Mit Otto-Werner S.

GaloppOnline.de: Ihre eigene reiterliche Karriere war eher kurz. Warum?

Otto-Werner Seiler: Ich lasse lieber reiten, da man früh zu mir gesagt hat, du hast keine Zeit, du bist zu schwer und du hast kein Talent.”

GaloppOnline.de: Welchen Jockey haben sie besonders geschätzt?

Otto-Werner Seiler: Ganz besonders positiv war die Zusammenarbeit mit Peter Alafi. Als er nach dem Ungarn-Aufstand nach Deutschland kam, hatte er zunächst nur eine beschränkte Lizenz für Graf Pejacsevich. Die ersten offenen Ritte hat er dann für Steintor ausgeführt.

GaloppOnline.de: Heini Schütz war der erste Trainer der Steintor-Pferde, in all den Jahren wohl auch der Wichtigste. Warum?

Otto-Werner Seiler: Er und sein Bruder Willi konnten einem zu jeder Zeit sagen, was ein Pferd für Vorteile, was für Nachteile hatte. Vielleicht waren diese Leute, die vor dreißig, vierzig Jahren das Sagen hatten, sogar die größeren Fachleute als die Trainer heute. Es wird ja auch zum Beispiel viel härter trainiert als früher. Alles steht unter einem größeren Erfolgsdruck, man gibt den Pferden nicht mehr soviel Zeit. Deshalb bleiben auch so viele auf der Strecke. Man erwischt sich ja manchmal selbst dabei, wie man mehr Gas gibt.

GaloppOnline.de: Ihre Pferde haben meistens ausreichend Zeit bekommen. Wie sehen Sie die Möglichkeiten von heute gegenüber früher?

Otto-Werner Seiler: Früher war es einfacher, Rennen zu gewinnen, auch das Management war nicht so schwierig. In Zeiten, in denen die Handicapper mit den Kilos schnell zur Hand sind gibt es keine Seriensieger mehr.

GaloppOnline.de: Besonders im Hindernissport haben Sie viel erreicht. Wie beurteilen Sie die Entwicklung in diesem metier?

Otto-Werner Seiler: Auch da ist es nicht mehr so einfach. Wir hatten durch die Bank viel bessere Reiter. Dirk Fuhrmann zum Beispiel, der hat noch auf unserem Lappländer gelernt, der ist kaum noch greifbar. Danach kommt nur wenig. Es krankt schon daran, dass es keine Leute mehr gibt.

Und die Chancen waren größer, jüngere Pferde aufzubauen. Man ließ sie etwa in Neuss zwei-, dreimal laufen, dort bekamen sie richtig Schliff. Heute laufen manchmal in Baden-Baden Pferde, die über Hindernisse fast nicht geprüft sind. Dadurch werden sie schneller verheizt. Sie müssen als relative Anfänger in guter Klasse laufen. Das ist alles andere als optimal.

GaloppOnline.de: Hat der Hindernissport denn noch eine Berechtigung?

Otto-Werner Seiler: Was haben wir gerade in Hannover nicht alles für Anrufe bekommen. Die Leute haben gefragt, wann denn wieder Hindernisrennen stattfinden. Als wir die große Serie auf der Neuen Bult hatten, war die Bahn doch schwarz vor Menschen.

GaloppOnline.de: Hatten Sie ein Lieblingspferd?

Otto-Werner Seiler: Mir ist immer auf den Weg gegeben worden, ich solle kein Pferd bevorzugen. Aber Capo, der Erstling der Crab Tree spielte eine besondere Rolle, weil er so klein war. Die Kinder haben ihn geritten, die ehemalige Amateurrenreiterin Karin Reul hat sich noch auf der Alten Bult um ihn gekümmert. Einmal in Baden-Baden, in Bobbys Bar, da habe ich meinen Freunden leichtfertig versprochen, wenn der Capo nicht diese Woche gewinnt, dann bekommt ihr von mir alles Geld zurück, was ihr auf ihn gesetzt habt.

GaloppOnline.de: Wie sind Sie an den Deckhengst Colon gekommen?

Otto-Werner Seiler: Den habe ich damals günstig bekommen. Es war nur sehr schade, dass er so früh abgetreten ist.

GaloppOnline.de: Gibt es einen Nachfolger für den Stall Steintor?

Otto-Werner Seiler: Ich finde ja keinen Nachfolger. Die Kinder haben kein Interesse, und einen vernünftigen Trainer für den Stall gibt es auch nicht.

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