GaloppOnline.de: Hatten Sie solch einen fulminanten Start in den Winter erwartet?
Hirschberger: Damit habe ich nicht direkt gerechnet. Wir hatten die selbe Anzahl an Startern wie in den vergangenen Jahren, das sind sechs bis acht Pferde für die Winterbahnen.
GaloppOnline.de: Seit Jahren agieren Sie auf Sand ausgesprochen erfolgreich. Wie kommt das?
Hirschberger: Ich mache das jetzt bestimmt schon zwölf Jahre. Es boten sich immer Pferde an, und dann kamen neue Besitzer hinzu, die auch gerne mit ihren Pferden auf die Sandbahn gehen wollten. So wurde das Interesse größer.
GaloppOnline.de: Wie lange sind Sie denn unterwegs bis nach Neuss oder Dortmund?
Hirschberger: Mit dem Transporter zwischen sechs und acht Stunden. Ein Kollege von Ihnen hat kürzlich ausgerechnet, dass es rund 200.000 Kilometer im Jahr sind. Wenn wir am Samstag und Sonntag Starter haben, übernachten wir zumeist in Wuppertal in einem prieswerten Hotel.
Die Pferde bleiben dann an einem Platz, entweder in Neuss oder Dortmund und werden von dort zur jeweiligen Bahn gebracht. Meine Frau ist zwar auf diesen Touren nicht dabei, aber einige meiner Besitzer fahren segr gerne mit. Ich denke da insbesondere an Frau Lindemeyer vom Stall Sonnenschein und Herrn Funke, den Präsidenten aus Leipzig.
GaloppOnline.de: Ein besonderer Leistungsträger ist Blueberry Forest. Wie ist der Plan mit ihm? In Deutschland kann er ja in den Altersgewichtsrennen wenig Geld verdienen. Fahren Sie mit ihm ins Ausland?
Hirschberger: Der Oktober bis März ist seine Zeit, das merkt man auch im Training. Er wird jetzt noch in zwei kleineren Rennen antreten und sich damit den letzten Schliff für den Sandbahn Grand Prix holen. Natürlich ist es ein Problem, dass es so wenig Geld hierzulande gibt. Aber als wir mit ihm in Cagnes waren, hatte er bei einem großen Feld die äußere Startbox. Es ging gleich um die Kurve, da fand er nie ins Rennen. Außerdem ist die Sandbahn dort viel fester als bei uns. Die Pferde treten nicht so weit ein wie bei uns. Wir hätten gleich zu Hause bleiben können.
Bei den Sandbahnen in Deutschland habe ich keine Priorität. Das hängt vom jeweiligen Pferd ab. Mesias und Moncalieri gehen in Dortmund viel besser als in Neuss.
GaloppOnline.de: Wer sind Ihre anderen Hoffnungen auf Sand neben Blueberry Forest?
Hirschberger: Moncalieri war immer ein Garant für gute Leistungen, auch Mesias, Mir nach Kollegen und Mir nach Kanaillen haben Potenzial, wie man schon erkennen konnte.
GaloppOnline.de: Als Favoritin blieb Miss Lips am Sonntag blass. Hat sich die Pause seit Juli noch negativ ausgewirkt?
Hirschberger: Sie hatte sich zwei Wochen nach ihrem tollen Laufen in Hamburg in der Morgenarbeit eine Fissur zugezogen. Das hat sich lange hingezogen. Wir haben ihr viel Zeit gegeben. Wir wollten aber nun einmal mit ihr starten, um zu sehen, ob ein Auftritt in Dubai Sinn macht. Vielleicht hat ihr doch noch ein wenig Kondition gefehlt. Ich hatte eigentlich gedacht, sie hätte vorher schon genug getan. Aber wir konnten vorher auch keine schnelle Arbeit, sondern nur Konditionsarbeit mit ihr gehen.
In zwei Wochen wird sie wieder laufen. Danach werden wir in Sachen Dubai entscheiden. Man muss auch sehen, ob dann noch ein Flieger geht. Die anderen deutschen Pferd sind schon dort. Und es sollten drei Pferde zusammen reisen, sonst wird die Sache zu teuer.
GaloppOnline.de: Gibt es die Absicht, mit Miss Lips in die Zucht zu wechseln?
Hirschberger: Wenn sich ein gutes Angebot gibt, könnte sie für die Zucht verkauft werden. Wenn nicht, könnte die Besitzerin selbst mit ihr züchten. Das muss man abwarten.
GaloppOnline.de: Bevorzugen Sie bestimmte Reiter auf der Sandbahn? Carina Fey hat zuletzt einige Male Blueberry Forest geritten…
Hirschberger: Eigentlich nicht. Carina Fey hat Blueberry Forest zweimal ordentlich gesteuert. Das hatte sich beim Amazonenreiten so ergeben. Sie wird wahrscheinlich auch beim nächsten Mal seine Partnerin sein.
