diesmal konnten wir ihn normal satteln, er war nicht mehr hengstig. Wie bei den anderen Pferden besitzt er eine Option für Baden-Baden, könnte aber auch am 20. Mai den Premio Carlo d´Alessio, ein Gruppe III-Rennen in Rom, bestreiten.

GaloppOnline.de: Wann und weshalb ist die Entscheidung gefallen, mit Egerton in den Prix Ganay zu gehen? Hat er sich nach dem Kölner Erfolg noch weiter verbessert?

Peter Rau: Die Entscheidung haben wir früh getroffen, da er in Köln sehr überzeugt hat. Man hat ihm das Rennen nicht angemerkt. Das Pferd fühlt sich wohl, da muss man solch einen Start einfach probieren. Natürlich ist es ein Griff nach den Sternen. Aber wenn man das nicht jetzt versucht, wann dann? Das Ergebnis wird auch eine Elle für seinen weiteren Werdegang sein. Christophe-Patrice Lemaire wird Egerton reiten. Wenn er seine Form weiterhin zur Verfügung hat, könnte im Herbst erneut Asien auf seinem Programm stehen.

GaloppOnline.de: Mit den 1000 Guineas, dem Frankfurter Gruppe-Rennen, dem Derby-Trial in Mülheim stehen große Highlights auch in Deutschland bevor? Was sind Ihre Ambitionen?

Peter Rau: In Frankfurt und Mülheim werden wir in den Hauptrennen keinen Starter haben. Mit First Storm ziehe ich ein Rennen in Bremen der Prüfung in Mülheim vor. Chantra geht als Mitfavoritin in die 1000 Guineas. Für mich ist aber Mi Emma die Favoritin, ihr Sieg hat mich beeindruckt. Ich schätze aber schon, dass Chantra zu den Endkampfkandidatinnen gehören wird. Denn sie hat ihre Aufgabe zuletzt sehr leicht gelöst und macht weiterhin einen sehr guten Eindruck. Adrie de Vries wird die Stute in Düsseldorf reiten.

GaloppOnline.de: Waren Sie schon einmal so gut gerüstet für große Rennen wie in dieser Saison?

Peter Rau: Natürlich war Lavirco ein Ausnahmepferd. Aber von der Anzahl der guten Pferde sieht es schon sehr gut aus. Man darf nicht vergessen, dass zwei so gute Stuten wie Sexy Lady, bei der wir noch schauen, wo wir beginnen, und Amateis, die in einem Listenrennen in Hannover in die Saison startet, noch gar nicht gelaufen sind.

GaloppOnline.de: Wie lange wird Torsten Mundry noch fehlen? Wie lässt sich ein solcher Ausfall kompensieren?

Peter Rau: Wir sind ein eingespieltes Ream, haben mit Andre Best und Marc Timpelan gute Jockeys zur Verfügung. In den großen Rennen werden wir von Fall zu Fall entscheiden. Ich schätze, dass Torsten in zwei Wochen vielleicht wieder mit dem Training anfangen kann, dann mkuss man weitersehen. Er wird am Sonntag Egerton nach Paris begleiten. Da er das Pferd bestens kennt, kann er den Jockey für mich sehr gut instruieren, während ich in Düsseldorf bin.

GaloppOnline.de: Wer sind Ihre Derby-Kandidaten für 2007?

Peter Rau: Natürlich hoffen wir noch, aber ich sehe zur Zeit noch kein Pferd für Hamburg. Es drängt sich noch keiner auf, aber dann kann ja auch einmal schnell gehen.

GaloppOnline.de: Wie sind Sie bei den Zweijährigen gerüstet?

Peter Rau: 25 bis 26 Zweijährige haben wir im Stall. Ich denke, dass fünf oder sechs in diesem Jahr schon die Bahn sehen werden, aber der große Teil wird wohl erst dreijährig auf Touren kommen. Darauf deutet auch die Abstammung der Pferde.

GaloppOnline.de: Ist Warendorf für Sie das Optimum, was die Trainingsbedingungen anbetrifft?

Peter Rau: Wenn man Erfolg hat, ist überall das Optimum gegeben. Ich war 31 Jahre in Herzebrock, gut zwölf Jahre in Ravensberg und bin jetzt mit Warendorf an meinem dritten Ort. Mir hat es an allen Stellen gefallen. Wir sind für uns allein, haben Waldwege. Die Pferde können aus den Boxen herausschauen. Das ist schon alles sehr gut hier.

GaloppOnline.de: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Peter Rau: Ich jogge fast täglich, fünfmal in der Woche jeweils fünf Kilometer. Ein. bis zweimal spiele ich Tennos, war früher in einer Mannschaft recht erfolgreich. Den Kontakt zu meinen alten Bekannten und Sportskameraden außerhalb vom Galopprennsport halte ich sehr gerne. Das gibt mir viel.

GaloppOnline.de: Wie lange wollen Sie noch als Trainer arbeiten?

Peter Rau: Es ist ja kein Geheimnis, dass Torsten Mundry mich eines Tages ablösen wird. Er ist schon so lange bei mir, wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis. Ich habe aber schon noch einige Ziele, die ich gerne erreichen möchte. Sollte das nicht klappen, geht davon die Welt aber auch nicht unter. Unser ganzes Team arbeitet schon jahrelang zusammen.

Letztlich gibt der Trainer als Vordenker nur die Anweisungen, und die anderen müssen diese umsetzen. Michael Schumacher beispielsweise hat zwei seine Rennen gewonnen, das wäre ohne dreißig Leute in seinem Umfeld aber gar nicht möglich gewesen. Auch wir arbeiten in einem Teamsport. Langfristig plane ich nicht mehr, ein Zeitpunkt des Wechsels steht noch nicht fest. Fest steht aber, dass es einen Trainer Peter Rau mit siebzig Jahren nicht mehr geben wird.

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