GaloppOnline.de: Herr Suerland, wie genau kam es zu Ihrer Verletzung am Schlüsselbein? Und wie lange planen Sie, jetzt in Deutschland zu bleiben?
Marvin Suerland: Der Unfall ist im Training in Katar passiert, das war am zweiten Tag im neuen Jahr. Wenn man so will, hat 2011 nicht gerade gut begonnen für mich. Ich lag etwa 200 Meter vor dem Ziel an den Rails auf der Grasbahn mit meinem Pferd, da hat es sich das Bein gebrochen und ich bin mit ihm in die Rails gestürzt. Das Schlüsselbein war viermal gebrochen, aber die Ärzte vor Ort haben gesagt, dass es nur ein glatter Bruch ist und dass ich nach einer Woche wiederkommen soll. Auf Anraten von Filip Minarik und Andreas Suborics bin ich dann aber gleich nach Deutschland zurückgeflogen. Hier stellte sich dann heraus, dass es ein vierfacher Bruch ist. Ich bin dann gleich operiert worden.
GaloppOnline.de: Wie geht es Ihnen aktuell?
Marvin Suerland: Alles in Ordnung, ich fühle mich fit und gehe schon wieder laufen und schwimmen. Im Training reite ich auch jetzt wieder bei meinem Vater. Auch wenn die Ärzte immer sagen, dass man sechs Wochen ausfällt, will ich unbedingt wieder reiten. Die Saison in Katar ist jetzt in vollem Gange. Die großen Rennen stehen bald an.
GaloppOnline.de: Kehren Sie also nochmal nach Katar zurück, um dort in diesem Winter zu reiten?
Marvin Suerland: Ja auf jeden Fall. Den Neusser Renntag am 30. Januar werde ich wahrnehmen und dort reiten. Im Anschluss daran werde ich nach Katar zurückfliegen und dort wieder in Aktion sein.
GaloppOnline.de: Wie lange?
Marvin Suerland: Bis Mitte Mai plane ich dann in Katar zu bleiben und auch die letzten Renntage dort mitzunehmen.
GaloppOnline.de: Katar und Deutschland. Vergleichen Sie doch einmal beide Länder im Bezug auf den Galopprennsport.
Marvin Suerland: Da gibt es schon sehr große Unterschiede. Was die in Katar kaufen und bauen ist schon sensationell. Es wird niemals das Niveau von Dubai erreichen, aber es entsteht dort mit viel Geld eine richtige Galopprennsportszene. Die Bedingungen zum Arbeiten sind hervorragend, es mangelt in Katar wirklich an nichts. In Deutschland sieht es da in manchen Bereichen anders aus.
GaloppOnline.de: An welchem Stall reiten Sie in Deutschland in der Saison 2011/2012?
Marvin Suerland: Da ist noch alles offen, es sind bis Mitte Mai ja auch noch vier Monate Zeit. Angebote liegen momentan nicht vor, zuletzt habe ich bei Christian von der Recke geritten und mich dort sehr wohl gefühlt.
GaloppOnline.de: Welche Ziele haben Sie für dieses Jahr als Jockey?
Marvin Suerland: So viele Rennen gewinnen, wie es nur geht. Ich bin hoch motiviert und die Saison in Katar hatte für mich so gut begonnen, daher ärgert es mich schon etwas, dass ich mich verletzt habe. Sechs Siege habe ich jetzt in den ersten zwei Monaten geschafft, eine Saison zuvor hatte ich insgesamt nur sechs Erfolge erreicht. Ich war eigentlich gerade gut im Geschäft in Katar und möchte unbedingt schnell dorthin zurück, damit ich den Anschluss nicht verpasse.
GaloppOnline.de: Welches Grundgewicht können Sie reiten?
Marvin Suerland: Mein niedrigstes Gewicht sind 54 Kilo. Ich bin 1,74 m groß, da ist es nicht immer leicht, das Gewicht zu halten. Aber durch viel Sport packe ich das.
GaloppOnline.de: Wie sieht ein ganz normaler Arbeitstag im Leben von Marvin Suerland aus? Wann stehen Sie auf und wie verläuft Ihr Tag?
Marvin Suerland: Da gibt es große Unterschiede zwischen der Arbeit in Katar und Deutschland. In Katar beginne ich schon gegen 4.00 Uhr morgens. Ich komme an den Stall und die Pferde sind schon vorbereitet. Ich trabe die Pferde und gehe dann im Canter mit ihnen um die Bahn. Wenn ich zurückkomme, kann ich gleich das nächste Pferd reiten. Drei bis vier Pferde pro Tag arbeite ich. Um 7.00 Uhr bin ich dann fertig. In Deutschland fange ich gegen 6.00 Uhr an und bin dann einfach für mehr zuständig. Auch das Trockenführen, Schritt reiten und putzen wird dann fällig. Der Rennsport in Katar hat einfach einen anderen Stellenwert. Nach den Renntagen, die immer mittwochs und donnerstags sind, hat man am Freitag vier bis fünf Seiten in der Presse nur über Galopprennen. Einen Tag später kommen dann auch noch die Aufzeichnungen im nationalen Fernsehen, Katar TV. Das ist schon eine tolle Sache, wenn man da erfolgreich war und es alle im Fernsehen sehen können.
GaloppOnline.de: Würden Sie lieber ein Gruppe I-Rennen gewinnen oder das Championat der Jockeys erringen?
Marvin Suerland: Ich würde mich wohl für den Sieg im Gruppe I-Rennen entscheiden, aber es sind sicher beides interessante Ziele. Ich würde mir wünschen, dass ich in diesem Jahr in Deutschland auch an Ritte in Grupperennen gelange und meine Pferde dann auch gut abschneiden. Der Ritt auf Northern Glory im Großen Preis von Baden, als ich Pacemaker für Night Magic war, war schon etwas ganz Besonderes. Auch wenn er nicht gewonnen hat, im Gruppe I-Rennen so lange vorne zu sein, war schon eine tolles Gefühl.