Mit Matthiessen

GaloppOnline.de: Wenige Wochen vor dem Derby-Meeting gehen die Wettumsätze weiter dramatisch nach unten. Speziell Baden-Baden musste erhebliche Einbußen verkraften. Wie sieht Ihre Kalkulation für die Rennwoche aus?

Hans-Ludolf Matthiessen: Unsere Kalkulation haben wir nach Baden-Baden noch ein wenig angepasst. Wir gehen davon aus, dass der Bahnumsatz leicht zurückgehen wird, so zwischen drei und fünf Prozent. Natürlich müsste das Ziel eine Steigerung, aber wir sind realistisch.

GaloppOnline.de: Als Hauptproblem haben sich die Außenumsätze erwiesen. Wie wollen Sie die Buchmacher zu mehr Vermittlung bewegen?

Hans-Ludolf Matthiessen: Bei der Außenwette haben wir einen Rückgang von zehn Prozent einkalkuliert. Dieser Sektor ist eine riesige Sorge, da dieser Markt aktuell nicht mitspielt. Bei den Außenwetten kommen 60 bis 65 Prozent von den Buchmachern. Angesichts des derzeit ungeregelten Zustandes der Zukunft kann man aus geschäftlicher Hinsicht ihr Verhalten, wenig zu vermitteln, verstehen. Leider haben wir keine Möglichkeit zu handeln, unsere Rechte haben wir abgetreten.

Die Entwicklung bei der Außenwette erfüllt uns mit großer Sorge. Man darf nicht übersehen, dass die Umsätze bei uns und in Baden-Baden um ein Vielfaches höher liegen als auf anderen Bahnen. Da macht sich das in absoluten Zahlen schon erheblich bemerkbar. Ansonsten sind wir aber verhalten optimistisch.

GaloppOnline.de: Welchen Anteil am Ergebnis hat der Faktor Wetter? In den vergangenen Jahren hatte Hamburg ja alles erdenkliche Pech mit der Witterung.

Hans-Ludolf Matthiessen: Die Erfahrungen der vergangenen Jahre und das riesige Pech mit dem Wetter waren die Hauptgründe für Investitionen im sechsstelligen Bereich ins Geläuf. Wir hatten im Vorjahr einen Europarekord an Nichtstartern, 108 Pferde wurden abgemeldet. Das kann man bei einem Meeting nicht verkraften, das wird sich aber sicher nicht wiederholen. Ganz elementar waren die Investitionen in die Drainage. Es hat massive Änderungen gegeben. Bei jeder Witterung sollte der Boden nun optimal sein. Ich würde sogar sagen, die Bahn würde auch die Regenmengen vom letzten Jahr aushalten.

GaloppOnline.de: Tangiert das EM-Endspiel am ersten Sonntag den Renntag? Ist eine Übertragung nach den Rennen auf der Bahn geplant?

Hans-Ludolf Matthiessen: Seit 1976 müssen wir solchen Großereignissen stets ausweichen. Aber diesmal sehe ich keine Probleme. Ein Spiel um Platz drei gibt es nicht. Das Finale beginnt an unserem ersten Sonntag um 20:45 Uhr. Da sind wir längst mit den Rennen durch, die gegen 18:30 Uhr enden sollten. Ich glaube nicht, dass das Interesse sehr groß ist, auf der Bahn das Endspiel zu schauen, da der Zeitabstand sehr groß ist zwischen Rennen und Spiel. Da gehen die Leute abends wohl lieber nach Hause oder in die Kneipe.

GaloppOnline.de: Die Dotierungen der Basisrennen sind höher als in Baden. Wirkt sich das bei den Nennungen aus?

Hans-Ludolf Matthiessen: Wir haben im Vorjahr die Basisrennen in der Dotierung angehoben und das auch diesmal gemacht. Ich vertrete den Standpunkt, wenn die Rennen bei uns oder in Baden-Baden schwerer als auf anderen Bahnen zu gewinnen sind, dann sollte es auch mehr Geld geben als woanders. Um die Renntage entsprechend zu bestücken, müssen wir den Basissport stützen. Im Ausgleich IV gibt es im Normalfall 8.000 Euro, in den Handicaps mit hoher Plusskala winken 7.000 Euro. Die Sieglosenrennen beginnen bei 8.000 Euro. Das sind schon Angebote, auch für leistungsschwächere Pferde.

Wir offerieren jetzt aber auch zwei zusätzliche große Rennen. So wird am Derby-Tag ein zweites Auktionsrennen, dotiert mit 50.000 Euro, stattfinden. Und am Vortag haben wir ein Listenrennen, ausgestattet mit 25.000 Euro, für vierjährige und ältere Stuten. Das war zwingend erforderlich. Denn der ehemalige Fährhofer Stutenpreis, der jetzt von der Firma Jungheinrich gesponsert wird, ist jetzt nur für dreijährige Stuten offen, da er vor dem Preis der Diana liegt, da brauchten wir für die älteren Stuten eine Alternative.

GaloppOnline.de: Wie wollen sie gegen Startermangel wie in Iffezheim ankämpfen?

