GaloppOnline.de: Das Thema Andres Suborics ist natürlich immer noch eins. Die Turfwelt in Deutschland fragt sich natürlich, ob es nicht möglich war, dass sich ein Spitzenquartier und ein Spitzenjockey arrangieren?
Mario Hofer: Ich habe es versucht, es ging nicht.
GaloppOnline.de: Darf es etwas genauer sein? Andreas Suborics hat mehrfach nach außen hin verkündet, dass er sie bereits vor einigen Wochen auf das Türkei-Gastspiel am zweiten September-Sonntag angesprochen habe.
Mario Hofer: Das stimmt und ich habe auch gesagt, dass, wenn wir nichts an diesem Wochenende laufen hätten, dies dann in möglich sei. Allerdings war der große Renntag in der Türkei immer samstags. Dass er nun am Sonntag über die Bühne geht, war mir nicht bekannt. Ferner habe ich dann Andreas darauf hingewiesen, dass wir noch einmal darüber sprechen müssten.
GaloppOnline.de: Das war wohl dann nicht so, Sie haben von der Zusage, dass Andreas in der Türkei Bussoni und Aspectus für das Blume-Quartier reiten werde, in der Zeitung gelesen?
Mario Hofer: In Baden-Baden im „Badischen Tagblatt“. Daraufhin habe ich dann Kontakt mit Andreas aufgenommen, doch er blieb bei seiner Entscheidung. Ich habe dann sogar noch Herrn Ostermann eingeschaltet, er hat zu ihm ja auch ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Aber auch er kam schnell nicht weiter. Die Trennung war nun unumgänglich, denn ich kann meinen Besitzern nicht erklären, dass mein Stalljockey nicht an diesem Wochenende für sie im Einsatz ist.
GaloppOnline.de: Andreas Suborics hat finanzielle Zugeständnisse angeboten?
Mario Hofer: Auch richtig. Aber, das bringt uns nicht weiter, das ist keine Lösung. Er verdient ein sehr, sehr gutes Monatsgehalt für drei Arbeitstage. Und noch einmal, ich bin nicht bereit, dies meinen Besitzern erklären zu müssen, dass er für einen anderen Stall reitet.
GaloppOnline.de: In der Türkei werden an diesem einen Renntag enorm hohe Preisgelder ausgeschüttet. Im Bosphorus Cup und der Topkapi-Trophy allein zusammen knapp 1,7 Millionen Dollar?
Mario Hofer: Okay, aber ich verstehe Andreas dennoch nicht. Er kann doch nicht ein, zwei Rennen über eine Verpflichtung an meinem Stall stellen. Es ist mir rätselhaft.
GaloppOnline.de: Sie hätten ihn gerne weiter als Stalljockey gehabt?
Mario Hofer: Aber natürlich, er hätte bei mir eine Lebenstellung haben können. Er war schon vor zehn Jahren bei mir, ging dann zu Baron Ullmann, was natürlich nachzuvollziehen war. Nun kamen wir wieder zusammen, haben auch schon über die Zukunft gesprochen. Dass er im Winter nach Japan oder sonstwo hingeht und gutes Geld verdient, ist doch in Ordnung. Dann bin ich davon ausgegangen, dass er 2008 wieder unser Stalljockey ist.
GaloppOnline.de: Wer wird sein Nachfolger?
Mario Hofer: Der Markt gibt nicht viel her, alles kam doch nun sehr schnell. Ich habe natürlich auch mit meinen Besitzer darüber gesprochen. Die drei, vier Spitzenjockeys sind vergeben.
GaloppOnline.de: Adrie de Vries nicht. Wäre er ein Thema, man munkelt bereits?
Mario Hofer: Ich habe auch davon gehört, aber ich habe mit ihm noch nicht gesprochen. Ich denke, wir werden in diesem Jahr von Fall zu Fall entscheiden, in wichtigen Rennen auch den einen oder anderen ausländischen Jockey engagieren. Eine Entscheidung für einen neuen Stalljockey muss nicht in dieser Saison fallen.
GaloppOnline.de: Es käme die Situation, dass zum Beispiele vor einem Gruppe-Rennen in der Herbstsaison kein Spitzenjockey – mit Ausnahme von Andreas Suborics – zur Verfügung steht und auch eine Verpflichtung eines gutes Jockeys aus dem Ausland sich als schwierig gestalten würde. Käme dann eine Anfrage an Suborics aus Ihrer Sicht in Frage?
Mario Hofer: Ja, und wenn er wollte, bekäme er auch den Ritt.
