GaloppOnline.de: Gratulation zum Sieg mit Walero, Ihrem bislang größten Erfolg. Zu welchem Zeitpunkt des Rennens haben sie geglaubt, dass Sie gewinnen würden?
P. J. Werning: Erst beim Zurückcantern, als ich ich zur Leinwand schaute, und Walero und ich zu sehen waren.
GaloppOnline.de: Es war erst Ihr dritter Ritt in einem Grupperennen. Waren Sie vor dem Rennen sehr nervös?
P. J. Werning: Ich war sehr gut vorbereitet, konzentriert, mir meiner Chance bewusst. Meine Mannschaft und Familie standen hinter mir.
GaloppOnline.de: Im Endkampf ging es ja dann nicht gegen irgendwen, sondern ausgerechnet gegen Andrasch Starke, den deutschen Topjockey. Hat man so etwas im Finish im Hinterkopf?
P. J. Werning: Dabei nicht, erst nach dem Ziel wurde es mir bewusst; es war ein Riesen-Fight, und ich hoffe nicht unser letzter.
GaloppOnline.de: Haben Sie am Sonntag nach dem Rennen noch richtig gefeiert?
P. J. Werning: Mit dem Besitzer und einigen seiner Freunde und Familie. Wir mussten um 23 Uhr dann aber noch die zwei Jährlinge verladen, die mein Vater auf der Auktion gekauft hat und waren um 3 Uhr in der Früh endlich zu Hause.
GaloppOnline.de: Was zeichnet Walero Ihrer Meinung nach aus? Er ist doch nun sicher Ihr absolutes Lieblingspferd.
P. J. Werning: Walero zeichnet Kampfkraft und Siegeswillen aus, er legte nach dem Ziel sogar noch die Ohren an und hätte auch keinen mehr vorbei gelassen. Zur zweiten Frage: Sechs Ritte, fünf Siege, das sagt ja alles aus.
GaloppOnline.de: Was trauen Sie Walero in der kommenden Saison zu?
P. J. Werning: Er wird zeigen, dass er zur Spitze der 1200-1600 Meter-Pferde in Deutschland zählt.
GaloppOnline.de: Gehen Sie davon aus, dass Sie ihn auch in der Saison 2010 reiten werden? Eventuell stehen dann ja auch Auslandstarts für den Hengst an.
P. J. Werning: Ich hoffe doch. Der Besitzer hat immer an uns beide geglaubt, und nun konnten wir ihm auch einen Teil zurück geben. Wie es weitergeht, liegt außerhalb meiner Zuständigkeit.
GaloppOnline.de: Bei der Siegerehrung war ja richtig Stimmung. Und dann haben Sie Ihrer Freundin auch noch einen Heiratsantrag gemacht. War das so geplant, oder eher spontan?
P. J. Werning: Die Stimmung war gigantisch, denn an diesem Tag, in diesem Rennen siegte der ganze Rennsport, vom normalen Stallpersonal bis zum höchsten Funktionär. Es war ein Sieg für jeden, der mir in meinem Leben begegnete und sich durch dieses Ereignis gerührt fühlte. Der Heiratsantrag, der kam so spontan, dass ich selber von mir verblüfft war.
GaloppOnline.de: Hat Ihre Freundin denn „Ja“ gesagt?
P. J. Werning: Und wie! Sie fand kaum noch Worte, ich ebenfalls nicht.
GaloppOnline.de: In einem früheren Interview haben Sie gesagt, dass es ihr größter Wunsch sei, dass einmal für Sie die Nationalhymne gespielt wird. Das ist am Sonntag passiert. Was haben Sie sich jetzt für neue Ziele gesetzt?
P. J. Werning: Und ich kann sagen, das war es wert, jeden Tag erneut sich den Pferden, Menschen, Höhen und Tiefen seines Lebens zu stellen. Denn unser Sport ist nicht olympisch, und so gab es nur eine Chance: Einmal ein Grupperennen gewinnen! Neues Ziel gleich altes Ziel: Dieses tolle Gefühl wieder zu erfahren, vielleicht dann sogar schon verheiratet.
GaloppOnline.de: Was ging Ihnen bei der Siegerehrung durch den Kopf?
P. J. Werning: Für so einen Moment lebe ich!
GaloppOnline.de: Wie wichtig war der Sieg für Sie persönlich für Ihre Jockey-Karriere? Glauben Sie, dass Sie jetzt häufiger die Chance bekommen, in besseren Rennen zu reiten?
P. J. Werning: Ich habe gezeigt, dass ich es schaffen kann, obwohl mit mir nicht mehr viele gerechnet haben. Der Dank gilt in erster Linie dem Besitzer und dem Pferd, ohne die dieser Traum für mich an diesem Tage nie in Erfüllung gegangen wäre. Ich werde weiter an mir arbeiten und versuchen, konstanter zu werden.
Die Unterstützung meiner Person durch die vielen kleineren Trainer, die immer an mich glaubten und mich stützten, werde ich hoffentlich nie verlieren. Egal ob in Meissenheim, Hooksiel, Dresden, Dortmund oder Baden-Baden, Chancen muss man sich erarbeiten und niemals vergessen woher man kommt.
GaloppOnline.de: Nachdem das Jahr 2008 mit 31 Siegen das bislang beste für Sie war, lief diese Saison etwas schleppend an. Hatten Sie auch mal überlegt vielleicht an einen anderen Stall zu wechseln, nachdem die Chancen für Sie am Ostmann-Stall in den letzten Monaten weniger wurden und mit Rene Piechulek in diesem Jahr auch noch ein anderer Jockey am Stall ist?
P. J. Werning: Wechsel? Kein Kommentar. Nur der Dank an den Futtermeister des Ostmann-Stalles, der mir über vieles die Augen öffnete.
GaloppOnline.de: Ihr Vater ist Trainer in Dortmund. Werden Sie Ihn einmal beerben? Wie ist der Stand der Dinge in Ihrer Trainerausbildung?
P. J. Werning: Ich will noch vieles am Stall von Trainer Ostmann erlernen, nehme vieles an und will später ein Trainer werden, der es vermag, Zweijährige (und auch Ältere) als Sieger zu präsentieren. Aber auch durch die Kunst meines von mir hochgeschätzten Vaters und den mir anerlernten Fähigkeiten, Rekonvaleszenten gleichzeitig zu trainieren und als Sieger herauszubringen. Sie sehen also mein neues Ziel.
Der Trainerlehrgang beginnt in dieser Woche und geht bis Mitte November. Im Dezember stehen dann noch Prüfungen an. Ich hoffe, dass ich dann – wann auch immer – zeigen kann, ob ich diese Kombination schaffen kann.