Hans-Ludolf Matthiessen: Mit den höchsten Rennpreisen im Basisbereich. Außerdem geben wir die höchsten Transportkostenbeihilfen. Wir müssen einfach genug Starter haben. Das Potenzial ist da, man muss nur etwas anbieten. Wir stehen da auch in Verhandlungen mit Baden-Baden. Wichtig ist, um jedes Pferd zu kämpfen. Wir teilen die Rennen auch, sofern es möglich ist und machen lieber ein zehntes Rennen, damit die Pferde auch alle laufen können. Und am Derbytag haben wir in den kleineren Rennen noch jeweils tausend Euro als Preisgeld draufgepackt. So gibt es hier im Ausgleich III jetzt 10.000 Euro.

GaloppOnline.de: Im Vorjahr waren hohe Jackpots in der Viererwette sehr förderlich für den Umsatz. Ist das wieder geplant?

Hans-Ludolf Matthiessen: Das ist leider kein Wunschkonzert, sondern waren glückliche Zufälle. Man kann so etwas nicht jedes Jahr erwarten. In der Viererwette werden die Garantie-Auszahlungen zwischen 10.000 und 20.000 Euro liegen. Diese Wette war eine gute Idee im Winter, braucht aber jetzt wieder einen Impuls, damit nicht die Gefahr der Abnutzung besteht. Wir überlegen gerade, was wir da tun können. Wir werden auch versuchen, die Wettchance auf die günstigsten rennen zu legen.

GaloppOnline.de: Wäre eine Viererwette im Derby nicht sinnvoll?

Hans-Ludolf Matthiessen: Ich glaube nicht, wir würden sonst Potenzial für ein anderes Rennen verschenken. Die Dreierwette im Derby ist so interessant, dass wir da keine Viererwette brauchen. Die Quoten in der Derby-Dreierwette waren oft sehr hoch. Befürchtungen durch die 50 Cent-Dreierwette würde der Umsatz zurückgehen, haben sich im Vorjahr nicht bestätigt, er ist fast identisch geblieben.

GaloppOnline.de: Welche Stars im Pferdebereich haben sich angesagt?

Hans-Ludolf Matthiessen: Wenn die Stars alle laufen, dann wäre es ein Jahrhundert-Meeting. Mi Emma geht in den Jaxx-Pokal oder in das Stutenrennen am Mittwoch. Im Idee-Hansa-Preis soll It‘s Gino starten. Wenn Oriental Tiger auch kommt, wäre das eine tolle Revanche, denn bei uns geht es ja über einen Rechtskurs, der für Oriental Tiger besser zu sein scheint. Der Hammer wäre es, wenn Adlerflug als Derbysieger ebenfalls antreten würde. Wir würden ihn liebend gerne sehen. Und dann ist da mit Prince Flori noch ein besonderes Lieblingspferd der Fans. Ganz zu schweigen von einem Auftritt von Overdose in der Lotto-Hamburg.Trophy.

GaloppOnline.de: Gibt es auch Araber-Rennen?

Hans-Ludolf Matthiessen: Das i-Tüpfelchen wird am Derby-Tag das höchstdotierte Araber-Rennen Deutschlands, der mit 80.000 Euro ausgestattete Qatar-Cup. Da werden sicher auch einige Top-Reiter aus Frankreich kommen. Wir haben eine enge Bindung zu Qatar, auch am zweiten Samstag gibt es ein Araberrennen, das mit 25.000 Euro versehen ist. Wir wollen da unsere Bindung weiter verstärken.

GaloppOnline.de: Sind am Derby-Tag wieder zwölf Rennen?

Hans-Ludolf Matthiessen: Ich gehe davon aus. Sponsormäßig ist jedes Rennen, das vor dem Derby stattfindet, bestens zu verkaufen. Deshalb müssen vorher möglichst viele Rennen ausgetragen werden. Außerdem baut sich ja eine ungeheure Spannung auf. Und wir brauchen anschließend Zeit zur Auszahlung. Wenn viele Leute im Derby treffen und ihr Geld abholen wollen, dauert das. In diesem Jahr wird das Derby voraussichtlich als neuntes Rennen zwischen 17:15 Uhr und 17:25 Uhr ausgetragen.

GaloppOnline.de: Wird das Derby im Fernsehen gezeigt?

Hans-Ludolf Matthiessen: Wir stehen in Gesprächen mit der ARD. Man bemüht sich dort, das Derby im Rahmen der Tour de France-Übertragung live zu zeigen. Abends wird es wieder einen ausführlichen Beitrag in N3 geben.

GaloppOnline.de: Gibt es Änderungen bei den Anfangszeiten der Renntage?

Hans-Ludolf Matthiessen: Nein, am Derby-Tag starten wir um 12:30 Uhr, sonst am Wochenende um 14 Uhr. Am Freitag geht es um 16 Uhr los und an den anderen Wochentagen um 17 Uhr.

GaloppOnline.de: Der Renn-Club gilt als schuldenfrei. Wie wollen Sie diesen Zustand beibehalten?

Hans-Ludolf Matthiessen: Wir planen jedes Meeting so, dass wir eine halbwegs realistische Umsatzeinschätzung haben. Und es wurde bis an die Schmerzgrenzen beim Renn-Club rationalisiert. Wichtig ist, die Fixkosten außerhalb der Renntage so gering wie möglich zu halten. Wir haben hohe Aufbaukosten für die Zelte, die bei 300.000 bis 400.000 Euro liegen. Das rechnet sich nur bei vielen Renntagen.

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