GaloppOnline.de: Noch einmal zum Thema Stalljockey. Einer muss doch her?
Mario Hofer: Ja natürlich. Wir haben im kommenden Jahr etwa 40 Dreijährige, rund 30 Zweijährige, kommen erneut an die 100 Pferde.
GaloppOnline.de: Wir läuft die Saison 2007?
Mario Hofer: Wir haben zwölf Black-Type-Rennen gewonnen, eine Gewinnsumme von annähernd 800.000 Euro, belegen Platz vier in der Statistik. Da ist alles im grünen Bereich, auch wenn ich nach Gesamtsiegen so rund 15 Treffer schon mehr haben möchte. Aber auch das hat seinen Grund. Viele Dreijährige gewinnen, laufen dann gleich in Listenrennen, platzieren sich und haben ein GAG, das nicht dient, um als Punktelieferant aufzusteigen. Aber dieses Problem hat ja nun jedes Quartier.
GaloppOnline.de: Zur aktuellen sportlichen Lage. Mit Apollo Star, Scatina und Key to Pleasure haben sie bislang vier Gruppe-Rennen in dieser Saison gewonnen, First Stream läuft auf Gruppe-I-Parkett. Der ganz große Kracher ist nicht dabei?
Mario Hofer: Das war vor der Saison abzusehen. Einige meiner besten Pferde wurden im letzten Jahr verkauft. Apollo Star haben wir toll gesteigert, er läuft nun in Köln während des Europa-Preis-Meetings und dann in einem Gruppe-I-Rennen in Italien. Key to Pleasure haben wir nach schwerer Lungenerkrankung wieder zum Gruppe-Sieger geformt, die dreijährige Scatina ist Gruppe-Siegerin. First Stream zählt zu den besten Dreijährigen. Im Großen Preis von Baden hatte er Mitte der Geraden einen richtigen Stopp, musste neu ansetzen. Das kann man in dieser Klasse nicht mehr kompensieren. Wir wären bestimmt nahe am Drittplatzierten gewesen. Dass es im Verlauf der Saison Ausfälle gibt, ist doch normal, damit muss jedes Quartier leben.
GaloppOnline.de: Der dreijährige Next Style war wohl der prominenteste?
Mario Hofer: Ja natürlich. Aber da gilt es nicht zu jammern. Ich sagte doch, jedes Quartier hat diese Ausfälle zu verzeichnen. Den einen trifft es weniger hart als den anderen.
GaloppOnline.de: Zu den Zweijährigen. Sie trainieren eins der quantitativ wie auch qualitativ stärksten Lots des Jahrgangs 2005. Läuft alles nach Plan?
Mario Hofer: Wir haben vier Zweijährigen-Rennen gewonnen, viele liefen platziert. Something Stupid setzte sich im Hamburger Listenrennen für seinen jungen Besitzer durch, was mich besonders gefreut hat. In der Maurice Lacroix-Trophy haben wir zugegebenermaßen einen kleinen Dämpfer erhalten. Ich vermute, der abgetrocknete Boden war nicht nach dem Geschmack meiner Pferde. Wir werden auch für den Herbst noch den einen oder anderen Sieger im jüngsten Jahrgang stellen.
GaloppOnline.de:Baden-Baden und die Jährlingsauktion, waren sie zufrieden mit den Ankäufen?
Mario Hofer:Ja, neun Jährlinge kommen zu mir ins Training. Es hat mich auch sehr gefreut, dass mit Kathrin Kümin eine frühere Besitzerin wieder zurückgekehrt ist. Sie hat einen Ransom O‘ War-Sohn aus Fährhof gekauft. Mit ihrem Sir Felix habe ich seinerzeit mein erstes Gruppe-Rennen. Eckhard Sauren hat auch wieder Jährlinge gekauft. Es lief für ihn in dieser Saison nicht so toll. Da ist es nicht so selbstverständlich, dass man gleich wieder junge Pferde kauft. Aber er weiß, es kommt wieder ein besseres Jahr.
GaloppOnline.de:Im Hindernissport kocht man eher auf Sparflamme?
Mario Hofer:Priorität hat diese Sparte in unserem Stall natürlich nicht. Wir springen alternativ Pferde ein. Wenn sie talentiert sind und sich gut vorstellen, dann werden sie meistens schnell verkauft, zum Beispiel nach England. Die meisten Besitzer investieren das Geld dann zum Beispiel für einen neuen Jährling. Es bleibt im Umlauf für unseren Sport.