Mit Pavel Vovcenko

GaloppOnline.de: Zwei Gruppe-Siege mit Olaso hintereinander in 2004. Haben Sie damit gerechnet?

Vovcenko: Überrascht bin ich eigentlich nicht. Allerdings ist jedes Gruppe-Rennen schwer zu gewinnen. Olaso ist jetzt ausgereift, gesund und ein sehr geschontes Pferd. Im vergangenen Jahr hat er nur wenige Starts absolviert, und die Konkurrenz wird immer weniger. In Bremen war die Distanz normalerweise zu kurz, aber er hat die Klasse über 2400 Meter genauso wie über 2800 Meter. Vorher war er immer etwas träge gewesen, deshalb haben wir es in erster Linie auf weiten Wegen versucht. In Köln ging er gleich gut mit, war sofort zur Stalle, als Andrasch ihn kurz angefasst hat. Nach dem Rennen war er natürlich zunächst sehr müde, aber völlig gesund. Es war ja auch kein Spaziergang.

GaloppOnline.de: Wie geht es mit ihm weiter? Wird er im Betty Barclay-Rennen laufen oder disponieren Sie um?

Vovcenko: In Frage kommen das Betty Barclay-Rennen oder der Mercedes Benz-Preis über 2200 Meter. Er hat für dieses Rennen aber keine Nennung, müsste nachgenannt werden. Mal sehen, was wir da machen. Er hat auch eine Nennung für das Gruppe I-Rennen in Düsseldorf bekommen und wird genannt für den großen Bugatti-Preis. Im Herbst könnten wir dann mit ihm auch ins Ausland gehen, aber das möchte ich noch mit dem Besitzer abstimmen. Herr Gerdes und ich sprechen alles untereinander ab.

GaloppOnline.de: In Bremen saß Oscar Urbina auf Olaso, in Köln Andrasch Starke. Wer wird ihn bei den nächsten Auftritten steuern?

Vovcenko: Wenn alles klappt und er frei ist, wird Andrasch Starke wieder reiten. Die Frage ist halt, ob wir ihn bekommen. Ansonsten versuchen wir, Oscar Urbina zu engagieren. Wir waren mit seinem Ritt in Bremen ebenfalls zufrieden. Natürlich ist Andrasch als Jockey-Champion der richtige Mann. Wenn man einen Jockey aus England verpflichten würde, ist das ja auch ein hoher Kostenfaktor.

GaloppOnline.de: Wie schnell vollzog sich denn die Entwicklung von Olaso?

Vovcenko: Er galt bei Hans-Jürgen Gröschel schon als Derby-Hoffnung. In einem wichtigen Vorbereitungsrennen konnte er allerdings nicht laufen, da er sich eine Fesselverletzung zugezogen hatte. Herr Gerdes hatte schon ein paar Pferde bei mir, hat mir dann auch Olaso überstellt. Er hat das Auktionsrennen in Hannover gewonnen, erwischte in Baden-Baden im Preis der Jährlingsauktionen einen etwas unglücklichen Rennverlauf und wurde unter Höchstgewicht Dritter.

Damals kam er gerade auf einer Bahn wie Iffezheim mit der relativ kurzen Geraden etwas spät in Schwung. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. 2003 gewann Olaso das Betty Barclay-Rennen. Bei seinem Start in Mailand war der Boden sehr fest, doch noch viel schlimmer war, dass er an den beiden Tagen vor dem Rennen sehr unter der Hitze von vierzig Grad litt. Und dort waren so viele Mücken, was ich noch nie zuvor so erlebt hatte. Wir haben ihn mit Insektenspray eingesprüht, aber der Hengst war fix und fertig nach diesem Trip.“

GaloppOnline.de: Ein weiteres erstaunliches Pferd aus Ihrem Stall ist Expensive Dream, der nur so durch die Handicaps marschiert. Haben Sie ihm das zugetraut?

Vovcenko: Ich habe schon vor dem ersten Start für mich gesagt, dass er wie ein Gruppe-Pferd aussieht. Das hat er bei jedem Start bestätigt. Vorher war er unter der Regie von Christian von der Recke schon dreimal gelaufen, er hatte dann einen Chip. In der Klinik wurde dieser entfernt. Er kam noch einmal auf die Koppel. Jetzt ist er ebenfalls richtig ausgereift, hat noch nichts falsch gemacht. Einmal war er knapp geschlagener Zweiter, da er zehn Längen hinter dem Feld absprang, sich in der Maschine hingesetzt hatte.

