Mit Marvin Suerland

GaloppOnline.de: Hatten Sie daran geglaubt, dass es nun schon mit dem Jubiläumstreffer klappen würde?

Marvin Suerland: Lange bin ich aus Dubai ja noch nicht zurück. Zum Glück habe ich am Samstag ein Rennen mit Mengo gewonnen, da habe ich mir schon Chancen ausgerechnet. Bei Kayo, meinem ersten Sieger am Sonntag, ist vieles von der Tagesform abhängig. Wenn er Lust hat, kann es klappen. Das war nun der Fall.

Mit Gattinaro wollte ich eigentlich an zweiter, dritter Stelle gehen, kam aber erst nicht mit. Zunächst ließ er sich schieben. Auf die Gerade zu ging er gut in die Hand, alles hat dann noch locker funktioniert. Ich hatte nicht geglaubt, dass er als Siegloser direkt im Ausgleich III gewinnen würde. Austriaco war eigentlich ein Elfmeter.

GaloppOnline.de: Er wirkte am Start ziemlich aufgedreht. Wie kam das? Waren Sie selbst auch aufgeregt?

Marvin Suerland: Ich war ziemlich nervös. Das Pferd stand 12:10 am Toto, normal war er unverlierbar. Er ist noch ein Riesenbaby. Das sah man vor und während des Rennens. Wir kamen nicht gut ab. Als ich ihn nach außen gezogen habe, überrollte er das halbe Feld. Ich wollte einfach nicht, dass wir festsitzen. Als wir dann an die Spitze kamen, war ich mir eigentlich siegessicher. Dann guckte er allerdings, war noch sehr grün. Man darf nicht vergessen, dass es erst sein dritter Start war und er lange nicht gestartet war.

GaloppOnline.de: Dürfen Sie Austriaco auch jetzt in besseren Aufgaben reiten?

Marvin Suerland: Das ist offen, aber ich glaube es eher nicht. Ich denke, dass er nun vielleicht in Listen- oder Grupperennen antreten wird.

GaloppOnline.de: Haben Sie Ihren 50. Treffer noch am Abend gefeiert?

Marvin Suerland: Nein, ich war nur noch kurz etwas essen und danach ziemlich müde.

GaloppOnline.de: Was sind Ihre Pläne für dieses Jahr? 2005 haben Sie 39 Rennen gewonnen.

Marvin Suerland: Wenn es genauso läuft wie im Vorjahr, dann wären schon alle Wünsche mehr als erfüllt. Ich habe ja jetzt nur noch zwei Kilo Gewichtserlaubnis und mache Ende Juli meine Abschlussprüfung. Dann sind die Kilos weg und es wird richtig schwer.

GaloppOnline.de: Was werden Sie nach Ende der Ausbildung machen? Werden Sie bei Ihrem Vater bleiben?

Marvin Suerland: Vielleicht gehe ich für ein halbes oder ein Jahr ins Ausland. Vielleicht wechsle ich erst einmal an ein anderes Quartier und komme später wieder zurück, um mich weiterzuentwickeln.

GaloppOnline.de: Wie ist das Verhältnis zu Ihrem Vater?

Marvin Suerland: Super. Er gibt mir alle Chancen und setzt viel Vertrauen in mich. Dass ich Austriaco reiten dürfte, hätte ich nicht gedacht. Ich habe auch zahlreiche Dreijährige von uns schon beim ersten Start geritten.

GaloppOnline.de: Bespricht man dann die Order schon innerhalb der Familie?

Marvin Suerland: Nein, aber morgens im Training sagt er schon genau Bescheid, was zu tun ist. Mein Vater ist auch kein Fan einer festen Order. Er macht das gerne vom Rennverlauf abhängig.

GaloppOnline.de: Haben Sie Vorbilder?

Marvin Suerland: In Deutschland Adrie de Vries, im Ausland würde ich Christophe Soumillon und Lanfranco Dettori nennen.

GaloppOnline.de: Welche Aufgaben hatten Sie in Dubai? Was bringen Sie aus dieser Zeit an Erfahrungen mit?

Marvin Suerland: Ich habe die beiden Pferde dort jeden Morgen vorbereitet, Es sind unsere beiden Cracks im Stall. Es war eine Super-Zeit. Leider hat sich Kartago eine Fissur zugezogen, Aber Proudance ist zweimal toll gelaufen. Dubai ist eine ganz andere Welt, allein schon von der Rennbahn und den Stallungen her. Das wird einem erst richtig bewusst, wenn man wieder nach Deutschland zurückkehrt.

GaloppOnline.de: Reiten Sie die besseren Pferde auch bei uns morgens in der Arbeit?

Marvin Suerland: Ja, täglich. Und bei den Galopps sitze ich meistens auf den guten Pferden. Das war früher nicht der Fall. Auf Proudance sitzen immer unterschiedliche Reiter. Ich habe auch Austriaco und Artreju vorbereitet, der im Orakel der Dreijährigen leider unter den Erwartungen geblieben ist.

GaloppOnline.de: Haben Sie dafür eine Erklärung?

Marvin Suerland: Nein, wir haben ihm am Montag Blut abgenommen. Das Laufen kann überhaupt nicht stimmen. Er ist ein ganz gutes Pferd, Er ging im Training so gut, dass ich mir sicher war, er würde mit Norman Richter eins, zwei, drei sein.

GaloppOnline.de: Wie steht es aktuell um Ihr Gewicht?

Marvin Suerland:Ich bin 1,72 Meter groß, habe aber im letzten Jahr fünfzig Kilo geritten. Doch diese Ritte lohnen sich einfach nicht für mich. Ich glaube, ich habe nur in einem Fall gewonnen. Jetzt bringe ich ohne Probleme 51 Kilo in den Sattel.

GaloppOnline.de: Müssen Sie dafür viel Sport treiben? Was machen Sie sonst in Ihrer Freizeit?

Marvin Suerland: Ich laufe täglich und gehe ins Fitness-Studio. Ich kann alles essen. Essen ist auch mein Hobby. Außerdem spiele ich sehr gerne Fußball und gehe Schwimmen.

GaloppOnline.de: Haben Sie inzwischen den Führerschein?

Marvin Suerland: Zwei Tage vor Dubai, das war am 13. Januar, habe ich die Prüfung geschafft. Es ist schon angenehm, wenn man selbst auf die Bahn fahren kann und nicht auf andere angewiesen ist.

GaloppOnline.de: Wie läuft Ihr Management?

Marvin Suerland: Das mache ich gemeinsam mit meinem Vater. Er kennt doch jeden im Sport und besitzt sehr gute Kontakte.

GaloppOnline.de: Ihre Freundin Katharina Daniela Werning ist ebenfalls Reiterin. Gibt man sich da schon gegenseitig Tipps?

Marvin Suerland: Natürlich, wenn sie ein Pferd schon geritten hat, ist sie mir behilflich und umgekehrt natürlich auch.

GaloppOnline.de: Werden Sie am Ende dieses Jahres wieder der erfolgreichste Nachwuchsreiter sein?

Marvin Suerland: Das glaube ich nicht. Sollte ich die Prüfung bestehen, bin ich Ende Juli mit der Ausbildung fertig. Da bleibt nicht viel Zeit. Für mich schafft es diesmal Christopher Ceballos-Sanchez, zumal er auch noch fünf Kilo Erlaubnis hat und das Jahr durchreiten möchte.

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