GaloppOnline.de: Starke Unterstützung erhalten Sie von Frau Lindemeyer. Besucht sie auch regelmäßig Ihren Stall?
Hirschberger: Für Stallbesuche hat sie kaum Zeit, da sie sehr stark mit ihrem Betrieb beschäftigt ist. Am Wochenende sieht es günstiger aus, da ist sie immer dabei, wenn die Pferde laufen.
GaloppOnline.de: Wie sind die Trainingsbedingungen in Leipzig?
Hirschberger: Im Moment durch das Wetter sind sie eingeschränkt. Erfreulicherweise hat uns der Rennverein in der vergangenen Woche die Grasbahn freigegeben. Das war eine Ausnahme und besondere Geste an uns. Wir haben aber zwei Sandbahnen zur Verfügung.
GaloppOnline.de: Eine Frage an Sie als Insider der Leipziger Szene: Wie ist die Situation des Rennvereins?
Hirschberger: Es ist für 2006 fast alles abgesichert. Fast alle Rennen sind gesponsert. Am 1. Mai werden Autofirmen die Partnerschaften übernehmen. Der Rennverein hat sich etabliert. Drei Leute haben das Sagen und nicht mehr. Das ist wichtig. Es reden nicht mehr soviele rein wie früher. Da wollten sich bei der alten Vorstandschaft einige Personen profilieren und unbedingt in der Zeitung stehen. Das hat sich jetzt völlig geändert. Es soll 2006 sechs Renntage geben.
GaloppOnline.de: Was möchten Sie in diesem Jahr erreichen?
Hirschberger: Zum 500. Erfolg fehlen mir noch über dreißig Siege. Das wird nicht zu machen sein und erst im nächsten Jahr ein Thema werden. Nach Ende der Sandbahnsaison muss man natürlich ein wenig Abstriche machen.
GaloppOnline.de: Was halten Sie vom neuen Sandbahn-Handicap?
Hirschberger: Im ersten Jahr ist das günstig, die Pferde können mit derselben Marke auf Gras beginnen, mit der sie in die Sandbahn-Saison gestartet sind. Aber im zweiten Jahr sehe ich Probleme. Die Pferde, die sich auf Sand hochgelaufen haben, können sich in den Gras-Monaten nicht herunterarbeiten und beginnen mit zu hohem Gewicht wieder auf Sand. Wir können doch nicht fünf- bis sechshundert Kilometer umsonst fahren, nur damit sich die Pferde herunterlaufen und nichts verdienen.
GaloppOnline.de: In Magdeburg wurde eine Sandbahn gebaut. Bislang hat es dort nur einen halben Renntag auf diesem Untergrund gegeben. Was sagen Sie dazu? Wäre das nicht auch eine Anlaufstation für Ihre Pferde?
Hirschberger: Man hat eigens eine breite Sandbahn dort angelegt. Ich verstehe nicht, warum man es nicht wieder versucht. Im Osten stehen allerhand Pferde zur Verfügung, Und eine Beleuchtung braucht man nicht unbedingt, wenn die Rennen von 12 bis 16 Uhr ausgetragen werden. Eigentlich kann es nur am Geld liegen, dass keine Rennen mehr auf Sand stattgefunden haben und man keine Sponsoren für den Winter findet.
GaloppOnline.de: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Hirschberger: Im Sommer, wenn ich nicht so viel reisen muss, bin ich oft im Garten. Ich habe ein Wochenend-Grundstück.
GaloppOnline.de: Wie ist das Verhältnis zu Ihrem Sohn Jens? Haben Sie ihm dazu geraten, den Job als Privattrainer des Gestüts Schlenderhan anzunehmen?
Hirschberger: Wir haben einen engen Kontakt. Er hat gesagt, dass er meinen Stall eines Tages nicht übernehmen würde. Zwar soll man niemals nie sagen, aber ich kann es mir für die Zukunft nicht vorstellen bei dem guten Angebot von Schlenderhan. Als zur Diskussion stand, ob er nach Schlenderhan gehen oder den Stall von Andreas Schütz übernehmen könnte, habe ich ihm zu der Aufgabe beim Gestüt geraten.
GaloppOnline.de: Sie sind jetzt 64 Jahre alt. Wie lange wollen Sie noch als Trainer arbeiten?
Hirschberger: Ich habe da keinen Plan. Da mein Sohn den Stall nicht übernimmt und mich keine Leiden plagen, hoffe ich, noch so lange wie möglich trainieren zu können, zumal es mir weiterhin viel Spaß macht und der Erfolg auch da ist.