Er ist vor dem Start immer etwas unruhig, darf nicht zu lange in der Box stehen. Deshalb beantrage ich auch stets die Außenbox. Er startet jetzt noch einmal im Ausgleich I über 2400 Meter in Baden-Baden. Dann müssen wir weitersehen. Vielleicht gehen wir in ein Listenrennen oder ein Gruppe III-Rennen. Ich bin bei meinem Pferden immer ein wenig zu optimistisch. Extremen Boden wollen wir mit ihm vermeiden, das ist nicht gut für seine Beine. Sonst spielen die Bodenverhältnisse keine Rolle. Er ist absolut einfach zu reiten, fährt sich wie ein Auto.

GaloppOnline.de: Die Stute Kalifornia Blue ist eine weitere Hoffnungsträgerin. Wie zufrieden waren sie mit Ihrer Vorstellung in den italienischen Guineas?

Vovcenko: Kalifornia Blue braucht festen Boden, dann bringt sie ihre besten Leistungen. Es hatte leider die ganze Woche über in Rom geregnet, der Boden war tief. Auf den 1600 Metern hatte die Stute Startnummer sechzehn bei neunzehn Pferden. Sie war am Ende Siebte und nicht weit geschlagen. Auf jeden Fall kann sie mehr. Wir peilen mit ihr wahrscheinlich wieder ein Condizionata in Mailand an. In Deutschland stört mich das Problem mit dem langen Nennungsschluss. Das ist im Ausland oft besser.

GaloppOnline.de: Haben Sie als Ex-Hindernisjockey neben dem guten Artifax weitere Kandidaten für dieses Metier im Blick?

Vovcenko: Einige Pferde sind eingesprungen. Die Saison hat ja jetzt erst so richtig begonnen. Leider hatten wir viel Pech mit Old Trafford. Er ist in Mannheim gefallen, hat sich verletzt und musste eingeschläfert werden. Dorngräfin, Ajesha und einige andere kommen für den Hindernissport in Frage.

GaloppOnline.de: Vor zwei Jahren hatten Sie gerade einmal 16 Pferde im Stall. Wieviele Pferde betreuen Sie derzeit?

Vovcenko: 55, mit einer Zahl zwischen 50 und 60 bin ich happy.

GaloppOnline.de: Sie trainieren in Achim bei Bremen. Ist ein Wechsel nach Mahndorf geplant?

Vovcenko: Mein Stall befindet sich zwei Kilometer von der neuen Trainingszentrale entfernt. Ich will dort hin, vermisse allerdings die Ruhe. Wir haben hier keinen Stress. Ich kann machen, was ich will. Wir haben eine Riesenweide, hier war früher das Gestüt Hof Weserhof. Die Fläche ist 60 Hektar groß. Die Pferde wollen auch mal raus, sind zum Beispiel sonntags den ganzen Tag auf der Koppel. Ich denke, dass auch dies einen großen Teil unseres Erfolges ausmacht. Olaso kann man nicht nur in seiner Box lassen. Wenn er nicht so oft an die Luft könnte, wäre er sicher nicht zum Gruppe-Sieger geworden. Der Wechsel nach Mahndorf ist für November/Dezember geplant.

GaloppOnline.de: Wie wichtig sind für Sie Auslands-Gastspiele?

Vovcenko: Man muss ins Ausland gehen. Es ist wichtig, dort zu starten, wo es gutes Geld zu verdienen gibt. Ich brauche mit meinen Pferden nicht nur in Bremen oder Hannover zu laufen. Gerade im Hindernisbereich ist das extrem. Man denke nur an Eisenherz. Sein Rennen in Bremen war mit 12000 Euro dotiert, das ist doch fast eine Schande. Und in Baden-Baden im Hindernissport zu gewinnen ist sehr schwer und es gibt wenig Geld.

GaloppOnline.de: Haben Sie solch einen persönlichen Aufschwung als Trainer für möglich gehalten?

Vovcenko: Ich habe mir das so gewünscht, aber auf keinen Fall erhofft. Ich bekomme von meinen Besitzern eine riesige Unterstützung. Es freut mich ganz besonders, dass Herr Gerdes als mein erster Besitzer solch einen großen Erfolg hat. Wir setzen uns keine Ziele, wollen nur gut arbeiten. In diesem Sport kann man nichts planen.

GaloppOnline.de: Werden Sie einen Stalljockey verpflichten?

Vovcenko: Momentan nicht. Die erstklassigen Jockeys bekomme ich nicht unter Vertrag, kann einen Stalljockey auch nicht bezahlen. Und die anderen bekomme ich auch so. Für mich ist es viel wichtiger, gute Arbeitsreiter zu haben. Und wenn man ein Pferd gut vorbereitet hat, bekommt man immer einen guten Jockey.

GaloppOnline.de: Wo steht Pavel Vovcenko im Jahr 2010?

Vovcenko: Das vermag ich nicht zu sagen. Ich bin ja kein Hellseher.

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